✠ Die Templer-Thesen
Wir wurden ersucht die früher einzeln besprochenen Thesen noch einmal
zu wiederholen.
Wir kommen diesen Wunsch gerne nach.
Die wahre Magie ist ein Akt der Liebe. Sie trägt bei zum „Werden,
was Du bist“, der Geschöpfe. Amor sub voluntate. Sie ordnet
sich ein, bzw. unter dem kosmischen Gesetzes- und Gesamtwillen.
Insofern ist sie echte religio. Sie achtet den Existenzwillen
und die Existenzberechtigung jeder Kreatur. Höchste Magie sind
die Sakramente und spirituellen Opferhandlungen des Christentums.
Wer viel geliebt, dem wird auch viel vergeben werden. Lilith
ist die Seele des Sternenkörpers und dessen Herrscherin.
T h e s e 1
Es gibt keinen Tod, kein völliges Ausgelöschtwerden, sondern
nur eine permanente Umwandlung — Symbolik der XIII. Tarotkarte.
T h e s e 2
Die Transformation ist je nach den erworbenen oder gelöschten
Karma aufwärts oder abwärts möglich.
T h e s e 3
Der äonenferne Endpunkt des kosmischen Prozesses ist das Einmünden
der geläuterten Wesen ins göttliche Urlicht. Das Einschmelzen
der vervollkommneten Idee ist und ist auch keine Depersonalisation.
Es bedeutet ein Einmünden auf ewig in einen
höheren Bewußtseinszustand: Man ist. Dieser Zustand hat ein
Analogon im höchsten Punkt des sexuellen Lustrausches. Das
Ich erlebt seine maximalste Erfüllung: Ich bin und bin zugleich
nicht.
T h e s e 4
Jedes Zeugen ist somit ein Inkarnationsakt eines transzendenten
Wesens, jedes Sterben eine Dematerialisation und Umformung
in potentielle Energie.
T h e s e 5
Der kosmogonische Prozeß ist ein ständiger Wandlungsakt von
potentieller zu kinetischer Energie und sichtbarer Materie, sowie
wieder zurück.
T h e s e 6
Es gibt kein Nichts. Null ist nicht das Nichts, sondern das
Gleichgewicht zweier Kräfte, die sich gegenseitig aufheben. Null
ist daher auch mathematisch-philosophischer Ausdruck eines Potentials,
eines Kräftefeldes, aus dem das Etwas entstehen kann.
T h e s e 7
Was wir Gott nennen, ist ein anderer Ausdruck für die Nullpunktsenergie,
die coincidentia oppositorum nach Nicolaus von
Cues.
T h e s e 8
Die Spaltung in einen guten und einen bösen Geist oder Prinzip,
bzw. in Eineinhalb-Götter ist eine menschliche Erfindung. Sie ist
Analogon der für uns bestehenden Subjekt-Objekt-Spaltung der
Welt. Für uns gibt es Gut und Böse, aber nicht an sich. Das Ding
an sich ist wertneutral.
T h e s e 9
Gott oder Substanz oder Natur (Spinoza) ist aufbauend gepolt:
positiv; negativ jedoch zerstörend, schlecht. Leben, Sexualität,
Zeugen und Gebären bedeuten aber andererseits auch Tod, Leid,
Zerstörung, Vernichtung, also Wandel und Auflösung.
T h e s e 10
Erfahrbar wird dieses Mysterium im Tschöd-Bengpö-Ritual der
Tibeter.
T h e s e 11
Die dritte Dimension ist die Reflexion der wahrhaft bestehenden
vierten. Insofern ist sie Maya.
T h e s e 12
Die Communio mystica oder unio mystica, der Pakt usw. sind
Erlebnisse und Erfahrungen der höheren Wahrheit.
T h e s e 13
Tod und Teufel sind menschliche Fiktionen.
T h e s e 14
Die Natur ist an sich weder gut noch böse. Sie wird es nur durch
den Menschen, der im Zerstören „der Böse“ wird und die wertneutralen
Kräfte, Mächte und Intelligenzen „böse“ macht.
T h e s e 15
Das Mysterium der XV. Tarotkarte enthüllt die Lügenhaftigkeit
aller seitherigen Vorstellungen vom Gegenprinzip, genannt Teufel,
Iblis, Shiwa usw.
T h e s e 16
Auch die Materie ist nicht böse, wie es manche gnostischen Schulen
glauben. In ihrer Dreieinigkeit verkörpert
sie die drei Urmütter oder Urgottheiten. Maria ist Mare, d. h.
das Meer des Unbewußten. Ihre Verehrung ist tiefenpsychologisch
außerordentlich sinnvoll. Sie ist die verlorene „4″, die
vierte Gottheit, der weibliche Gegenpol, der aus archetypischem
Urwissen heraus von den Volksmassen, gerade romanischer
Völker z. B., intuitiv „richtig“ verehrt wird.
T h e s e 17
Die Mater ist zugleich Isis oder unsere Frau Babalon, Symbol
der ewigen, unsterblichen, schöpferischen Liebe, deren Symbole
der weiße Mond Luna und der schwarze Mond Lilitha sind.
T h e s e 18
Lilitha, in gewissem Aspekt Hekate, ist Quell jeder magischen
Arbeit. Ihr Sigel ist der Mond mit dem Schlangenpfeil. Ihr männliches
Korrelat ist Aschmunadai oder Samael (= Samiel).
T h e s e 19
Es bleibt gleich, ob man sich die Welt personalistisch, dynamistisch
oder verdinglicht denkt. Die Kräfte sind da und wirken.
Nomina sunt flatus vocis (Namen sind Schall und Rauch).
T h e s e 20
Der wahre Ästhet ist Magus. Musik, Malerei, Poesie sind echte
Wege zum vierdimensionalen Erleben (man denke beispielsweise
an Jan Sibelius).
T h e s e 21
Es bleibt sich gleich, ob man von Archetypen, Gottheiten oder
Daimonioi spricht.
T h e s e 22
Alles Seiende oder Gewesene hinterläßt Spuren in der Akasha-
Chronik.
T h e s e 23
Mit Kant muß gelehrt werden: Raum, Zeit und Kausalität sind
nur Kategorien unserer Anschauung. Sie besitzen für die Seele
keine Gültigkeit.
T h e s e 24
Ohne magisches Sein, kein natürliches Sein.
T h e s e 25
Das Magische wird im Natürlichen transparent.
T h e s e 26
Da der Mensch nicht entsteht und auch nicht endet, vermag er
die Brücke zum Vorigen und Späteren zu schlagen.
T h e s e 27
Magische Evokationen sind die Verbindung zu höherem oder
transzendentem Sein. Es gilt gleichviel, ob man vom „Gang zu
den Müttern“, von Beschwörungen oder tiefenpsychologischen
Analysen spricht; denn jeder Schritt nach innen ist zugleich ein
Weg nach außen. Die Kräfte sind in und um uns. Im höheren
Sinne existiert dieser Widerspruch nicht.
T h e s e 28
Das Irrationale ist das nicht Erklärbare, verstandesmäßig nicht
Zugängliche, deshalb aber noch lange nicht Sinnlose, Zwecklose,
Naturwidrige, oder gar Unsinnige und Wahnwitzige.
T h e s e 29
Die Ideen sind transzendent. Sie haben Eigenleben und wollen
sich mitteilen.
T h e s e 30
Der sogenannte Aberglaube ist in Wahrheit in vielen Fällen
ein Gegenglaube. Er besitzt große sozialpsychologische Bedeutung
und Dynamik.
T h e s e 31
Das Unverstandene, Unbegriffene braucht noch lange nicht das
Unwahre und Unsinnige zu sein. Jeder erfaßt nur soviel, wie
seiner Kapazität angemessen ist. Man denke an die Theorien
Hoene-Wronskis und Einsteins. Der Mensch ist der sich seiner
selbst bewußt gewordene Teil der Natur.
T h e s e 32
Die Naturwissenschaft löst alles in Kräfte auf. Die Magie spricht
davon, diese Kräfte durch Evokationen zu personifizieren.
T h e s e 33
Die sogenannten Naturgesetze markieren nur Grenzen des gegenwärtigen
Erkennenkönnens oder der gegenwärtigen Erkenntnis.
Sie brauchen keine objektive Gültigkeit zu besitzen. Aber
wenn solche, scheinbar unüberwindbaren Grenzen auftauchen, so
können durch intensives, empirisches und deduktives Arbeiten
möglicherweise neue Erkenntnisse gewonnen werden.
T h e s e 34
Die Intuition ist der Mittler zur Schau des Irrationalen, w‘
T h e s e 35
Jedes Erkennen und Denken ist zugleich ein Zeugungsakt. Doch
dies ist ein Mysterium im Sinne Platons.
T h e s e 36
Alle wahre Existenz erfordert, um sich selbst wirklich zu erfahren,
die Grenzerlebnisse, das „Aus-sich-Heraustreten“ im Sinn
des griechischen Existamein.
T h e s e 37
Der Mensch ist aber nur wirklich existent, wenn ihm die Rüdebindung
an die Transzendenz gelingt im Sinne echter Religio. So
löst er die Sigel. (Sigel = Charakteres der Daimonioi.)
T h e s e 38
Hemen — Etan
Substantia sive Deus sive natura.
Es gibt keine weiße und keine schwarze, sondern nur eine
Magie. Lediglich ihre Anwendung macht sie weiß oder schwarz.
Es gibt keinen guten oder bösen, sondern nur einen Gott, dessen
Schatten der Teufel ist. Es gibt nur eine Welt. Sie ist eine Realität
jenseits von Raum, Zeit und Kausalität, die nur Fiktionen,
Dinge für uns, aber keine Dinge an sich sind. Die vielen Götter
sind lediglich Elohim, d. h. Göttersöhne oder Emanationen jenes
einen großen Urgrundes, den wir Gott, Vater oder Mutter,
„Ewige Materie“, Urgrund, Ungrund oder Chaos nennen. Die
Gnostiker sprachen vom Pantheus = Substantia sive Deus sive Natura.
T h e s e 39
Die Sonne ist Saturn, Saturn ist die Sonne. Die Polarität ist die
Erscheinungsweise des Urgrundes,
T h e s e 40
des Göttlichen für uns. Der werdende oder sich enthüllende
Gott erschafft im Widerstreit des Sonnen- mit dem Saturnlogos
permanent die Welt. Ihre Bewegungsgesetze heißen Dialektik:
Thesis, Antithesis, Synthesis.
T h e s e 41
Der Mond (stellvertretend für Neptun als Planet aller Imagina-,
tion, der Musik, des Wellenhaften) ist der Mittler, Transformator
und das Einfallstor aller magischen Kräfte, Wesen, Intelligenzen
und Dinge, sofern nicht sogenannte Astralprojektionen
über ihn hinaus zu anderen Planetensystemen vorstoßen.
T h e s e 42
Die Kräfte bedienen sich hierbei zusätzlich des Dämoniums
(Daimonion) der Venus. Letzteres ist für sexualmagische Operationen
unumgänglich.
T h e s e 43
Die Mondzahl 28 oder die indischen Mondstationen — Rhythmus
des Mondes, oder die Umkreisungszahl der Tage des Mondes
um die Erde — sind die vierfache „7″ (4×7 = 28).
T h e s e 44
Der Siebenerrhythmus ist das Grundelement unseres solaren
Systems. Die „Sieben“ verkörpert die Venus, Hagiel oder die
Thumim, Wachstum, Werden überhaupt, oder das Aphroditische, oder
die Liebe schlechthin.