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⚔️ Komturei Piacenza (Italien)

Die Komturei von Piacenza war eines der Zentren der Templer auf der italienischen Halbinsel. Dabei spielten sowohl die geographisch günstige Lage, als auch die Kreuzfahrertraditionen der Stadt eine wichtige Rolle. Die Theorie, das Bernhard von Clairvaux diese Niederlassung bei seinem Besuch in der Stadt gegründet habe, ist ebensowenig beweisbar wie die Gründung durch Hugues de Payens. Die erste urkundliche Erwähnung der Templer in Piacenza ist erst aus dem Jahr 1172 erhalten geblieben.

1195 ist in einem Testament erstmals von einem Hospital des Templerordens die Rede, das klar vom Hospital der Johanniter unterschieden wird. Bereits 1180 ist eine Bruderschaft (consorcium) erwähnt, aber aus den Quellen geht nicht hervor, ob sie in diesem Hospital tätig war. 1280 wurde – vermutlich auf Betreiben des Bischofs – den Templern das Hospital S. Egidio übertragen, das sich vor der Porta Santa Brigida befand. In einer Urkunde von 1281 wird ausdrücklich vermerkt, das S. Egidio sich erst seit KURZEM in der Verwaltung der Templer befand. Es kann sich also nicht um das knapp hundert Jahre zuvor erwähnte Hospital handeln. Die Wahl des Rektors von S. Egidio bedurfte der Ratifizierung durch den Bischof.

Die Templerkomturei war ein Zentrum städtischen Lebens. 1187 wurden hier zum Beispiel die rectores gewählt, die die Wahl des Podestà überwachen sollten. 1220 fand in der Komturei ein Treffen zwischen den Konsuln und Gesandten von Mailand mit dem Podestà von Piacenza statt, bei dem der Podestà ersucht wurde, als Schlichter in den Auseinandersetzungen zwischen Adel und Bürgerschaft in Mailand zu zu wirken. 1250 wurde in der Templerkirche eine Versammlung zur Ratifizierung der Stadtstatuten abgehalten.

Streitigkeiten mit Bürgern der Stadt und den in der Nähe ansässigen Dominikanern gab es um Wasserrechte. Letzterer Konflikt wurde mit der Errichtung von Grenzstelen beigelegt, von denen eine noch heute auf dem Platz von S. Giovanni in Canale zu sehen ist. In Piacenza fanden mehrere Provinzialkapitel statt. Man weiß von 1244, 1268, 1271, 1281 (Anwesenheit von 30 Brüdern),1306 (Anwesenheit von 20 Brüdern).

Die Niederlassung S. Maria del Tempio befand sich an einer bedeutenden Handelsroute, außerhalb der Stadtmauern in der südwestlichen Vorstadt. Die Kirche unter dem Titel der Hl. Maria war ein einschiffiger Bau, der in der zweiten Hälfte des 12. Jh.s errichtet wurde. 1279 wurde mit dem Bau eines Glockenturms begonnen, der im 16. Jh. infolge eines Blitzschlages allerdings einstürzte. 1304 wurde der Sitz der Komturei von S. Maria nach S. Egidio verlegt; die alten Gebäude und Kirche gingen an die Dominikaner von S. Giovanni in Canale. Auch die Wasserrechte, die nahegelegene Mühle und einige Häuser gingen ohne weitere Auflagen an die Dominikaner. Die Päpste Benedikt XI. und Clemens V. ratifizierten die Transaktion. Die letzten baulichen Reste von S. Maria del Tempio verschwanden mit der Bombardierung im II. Weltkrieg.

1308 wurden die in Piacenza befindlichen Ordensbrüder in ihrem eigenen Haus inhaftiert, die Güter eingezogen und der Verwaltung des Inquisitors Guglielmo Cigala aus Genua unterstellt. Cigala führte über alle Ausgaben zum Unterhalt der Inhaftierten, die er von den Einkünften aus den eingezogenen Besitzungen abzog, akribisch Buch. Die Beziehungen zu den Inhaftierten waren aber keineswegs unfreundlich. Erzbischof Rinaldo da Concorezzo von Ravenna, Leiter des Prozesses in der Region, verlangte von den in Piacenza inhaftierten Templern die öffentliche purgatio canonica, einen Reinigungseid, der im Juli 1311 vor dem Bischof von Piacenza vollzogen wurde. Jeder einzelne Eid wurde von 12 Zeugen der Verteidigung (darunter Bürger wie Kleriker anderer Orden) beglaubigt – ein weiteres Zeichen für das gute Einvernehmen des Ordens mit der Kommune und dem Bischof. Nach dem Prozess kam der Komplex von S. Egidio mit all seinen Besitzungen an die Johanniter.

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