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Das Vermächtnis der Templer auf Mallorca

Das Restaurierungsprojekt für die Türme des Templerkastells in Palma de Mallorca ist nach Jahren der Diskussion und Planung abgesegnet. Die städtische Archäologin Magdalena Riera erklärt, wie der Bau zur Zeit des religiösen Ritterordens aussah und wie er genutzt wurde.

Je weniger Spuren es gibt, desto größer der Mythos: Die Tempelritter, die 1229 mit dem Heer des Erobererkönigs Jaume I. nach Mallorca kamen, hinterließen nur wenige Zeugnisse ihrer Existenz auf der Insel. Ein Beispiel dafür ist das Templerkastell in Palma de Mallorca,das sich seit 2007 im Besitz der Stadt befindet und dessen Türme nun bis 2023 restauriert werden sollen. Doch eigentlich waren die Mönchskrieger nicht die Erbauer des Komplexes, sondern lediglich die Zwischennutzer – und das im relativ kurzen Zeitraum von nicht einmal hundert Jahren (1230 bis 1308).

Von Bab Gumara zum Templerkastell
Die Mauren verstärkten das Stadttor im 12. Jahrhundert mit einer Festung („Bab Gumara” genannt). Es nützte nichts: Nach der Eroberung trat Jaume I. die Anlage an die Tempelritter ab, als Teil der Entlohnung für die Beteiligung am erfolgreichen Feldzug. Überliefert ist auch, dass die Templer im Gebiet des heutigen Palma einen Hafen auf Höhe der Mühlen in ­Portitxol zugesprochen bekamen, dazu knapp 400 Häuser, 54 Werkstätten und vier Backöfen.

Was das Templerkastell betrifft, so schrieb der König im erhaltenen Dokument zur Schenkung: „Obgleich es bislang ein Stadttor mit einer öffentlichen Straße war, die in die Stadt führte, soll es nun ein privates Tor sein, das allein euch gehört und das ihr nutzen dürft, wie es euch beliebt.” Die Archäologin erklärt: „Zuallererst gestattete Jaume I. ihnen also, das äußere Tor zu verschließen. Die Festung selbst behielt nur eine Eingangstür bei, wie bei einer Burg.” Das Kastell nahm die in sich geschlossene Gestalt an, die es bis heute bewahrt hat.

Die Templer nutzten den Bau als Residenz
„Wir wissen nur wenig aus dieser Zeit, in der die Tempelritter das Gebäude nutzten. Klar ist, dass sie im Inneren eine kleine Kapelle bauten”, sagt Riera. Diese sei die wohl bedeutendste Hinterlassenschaft des Ritterordens in der Festungsanlage. „Was speziell die Türme betrifft, so ist der Beitrag der Templer die Erweiterung des Gebäudes gewesen, um es für zivile Zwecke zu nutzen statt als befestigtes Stadttor.” Denn zwar nicht belegt, aber stark anzunehmen ist laut der Archäologin, dass die Tempelritter mit dem Bau eines Wohnbereichs begonnen haben. Sie nutzten wohl die zwei bestehenden Türme des inneren Tors und verbanden sie mit dem neu hinzugefügten Bau, der sich hinter der heutigen Fassade befindet – der Gebäudeteil zwischen den Türmen stammt aus jüngerer Zeit.

Und was trieben die Templer nun in ihrem Kastell? „Nach dem, was unsere Quellen erzählen, haben sie vor allem gegessen und geschlafen”, sagt Riera. „Es ging dort zu wie in einem sehr großes Haus.” Das Kastell habe den Tempelrittern fortan als Residenz gedient, allen voran ihrem Komtur, also dem Leiter der Niederlassung des geistlichen Ritterordens: „Er bewohnte den Bereich rund um das innere Tor. Das ist genau der heute erhaltene Teil, der jetzt restauriert wird”, sagt die Archäologin.

Direkt nach der Eorberung geschah Aufregendes
Des Weiteren habe es natürlich Räume für die Schildknappen und die Diener gegeben, sowie Orte, an denen Lebensmittel gelagert wurden. Alles in allem eine recht profane Nutzung, die wenig Mystisches an sich hat. Obwohl Riera einräumt: „Ich nehme an, dass sich die Templer dort auch für Zusammenkünfte einfanden.”

Die aufregendsten Ereignisse innerhalb der Templer-Episode sollen sich ganz am Anfang zugetragen haben: Es gebe Hinweise darauf, dass direkt nach der Eroberung der Stadt wichtige Dokumente wie das llibre del repartiment in der Festung aufbewahrt wurden. „Das war aber nur eine vorübergehende Lösung, während sich die Situation stabilisierte, denn das Gebäude war nie als Archiv ­gedacht”, erklärt Riera. Auch ließ Jaume I. aus pragmatischen Gründen Kriegsbeute im Templerkastell zwischenlagern: „Sie wurde an den sichersten Ort ­gebracht, der zu dieser Zeit verfügbar war.”

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