Eine Heilige zweifelte an Gott …
Dass jemand kurz nach dem Tod heiliggesprochen wird, kam in der neueren Geschichte der römisch-katholischen Kirche bisher nur zweimal vor. Mutter Teresa von Kalkutta, wie man die gebürtige Albanerin nannte, starb 1997 und wurde 2016 heiliggesprochen; ihr Freund und Förderer, Papst Johannes II., wurde schon zwei Jahre früher heiliggesprochen.
Ihre persönlichen Aufzeichnungen zeugen von tiefen spirituellen Krisen einer Frau, die für ihr Engagement weltweit als moralische Ikone verehrt wurde.
10 Jahre nach ihrem Tod werden Auszüge aus ihren persönlichen Aufzeichnungen unter dem Titel “Komm sei mein Licht” veröffentlicht. Ihr seelischer Weg führte ins Dunkle.
Sie Schrieb: “Dunkelheit umgibt mich auf allen Seiten. Meine Seele leidet.
Vielleicht gibt es garkeinen Gott. Ich spüre eine unendliche Sehnsucht an ihn zu glauben. Aber wenn es keinen Gott gibt – was für eine Lehre.”
Es scheint als ob ihr Bild von Gott nicht mehr tragfähig gewesen wäre.
Johannes von Kreuz beschreibt den Aufstieg der Seele, als ein schrittweises Ablegen aller Bilder und ein Schweigen der Sinne. Damit Raum für eine dunkle Beschauung – eine Gotteserfahrung ohne Begriffen und Bildern entstehen kann.
(Gedanken für den Tag ORF)