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Chaos in Campione

In Campione herrscht das totale Chaos – Keine Swisscom, keine Post mehr, dafür Zollkontrollen: In Campione d’Italia ist der Frust darüber groß, nun zur EU-Zollunion zu gehören. Seit dem 1. Januar 2020 ist die italienische Exklave der europäischen Zollunion angeschlossen – zuvor gehörte sie zum Schweizer Zollgebiet.
Die vom Tessin umgebene 2000-Seelen-Gemeinde mit einer Fläche von 2,6 Quadratkilometern liegt auf einem paradiesischen Fleck. Die Bewohner werden mit einer atemberaubenden Sicht auf den See und die Berge verwöhnt. Doch die Idylle täuscht.
Die neue Zollkontrolle, die Campione eine lokale Konsumsteuer auferlegt, droht den Alltag der Bewohner der Schweizer Enklave komplett auf den Kopf zu stellen. Der Postverkehr läuft neu über Italien, die Schweizer Postleitzahl 6911 gibt es nicht mehr. Auch das Telefonieren über die Swisscom und öffentliche Dienstleistungen wie die Tessiner Abfallentsorgung drohen durch das neue Zollgebiet Geschichte zu werden.
„Wir versuchen, zuversichtlich zu sein, aber wir sind verloren hier. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Es ist das totale Chaos“, sagt eine Barangestellte an der Seepromenade. „Wir sind hier in einem Gefängnis. Italien hat über die Köpfe der Campionesi entschieden und uns die Freiheit entzogen“, sagt Tanina Padula. Von 1.900 Einwohnern hätten sich 1.600 gegen den Beitritt gewehrt, sagt Sofia Bezzola. „Aber Italien scherte sich einen Teufel um uns.“
Konsumsteuer statt Mehrwertsteuer – Campione d’Italia ist als italienische Exklave von der italienischen Mehrwertsteuer (22 Prozent) befreit. Mit dem Anschluss an die europäische Zollunion hat die italienische Regierung in Campione 2020 eine der Schweizer Mehrwertsteuer gleichwertige Konsumsteuer (7,7 Prozent) eingeführt. Da die Waren durch den neu eingeführten Zoll nicht mehr frei zwischen Campione und der Schweiz zirkulieren können, befürchten die Campionesi höhere Lebenskosten.

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