Templer - Blog

⚔️ Die unkeuschen Päpste

Wer Orgien erzählt bekommen möchte, der muss in der Papstgeschichte
schon ein wenig zurückblättern, um auf diverse Stellen zu stoßen.
Natürlich steht derartige Literatur auf dem Index und darf von den
streng Gläubigen „Vatikananhängern“ nicht gelesen werden.

Da findet sich, ausgerechnet im Stammbaum von Benedikt VIII.
und IX. die erstaunliche Geschichte der schönen Aristokratin Marozia.
Sie war Enkelin eines Papstes, Geliebte eines anderen und Ahnin von
drei weiteren. Alles begann mit der »Kadaver-Synode« im Januar 897,
als Papst Stephan VI. den Leichnam seines Vorgängers ausbuddeln
und in pontifikale Gewänder kleiden ließ, um ihn vor
Gericht zu stellen. Zur Last wurden ihm alle erdenklichen Verbrechen
gelegt. Der Angeklagte hatte nichts zu seiner Verteidigung
vorzubringen, wurde also schuldig gesprochen und – nachdem
man ihm zuvor die rechte Hand abgeschlagen hatte – im
Tiber versenkt.

An dieser Synode nahm auch Theodora teil, die legendäre Pontifikal-
Mätresse und Senatorin. Aus irgendwelchen Gründen hatte sie auch
ihre sechsjährige Tochter Marozia mitgebracht.

In diese verliebte sich sogleich Kardinal Sergius, damals 36
Jahre alt. Er ließ das Kindlein zu sich kommen und noch einmal
und immer wieder. Und als er selbst zum Papst Sergius III. ernannnt
wurde, gebar ihm die dann 15-jährige Marozia einen 5ohn, den
späteren Papst Johannes XI. Sergius starb 911, und Theodora gelang
es, ihren Liebhaber Johannes 914 zum Papst Johannes X. zu machen –
was wiederum das Töchterchen Marozia auf den Geschmack brachte.
Sie zettelte erst einen Krieg an und musste dann noch zwei Päpste
vergiften, bevor sie endlich ihr Söhnchen durchs Konklave und 931 auf
den Thron Petri bringen konnte.

Eine der ersten Amtshandlungen des neu gewählten Papstes Johannes XI.
war, die Heirat seiner eigenen Mutter zu annullieren, damit Marozia
einen anderen nehmen konnte.
Er starb dann früh, und auch seinem späteren Amtskollegen.
Johannes XII., erging es nicht besser. Ihm schlug ein eifersüchtiger
Römer mit einem Hammer den Schädel ein, als er seine Frau
im Bett des Papstes erwischte. Marozia wiederum sollte später
von ihrem Sohn aus zweiter Ehe für 54 Jahre in den Kerker der
Engelsburg geworfen werden. Erst als 96-jährige Greisin wurde
sie von Johannes XV. (985-996) begnadigt. Der Papst hob die
Exkommunikation auf, ließ der erbarmenswerten Marozia alle Teufel
austreiben und sie anschließend hinrichten.

Marozia war die Urgroßmutter von Benedikt VIII. (1012-1024) und
Johannes XIX. (1024-1032) und Ururgroßmutter von Benedikt IX. (1032-1045).
Mit spitzen Fingern bezeichnet das »Oxford Dictionary of Popes^
diese Epoche des Papsttums als »pornocracy«.

Bonifatius VIII. hielt sich eine verheiratete Frau und derer.
Tochter gleichzeitig als Mätressen und wurde zur Strafe von
Dante in den untersten Kreis der Hölle verbannt. Petrarca nannte
Clemens VI. (1342—1352) einen »kirchlichen Dionysos«, der »in
einer Flut obszönster Vergnügungen schwamm« – aber zugleich
ein hoch effizientes Papsttum aufbaute.

Unter Gregor VII. (1073- 1085) wurde schon ernsthaft überlegt,
eine »Sex-Steuer« (cullagium) von Priestern einzufordern, die eine
Konkubine hielten. Die Reform wurde dann doch nicht eingeführt.

Paul II. (1464-1471) wurde von seinen Kardinälen seiner Homosexualität
wegen nur »Unsere liebe Frau des Mitleids« genannt
Sein Nachfolger, der berüchtigte Sixtus IV. (1471-1484), soll mit
der eigenen Schwester einen Sohn gezeugt haben. Sein Nachfeier
wiederum, Papst Innozenz VIII. (1484-1492), hatte 16 (unheliche)
Kinder und zahllose homosexuelle Affären. Zu seiner Entschuldigung
muss gesagt werden, dass er sich um alle Kinder liebevoll kümmerte,
sie verheiratete oder ihnen Jobs im Vatikan verschaffte.

Die ersten Päpste waren ohnehin oft treue Ehemänner. Natürlich war
Petrus verheiratet. Papst Hormisdas (544-523) war der
Papa von Papst Silverius (536—537), was ihn nicht daran hinderte
wundertätig zu sein und sich um die Beilegung des Schismas mit
der Ostkirche zu bemühen. Auch Hadrian II. (867-872) war
glücklich vermählt und hatte eine Tochter, bevor er im Jahr 867
auf den Thron Petri gewählt wurde. Er bestand sogar darauf, seine
Familie in den Lateranpalast mitzunehmen. Als Unbekannte daraufhin
Frau und Tochter entführten, forderte Hadrian militärische
Unterstützung vom französischen König Louis II. an. Aber
da hatten die Häscher die beiden Frauen bereits umgebracht. Die
Killer wurden nie aufgespürt.

Die Unsittlichkeit Alexanders VI. (1492-1503) aus dem Haus
Borgia dagegen war legendär. »Die Tugenden des Papstes wurdet
bei Weitem von seinen Lastern übertroffen«, schrieb ein Zeitzeuge,
der Befehlshaber der päpstlichen Truppen Francesco Guicciardini.
»Obszöne Sitten, mangelnde Ernsthaftigkeit, mangelnde
Keuschheit, mangelnde Schamhaftigkeit, keine Wahrhaftigkeit
weder Glaube noch Religion, unersättlicher Geiz, maßlose Ruhmessucht,
Grausamkeit und endlich das barbarische und brennende Begehren,
seine Kinder auf jede erdenkliche Weise zu erhöhen.«
Alexander VI. ernannte den späteren Papst Paul III.
(1503) zum Kardinal, nachdem der ihm die eigene Schwester preisgegeben
hatte. Beim Abendessen habe sich Papst Alexander von zwölf nackten
Mädchen bedienen lassen. Diese von Julius II. (1503—1513) in Umlauf
gesetzten Erzählungen beeindruckten einet gewissen thüringischen
Mönch namens Martin Luther bei seiner Rombesuch sehr nachhaltig.
Er erzählte noch Jahre später, dass es damals in Rom als eine
bewundernswerte Ausnahme galt, wenn ein hoher Kuriale sich mit einer
einzigen Beischläferin begnügte, und wer sich mit verheirateten Frauen
abgab, hielt sich für inständiger, als wer Knabenliebe betrieb.
(Übrigens besaß auch Julius II. drei außereheliche Töchter und litt an
der Syphilis.)

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