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⚔️ Komturei Metz (Frankreich)

Metz liegt an der Mündung der Seille in die Mosel im Nordosten Frankreichs. Bei den karolingischen Reichsteilungen nach dem Tod Ludwigs des Frommen kam Metz 843 zu Lothringen, 870 dann zum Ostfrankenreich und gehörte somit im Zeitalter des Templerordens zu Süddeutschland.
Das Gründungsjahr der Niederlassung in Metz wurde von der älteren Forschung bereits in das Jahr 1123 datiert (Hammerstein, 1895), also vor der offiziellen Approbation des Ordens und sogar Hugues de Payens als Gründer des Hauses vermutet. Die moderne Forschung geht von 1133 oder 1135 als Datum der Entstehung des Hauses in Metz aus. In diesem Jahr übergab die Äbtissin des Benediktinerinnenklosters St-Glossinde den Templer die außerhalb der Stadtmauern von Metz gelegene Mauritiuskapelle. Die erste urkundlich belegte Schenkung stammt aus dem Jahre 1147 und steht im Zusammenhang mit der Predigt Bernhard de Clairvaux zum II. Kreuzzug in der Stadt Metz. Vermutlich im 13. Jahrhundert – das exakte Datum ist nicht bekannt – verlegten die Templer ihre Niederlassung in den Südwesten der Stadt, in die Nähe der Abtei St-Pierre-aux-Nonnains. Als Komturei wird die Niederlassung zum Beispiel 1203 und 1225 erwähnt (Bezirksarchiv Metz, Serie A. Maltheserfonds Bd. B und C).
Mai 1251 wird in der Komturei Metz ein Tausch beurkundet, den der Bruder Poencon, Provinzmeister von Lothringen, und das Frauenkloster St-Pierre-aux-Nonnains vornehmen: Gegen 5,5 Fass Wein überlassen die Templer ihren Besitz in Norroy dem Kloster (Hammerstein Seite 21 Nr. 53). Der Provinzmeister von Lothringen, Bruder Martin, tritt gemeinsam mit dem Komtur Renaud von Pierrevillers 1275 in Erscheinung. Beide geben ein Haus, welches vor der Kirche zu St. Martin liegt, für einen Jahreszins von 55 Schillinge an einen Jaquemin Parixel ab (Hammerstein Seite 18 Nr. 32). Weitere Urkunden stammen aus den Jahren 1280 bzw. 1282. Sie beschäftigen sich im Wesentlichen mit dem Verkauf von Gütern und den daraus folgenden Zinszahlungen. Im Jahre 1287 urkundet der vormalige Provinzmeister Martin als Komtur der Niederlassung von Metz. Daß die Komturei wie viele andere Häuser des Ordens auch nach den letzten Niederlagen im Heiligen Land mit Finanzproblemen zu kämpfen hatte, beweist das Darlehen, die der lothringer Provinzmeister Hannes und Komtur Renaud von Pierrevilliers bei dem Metzer Bürger Thirion l´Allemand aufnehmen: 100 Heller, um das Ordenshaus in Marbotte bei St. Mihiel von seinen Schulden zu befreien (Hammerstein Seite 19/20 Nr. 4).
Interessant ist, dass sich Ende des 13. Jahrhunderts eine Steinmetz-Bruderschaft in der Komturei befand, wie ein Grabstein von 1287 erkennen lässt, auf dem es heißtfreires chapelens ki fut maistres des mazons dou tanple.

Während des Prozesses gegen den Orden Anfang des 14. Jahrhunderts hatten die Brüder von Metz keine Verfolgungen zu erleiden. Der inquirierende Bischof von Trois-Evêches sprach die Templer frei, ebenso wie das Provinzialkonzil von Mainz. Nach der Aufhebung des Ordens kamen die Güter der Komturei von Metz zu einem Teil an den Deutschen Orden, zum anderen an die Johanniter, die auch das Gebäude der Komturei selbst übernahmen. Im 16. Jahrhundert fiel letztere dem Bau der Zitadelle zum Opfer.

Es ist in der Forschung strittig, ob der oktogonale Kapellenbau mit Apsidenanbau, der in der Nähe des alten Komtureistandortes noch erhalten ist, die Kapelle des Ordens oder doch die Friedhofskapelle des benachbarten Klosters S. Pierre aux Nonnains darstellt. Ist dies der Fall, ist sie eine der wenigen Zentralbauten, die die Templer hinterlassen haben. Urkundliche Quellen zu ihrer Errichtung existieren nicht. Anhand der baulichen Vergleiche kann das Entstehungsdatum auf um 1200 eingegrenzt werden. Die Kapelle weist bautechnische Übereinstimmungen mit den Zentralkirchen in Laon, London, Cambridge und Northampton auf. Der Grundriß ist ein leicht irreguläres Oktogon mit 8,40 Metern in der Nord-Süd-Achse und 8 Metern in der Ost-West-Achse. An diesen Zentralbau schließt sich ein rechteckiger Baukörper mit einer Apside an, wo der Platz des Altares gewesen ist. Insgesamt hat die Kapelle an der Außenseite nur eine Länge von 17 Metern. Im 17. Jahrhundert während des Zitadellenbaus wurde die Kapelle zum Schießpulverlager umfunktioniert. Sie entging dem Abriss, da sie 1840 als ‚Monument historique‘ klassifiziert worden war. Ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde die Restaurierung in Angriff genommen. Saulcey (1848) gibt an, dass das Gebäude damals „Magasin du Temple“ hieß – ein Hinweis auf die Zugehörigkeit zum Orden oder eine spätere Zuschreibung? 1882 erhielt die Kapelle statt des schadhaft gewordenen Steindaches ein Schieferdach und diente lange als Befestigungs- Telegraphenstation. Durch Kaiser Wilhelm II. gelangte die Kapelle 1904 letztendlich in den Besitz der Stadt Metz. Der Innenraum weist zahlreiche Bauelemente auf, die nicht mehr original sind, sondern im 19. und 20. Jahrhundert ergänzt wurden. Die Kapelle wies im 19. Jahrhundert noch Reste einer mittelalterlichen Ausmalung auf: Frise mit Pflanzenmotiven und Heiligenfiguren. Diese Reste wurden mit der Neuausmalung zwischen 1910 und 1913 getilgt; das heutige ikonographische Programm hat keinen Bezug zu dem originalen! Nur in einer kleinen Nische haben sich Fragmente der alten Ausmalung aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Die Fenster hingegen sind mittelalterlich und wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts restauriert.

Saulcey konnte auch noch den erhaltenen Kapitelsaal und die dortigen interessanten Fresken betrachten und beschreiben. Zwischen gemalter Architektur, neu- und alttestamentlichen Szenen fanden sich dort auch Elemente aus Tierfabeln und dem „Physiologus“ (ein weithin beliebtes antikes Buch, das zur Grundlage von Tierallegorien wurde), sowie Turnierszenen. Der Kapitelsaal wurde 1904 abgetragen.

Komture von Metz (laut Urkunden bei Hammerstein u. Schüpferling):
~ 1287 Martin
~ 1303 Peter

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