Templer - Blog

⚔️ Die Templer in Polden

Auf dem Gebiet des heutigen Polen befanden sich im Mittelalter mehrere unabhängige und einander zum Teil feindlich gesinnte Herrschaftsgebilde: Pommern, Schlesien (unter deutscher Oberhoheit), das Land Lebus, Großpolen, Masowien und das Fürstentum Sandomir. Die Kreuzzugsidee wurde in Polen nur schwach rezipiert. Die Rivalitäten der lokalen Mächte begünstigten die Ansiedlung der Templer im Sinne einer Landkultivierung und Kolonisation, aber auch als ‘geistliche Pufferzone’ gegen den jeweiligen politischen Gegner. Im 13. Jahrhundert gingen so Schenkungen durch die Herzöge von Großpolen, Schlesien und Pommern sowie die Markgrafen von Brandenburg an die Templer. Da die Besitzverhältnisse nicht in allen Teilen geklärt sind, ist in manchen Fällen auch der ursprüngliche Schenker strittig.

Die älteste Niederlassung entstand in Klein-Öls. 1229 wurde Lietzen im Lebuser Land gegründet, mit Unterstützung von Herzog Heinrich I. Brodaty von Schlesien und dem Bischof von Lebus. Der Fürst von Großpolen, Ladislaus Odoniz, war ebenfalls einer der ersten Wohltäter des Ordens. Für beide Niederlassungen kamen die Ordensbrüder vermutlich aus Tempelhof-Berlin. 1232 übereignete er den Templern ein Hospital in Gniezno (von dem der Orden sich allerdings bald wieder trennte, 1243 wurde das Hospital den Rittern vom Heiligen Grab übergeben), einige Dörfer und Güter rings um Quartschen (Chwarszcany) und Krotoszyn. 1233 folgte eine weitere Schenkung von Odoniz im Netze-Land; das Gebiet umfasste bis zu 3000 Hufen, und 1234 verlieh der Herzog von Pommern dem Orden das Land Bahn. 1257 bestätigte eine päpstliche Bulle die Übereignung der Burg Luckow durch Herzog Boleslaw V. von Krakau an den Orden- dort sollte ein neues Bistum eingerichtet werden. Bis zum Ende des 13. Jhs. hatten die Häuser keine eigenen Siegel. Das Haupthaus befand sich ab etwa 1288 in Lietzen, ab 1291 in Quartschen. Ende des 13. Jahrhunderts war die Unterprovinz Polen dabei, eine eigene Provinz zu formen – die Auflösung des Ordens kam der Entwicklung dazwischen.

Das Netz der Ordenshäuser war nicht stabil, meist waren nicht mehr als 3-4 Brüder anwesend. Erst Anfang des 14. Jhs. sind 8 Brüder in Klein-Öls belegt. Die Mehrzahl der in den Quellen genannten Brüder sind Ritter; pro Haus gab es auch wenigstens einen Kaplan. Für das gesamte polnische Gebiet kann man mit nur etwa mit 40 bis 50 Ordensbrüdern rechnen. Die meisten Templer (soweit dies anhand der wenigen erhaltenen Namen zu rekonstruieren ist) stammten aus Familien des nordöstlichen Deutschlands oder aus deutschen Familien, die nach Schlesien ausgewandert waren. Ab und zu taucht auch ein polnischer Name auf.

Im Austausch gegen diese Schenkungen erwarteten die polnischen Magnaten die Hilfe der Templer gegen die Markgrafen von Brandenburg und gegen die Pruzzen. Letztere Erwartungen erfüllten die Templer nicht, da sie sich nicht an einer weiteren Heidenkampf-Front engagieren wollten. Auch in der Lokalpolitik wurde nicht eindeutige Stellung bezogen, sondern laviert, und so die eigene Unabhängigkeit gestärkt. 1261 verzichtete der Orden in einem Vertrag mit den Markgrafen von Brandenburg auf einen Teil seiner Güter zugunsten des Letzteren, darunter die Dörfer Cloesnitz, Warnick, Tamsel und Soldin. Der Grund der Abtretung, bzw. eventuelle Gegenleistungen sind der Forschung derzeit noch unbekannt.

In Polen ebenso wie in Ostdeutschland gründeten die Templer neue Dörfer, die sie mit deutschen Kolonisten besiedelten. 1286 wurde die Komturei Tempelburg, heute Czaplinek, nahe der Salzstrasse gegründet. Dort entstand eine kleine Stadt mit Burg und Kirche. 1241 beteiligten sich die Templer an der großen Schlacht gegen die Mongolen bei Liegnitz, wohl aber nur mit wenigen Vertretern. Ein Brief des französischen Provinzmeisters Pons d’Albon berichtet, in den Auseinandersetzungen seien 6 Brüder gefallen, darunter 3 Ritter und zwei Servienten.

Die Heilige Hedwig von Schlesien schätzte die Templer sehr, wie aus ihrer Vita hervorgeht, und auch der Bischof Hermann von Kamin lobte in einem Brief von 1261 den Orden enthusiastisch. Generell war die Zusammenarbeit zwischen Ordensbrüdern und lokalem Adel gut, wenn auch die Kreuzzugsidee auf polnischem Gebiet nicht wirklich Fuß gefaßt hatte und die Templer wiederum nur zögernd an den Einsätzen gegen die heidnischen Pruzzen teilnahmen. Die Entscheidung, keine weiteren Kräfte von den Kreuzzügen im Heiligen abzuziehen führte letztlich sogar zu einer Aufgabe von Besitzungen im Fürstentum Sandomir und in Masowien. Doch es gab auch schwere Auseinandersetzungen mit dem lokalen Adel. Im Jahre 1291 griff der Fürst von Pommern die Templer an und plünderte deren Güter, eine Tat, für die ihn die Exkommunikation traf.

Das Ende des Ordens verlief in Polen unblutig. Die meisten Güter wie auch die Ordensbrüder wurden von den Johannitern übernommen. Streitigkeiten gab es lediglich im Land Lebus, weil dort die Markgrafen von Brandenburg Anspruch auf die Besitzungen anmeldeten. Ehemalige Templer befanden sich zum Teil nach Ende des Ordens noch weiterin in geistlichen oder weltlichen Diensten oder traten in andere Orden über.

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