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Die Proteste in Burma weiten sich aus – die Armee verhängt eine Ausgangssperre

Im burmesischen Staatsfernsehen wird erstmals gewarnt, dass Verstösse gegen die öffentliche Ordnung nicht hingenommen würden. In den Städten gilt ab sofort eine nächtliche Ausgangssperre. Versammlungen von mehr als fünf Personen sind untersagt worden. Doch von einem Abflauen der Proteste ist auch am Dienstag nicht auszugehen. Unter dem Hashtag #cvdom2021 wird auf Twitter zum zivilen Ungehorsam aufgerufen.

Das sind die Demonstranten: Viele Berufsgruppen, unter ihnen Ärzte, Pflegepersonal, Lehrer, Rechtsanwälte, Textil- und andere Industriearbeiter, haben sich dem Aufstand angeschlossen. Nicht nur in der grössten Stadt Rangun, auch in kleineren Städten ist es zu Protesten gekommen. In Myitkyina im Gliedstaat Kachin tragen viele Teilnehmer schwarze Kleider. Damit signalisieren sie auch ihre Distanz zur Nationalen Liga für Demokratie (NLD) und zur Parteichefin Aung San Suu Kyi. Die 75-Jährige, die seit über einer Woche inhaftiert ist, ist zwar im Kernland ein Idol geblieben, doch in den von Minderheiten bewohnten Randgebieten zunehmend umstritten.

Dass sie keine Hemmungen hat, auf das eigene Volk zu schiessen, hat die burmesische Armeeführung mehrfach bewiesen, nicht zuletzt im Umgang mit ethnischen Minderheiten wie den Rohingya. Doch so einfach wird sich das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen lassen. Seit 2011, als der Demokratisierungsprozess begann, ist eine neue Generation in Burma herangewachsen, die von inzwischen weithin verfügbaren Kommunikationsmitteln wie Mobiltelefonen profitiert.

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