Templer - Blog

⚔️ Die Wiederbelebung alter Templer-Dörfer

Wo vor 800 Jahren die Tempelritter siedelten, leben heute Aussteiger und Handwerker. Auch Touristen sind willkommen im Dorf La Couvertoirade im französischen Larzac.

Den schönsten Arbeitsplatz von La Couvertoirade hat Béla Schaeffer. Sein Arbeitsgerät, ein museumsreifer hölzerner Webstuhl, steht im Garten vor dem renovierten Haus zwischen blühenden Malven und Rosenbüschen. Über steinbedeckten Dächern erhebt sich im Hintergrund eine mittelalterliche Wehrmauer, die die winzige Stadt im Herzen des Larzac-Plateaus noch heute vollständig umrahmt. Aus der Wolle von Lacaune-Schafen, die hier auf der kargen Hochebene heimisch sind, webt Béla Schaeffer hübsche Schals, Jacken und Tischdecken . Er ist einer der wenigen Handwerker, die das ganze Jahr über in der Stadt wohnen.

Früh am Morgen wirkt das autofreie Bilderbuchstädtchen wie ausgestorben. Außer einem Alten mit dicken Brillengläsern zeigt sich von den Einheimischen nur Monsieur Schaeffer. Eine Katze liegt eingerollt unter seinem klappernden Arbeitsgerät, Schwalben segeln im Zickzackflug über den ineinander verschachtelten Dächern. Der Blick schweift über kopfsteingepflasterte Gassen, Häuser aus Kalkstein und bleibt hängen an der Johanniterkirche aus dem 16. Jahrhundert. Hinter dem Gotteshaus scheint die Sonne auf verwitterte Grabsteine. Dort erkennt man eingemeißelte Templerkreuze mit sich verbreiternden Balkenenden, Kreise und andere rätselhafte Symbole. Sie erzählen die Geschichte von La Couvertoirade.

“In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wollte hier niemand mehr leben”, sagt Béla Schaeffer. Damals habe es in den heruntergekommenen Gebäuden mit meterdicken Steinmauern keine Bäder gegeben. “Es existierte weder eine öffentliche Trinkwasserleitung noch eine richtige Kanalisation.” Handwerkern und Aussteigern wie dem grauhaarigen Weber ist es zu verdanken, dass heute in La Couvertoide ganzjährig wieder etwa 30 Menschen wohnen, sogar einige junge Familien mit Kindern.
Sie setzten die maroden Gebäude wieder instand und sorgten für funktionierende Abwasser- oder Trinkwasserleitungen. Im Erdgeschoss, wo einst die Ställe waren, befinden sich heute Cafés oder Geschäfte, in denen einheimische Produkte verkauft werden: Kastanienhonig oder Roquefortkäse, der nur mit Milch von auf dem Larzac-Plateau weidenden Lacaune-Schafen hergestellt werden darf. In sonst leerstehenden Häusern logieren Touristen. Oder Wanderer, die entlang der Fernwanderroute GR 71 C zwischen La Cavalerie, Nant, La Couvertoirade, Cornus und Saint Eulalie auf den Pfaden der Templer unterwegs sind. Denn es waren Tempelritter, die diese lebensfeindliche Karstlandschaft einst im Mittelalter besiedelten. Auf ihre Spuren kann man im Larzac heute noch überall treffen.

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