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Ein 41facher Mörder wird Heiliger und Schutzpatron der Rechtsanwälte

Giovanni da Capistrano wurde 1386 geboren. Sein Vater war ein deutscher oder französischer Adliger, der im Gefolge eines Feldzuges des ungarisch-polnischen Königs Ludwig I. nach Italien gelangte und sich eine Frau aus der Ortschaft Capistrano nahm.
Nach dem Studium der Rechte in Perugia sollte er dort eigentlich eine politische Karriere einschlagen. 1415 oder 1416 vereitelte allerdings der Städtekrieg seine diesbezüglichen Ambitionen, und er landete in dessen Folge in einem feindlichen Kerker, aus dem er sich jedoch mit Geld freikaufen konnte.

Danach verstieß da Capistrano seine Frau, trat in den Franziskanerorden in Monteripido ein, studierte Theologie, ließ sich zum Priester weihen und wurde ab etwa 1420 zu einem ausgesprochen erfolgreichen Wanderprediger, dem ein Ruf als Wunderheiler vorauseilte. Aufgrund seiner Erfolge in diesem Bereich machten ihn erst Königin Johanna II. von Neapel und später Papst Nikolaus V. zum “Inquisitor gegen die Juden”.

In Breslau beschuldigte da Capistrano die örtlichen Juden der Hostienschändung. Unter diesem Vorwand wurden ihre Führer gefoltert und deren Eigentum beschlagnahmt. Im Sommer 1453 ließ er 41 von ihnen verbrennen. Den Rest der Breslauer Gemeinde vertrieb man aus der Stadt. Ihre Kinder allerdings mussten die Juden dort zurücklassen. Sie wurden unter Bruch des Kirchenrechts getauft. Besiegelt wurde dieser Akt 1455 mit einem kaiserlichen “Privileg zur Nichtduldung der Juden”.
Das Vermögen der Juden wurde eingezogen, was nach Cohn das eigentliche Motiv für den Pogrom war. Cohn fand allein in dem Archiv elf Hefte mit Schuldbriefen, die den Juden gehört hatten. Es gab auch große Inventare anderer Gegenstände, die die Juden besessen hatten.

1455 ging Capistrano nach Ungarn und rief zum Kreuzzug gegen die Türken auf, in dessen Verlauf er bei Vukovar am 23. Oktober 1456 eines natürlichen Todes starb. 1690 wurde er von Alexander VIII. heilig gesprochen und Schutzpatron der Juristen. Die Urkunde über die Kanonisation wurde aber erst 1724 von Benedikt XIII. ausgestellt, einem der Päpste, die dem heutigen Vorbild sind.
(Das Bild zeigt ein Denkmal des Mörders vor dem wiener Stafansdom. Ähnliche Denkmähler gibt es auch in anderen Städten, z.B. Budapest))

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