Abendübung

Wie am Morgen unsere Gedanken sich auf die Gegenwart Gottes in uns
richten soll, so sollte es auch am Abend vor dem Einschlafen der Fall sein.
Die letzten Gedanken vor dem Einschlafen sind sozusagen das Fahrzeug,
auf dem unsere Seele in die Nacht gleitet. Diese Tatsache läßt uns
leicht erkennen, wir schädlich es ist, wenn vor dem Schlafengehen aufregende
Lektüre gelesen wird, nichtssagende oder negative Fernsehsendungen angeschaut
werden, von Krimis ganz zu schweigen, oder gar Unfriede und
Streit unsere Seele erfüllt, Probleme und Ärger mit in die Nacht hineingenommen
werden. Diese zerstörenden Kräfte haben in der Nacht die beste
Zeit zum Wirken, Wachsen und Wuchern. In aller Stille und Ungestörtheit
können sie uneingeschränkt ihr Wesen treiben. (Stets wirkt das Gesetz der
Präzipitation.)

Die Seele geht nachts “auf Reisen”, und unsere Gedanken, Gefühle und Erlebnisse
geben die Richtung an. Läßt der Mensch sich willenlos von seinen

Empfindungen, von den Bildern, die noch in ihm kreisen, treiben, so
braucht er sich nicht zu wundern, wenn Schlaflosigkeit, unruhiger Schlaf,
der nicht erfrischend ist, chaotische Träume usw. seine Nächte erfüllen.

Er wird nervös, energielos und unkonzentriert, fühlt sich leicht überfordert,
und Unzufriedenheit, Depressionen und Lethargie sind oftmals die
Folgen. Sie begleiten ihn durch den Tag und wirken weiter in die nächste
Nacht. Diesem Teufelskreis kann sich der Mensch dadurch entziehen, daß
er sich ebenfalls, wie es am Morgen geschieht, abends eine Zeit lang der
Stille hingibt und bewußt sein Inneres ordnet. Das kann schon im Bett
liegend geschehen.

Zunächst pendeln wir uns in einen harmonischen, rhythmischen Atem ein und
denken dann bei jeder Einatmung “ICH”, bei der Ausatmung “BIN”. Dabei
bemühen wir uns, uns mit der GOTT-GEGENWART im Innern zu verbinden, was
wir auch einige Zeit aufrechterhalten wollen. Es folgt eine Danksagung
für die Wohltaten und Geschehnisse des Tages und ein Vorbringen all dessen,
was unser Herz belastet. Dann übergeben wir wieder die Oberhoheit der
GOTT-GEGENWART in uns und dürfen auch die Bitte aussprechen, daß unsere
Seele den “inneren Göttlichen Ebenen” zugeführt werde, um geistige Schulung
zu empfangen, die unserer Entwicklung gemäß ist, damit wir Schritt
für Schritt dem Ziel derEINSWERDUNG mit dem HÖCHSTEN näherkommen.

Hinwendung auf die GOTT-GEGENWART in uns sollte die letzte bewußte
geistige Aktivität sein, die uns in den Schlaf führt.

Haben wir uns diese Einstimmung am Abend zur Gewohnheit gemacht, so werden
wir schon bald erkennen, wie fruchtbar und aufbauend es für Körper,
Seele und Geist ist, wenn wir den Tag in diesem Bewußtsein enden. Als
eine unausbleibliche Folge werden wir erleben, daß wir im Geiste wachsen,
zu Harmonie und Gelassenheit g’eführt werden und das innere Licht mehr und
mehr sich ausweiten kann.

Wir sollten uns immer mehr der Verantwortung bewußt werden, wie sehr wir
in all unserem Denken, Streben und Handeln Göttliche Gesetze zur Anwendung
bringen, ob bewußt oder unbewußt, und daß wir je nach Anwendung
und Benutzung dieser Gesetze entsprechende Rückwirkungen erfahren, die
dem geistig Unerwachten als Schicksal, Pech, Fügung, Glück usw. erscheinen