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⚔️ Komturei Wichmannsdorf (Deutschland)

Wichmannsdorf (früher auch: Wichmannsdorp, Wichmestorp bzw. Wiersdorf) ist heute eine Wüstung bei Haldensleben im Bundesland Sachsen- Anhalt, aber Teile des Dorfes, bzw. des Templerhauses Wichmannsburg, lassen sich noch lokalisieren.

Die älteste überlieferte Nachricht über die Niederlassung stammt aus dem Jahr 1223. Hier verkauft das Haus der Templer zu „Wigmannesdorp“ das Siechenhaus in Halberstadt sowie zwei Hufen in Ströbeck für 22 Mark an einen Pfarrer in Alvensleben (Hertel S. 450 unter Bezug auf: „Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete“ Herausgegeben von der Historischen Kommission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt. Halle, Bd.1(1870)-49(1923) – VII, Nr. 21) In den folgenden Jahrzehnten wurde der Besitz durch Schenkungen und Ankauf erweitert. So verkaufte der Graf Konrad von Wernigerode am 10.05.1289 den Tempelbrüdern in Wichmannsdorf die Lehensrechte über einen Teil des Dorfes Bülstringen für 10 Mark Silber und schenkte ihnen das Dorf Wolfshausen. Gemäß einer Urkunde vom 03.03.1295 übereignete Erzbischof Erich von Magdeburg der Templerkomturei Wichmannsdorf eine Wiese, die sogenannte „Hohewisch“ inklusive dem Waldstück, sowie eine halbe Hufe Feld im „Rod“, als Ausgleichsersatz für einen Schaden (Dreyhaupt II. Teil S. 927 Nr. 589). 1299 gab Ritter Bruno von Eisleben das Nutzungsrecht an fünfeinhalb Hufen (ca. 138 ha) und fünf Höfen zu Bülstringen an die Brüder von Wichmannsdorf, anlässlich des Eintritts seines Sohnes im Templerorden.
Auch die Magdeburger Schöppenchronik erwähnt die Niederlassung des Ordens in Wichmannsdorf. Sie entwickelte sich zu einer bedeutenden Komturei, der zahlreiche weitere Häuser und Besitzungen der Umgebung unterstanden und war als Sitz des letzten Provinzmeisters zeitweilig Zentrum der Ordensverwaltung in den deutschen und slawischen Gebieten.

Bei der Wichmannsburg handelte es sich vermutlich um ein turmartiges festes Haus mit umgebender Mauer, auf einem künstlich angelegten Hügel. Besetzt war die Burg durchschnittlich mit vier Rittern und dem Komtur. Im Laufe des Prozesses gegen den Orden setzte Erzbischof Burchard III. von Magdeburg mehrere Templer, darunter Brüder aus Wichmannsdorf gefangen und zog ihre Güter ein. Das Schicksal der Templerkomturei Wichmannsdorf und ihrer Güter lässt sich an Hand verschiedener Urkunden nachvollziehen. Entgegen der päpstlichen Verfügung gingen sie nicht in die Hände der Johanniter als Rechtsnachfolger der Templer über, sondern in den Besitz der Familie von Dreileben, die einzelne Teile und Rechte wiederum weiter veräußerte. So bekam das Kloster Althaldensleben im Jahr 1312 die Hälfte des Waldrevieres bei Wichmannsdorf von Arno von Dreileben. 1355 verkaufte der Knappe Volrad von Dreileben zu Hundisburg den Ort Wichmannsdorf mit allen Rechten für 200 Mark an das Kloster Althaldensleben (Behrends I. Teil S. 372).

Nicht nur in Urkunden, sondern auch in volkstümlichen Überlieferungen ist Wichmannsdorf als Kommende der Templer anzutreffen. So berichtet zum Beispiel die Sage vom „goldenen Ritter“ und dem „Nonnenspring“ über den Templerkomtur Friedrich von Alvensleben bzw. über die Templerbrüder auf der Wichmannsburg. Eine weitere Überlieferung besagt, dass auf der weiter nördlich von Haldensleben und östlich der Ortschaft Uthmöden im Wald gelegenen Linderburg geheime Zusammenkünfte von Männern mit weißen Umhängen stattgefunden hätten.

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