⚔️ Die Templer in Portugal
Noch im gleichen Jahr, in dem das Konzil von Troyes den neuen Templerorden bestätigt hatte, reiste ein Bruder namens Raimond Bernard über die iberische Halbinsel und knüpfte erste Beziehungen. Die damalige Regentin von Portugal Teresa übereignete ihm eine kleine städtische Siedlung namens Fonte Arcada, und wenig später die Burg von Soura und die umliegenden Ländereien. Im Gegenzug versprachen die Templer, bei der Reconquista des Landes von den Mauren zu helfen. Auf diesem Fundament wuchs eine gute Zusammenarbeit zwischen Krone und Orden, weitere Schenkungen folgten in den nächsten Jahren. Die Verbindung zwischen Monarchie und Templern war allerdings nicht so eng und staatstragend wie später nach der Gründung des Christusordens, eine Verbindung, die viele Historiker rückwirkend das gleiche Verhältnis zwischen Templern und Krone postulieren ließ. Im Licht neuerer Urkundenstudien ist dies nicht haltbar. 1147, nachdem die Templer bei der Eroberung von Santarem Unterstützung geleistet hatten, gewährte der König dem Orden kirchliche Immunität im gesamten von den Mauren zurückgewonnenen Land. 1169 reagierte der Orden auf ein vom König ausgesprochenes entsprechendes Siedlungsangebot südlich des Tejo eher zurückhaltend.
Die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde für die Templer durch ihren Provinzmeister Gualdim Pais geprägt, unter dem 1160 zum Beispiel der Bau der großen Festung Tomar, aber auch weiterer Befestigungsanlagen begann. In den folgenden Jahren wurde von den Templern eine regelrechte Verteidigungslinie errichtet, die die Burgen von Almourol, Tomar und Cardiga einschloss. 1190 versuchte der König von Marokko, Tomar zu erobern und sich so ein Einfallstor in das christliche Portugal zu eröffnen. Der Versuch scheiterte und trug weiter zum hervorragenden Ruf der Templer bei. Es gelang ihnen, um Tomar und Coimbra ein Territorium zu sichern, in dem sie alle Patrimonialrechte innehatten. Erst unter König Alfonso III. in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verringerte sich das Wohlwollen der portugiesischen Könige gegenüber dem Orden.
Nach dem päpstlichen Erlaß zur Verhaftung der Templer in ganz Europa 1308 wendete sich jedoch das Blatt erneut. König Dinis I. erwies sich als Helfer des Ordens und sorgte für die Sicherheit seiner Mitglieder in portugiesischem Territorium. Hinzu kam, daß das Konzil von Salamanca 1310 nach Beschluß der Diözesankommissionen die spanischen Templer für unschuldig erklärte. Im Jahre 1318 gründete Dinis einen neuen Orden, den sogenannten „Christus-Ritter-Orden“, der Mitglieder und Güter des aufgelösten Templerordens übernahm. Die Archive des portugiesischen Zweiges gingen zum Teil ebenfalls in den Besitz des Christusordens über; einige Dokumente gelangten jedoch in das Kronarchiv. Nach der Auflösung des Christusordens 1833 kamen auch die dort gelagerten Archivalien in das Kronarchiv von Torre do Tombo.
Im 15. Jh nannte der Verfasser der Ordenações Afonsinas, die „Sodomie“ als Grund des Vorgehens gegen die Templer und meinte, der Orden sei zu Recht vernichtet worden. Die Ansicht blieb allerdings in der portugiesischen Geschichtsschreibung die Ausnahme. Generell war man den Templer gegenüber neutral eingestellt bis wohlgesonnen.