Templer - Blog

Holbach schreibt uns:

Die galoppierende Geldentwertung ist nicht schwer zu erklären: Kommt mehr Geld in
den Umlauf als Güter, so steigt die Inflation. Die Basis der Quantitativen Geldtheorie ist in Theorie und Praxis gut untermauert. Doch wieso können oder wollen das die heutigen Entscheidungsträger nicht verstehen?

«Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen», so lautet das bekannte Credo des verstorbenen Ökonomen Milton Friedman. Es scheint jedoch sehr in Vergessenheit geraten zu sein. Immer noch wird die laufende Inflationswelle tagtäglich mit Lieferengpässen und Putins Krieg gegen die Ukraine erklärt. Die Schuld an der Teuerung auf fremde Mächte oder gar profitgierige Unternehmer zu schieben, ist ein alter politischer Trick. Aber er macht logisch keinen Sinn: Wenn einzelne Güter wie Öl oder Chips wegen Boykotten und Produktionsengpässen teurer werden und die Leute darauf nicht verzichten wollen, so werden die Preise dieser Güter relativ teurer. Doch die Konsumenten haben dann weniger Geld für andere Dinge. Die Preise in anderen Bereichen müssten dann tendenziell fallen. Nur das relative Preisgefüge ändert sich durch Versorgungseng-pässe, nicht das gesamte Preisniveau. Die Schuld auf die Lieferketten zu schieben, macht auch in der Praxis keinen Sinn. Nach den Berechnungen von Bridgewater überstieg die reale Produktion von Gütern für den US-Konsumenten bereits im Januar 2021 wieder das Niveau von vor der Corona-Krise.

Der praktische Beweis dafür, dass nicht die Lieferengpässe und der Krieg die Ursache der Inflation sein können, ist die im Vergleich sehr tiefe Teuerung in Ländern wie der Schweiz (2.9%), Japan (2.5%) oder China (2.1%). Alle drei waren natürlich von Corona-Lockdowns betroffen. Alle drei importieren grosse Mengen an Öl, Metallen und Getreide, worauf sich der Ukraine-Krieg stark auswirkt. Doch die Teuerungsraten dieser Länder notieren um 2-3%, während die USA und die Eurozone derzeit bei 8-9% liegen.

Doch das grösste Inflationsrätsel unserer Tage ist: Wieso sahen so wenige Ökonomen,
Zentralbanker und institutionelle Investoren die laufende Inflationswelle kommen? Gemäss einer Erhebung von Bespoke Investment fiel die Konsensschätzung der Ökonomen für den amerikanischen CPI im Mai zum 22. Mal in den letzten 24 Monaten zu tief aus. Über die lächerlich tiefen Inflationsprognosen der EZB und des Fed für 2021 und 2022 breiten wir lieber den Mantel des Schweigens. Das Fed allein beschäftigt über 700 Ökonomen, deren marginaler Nutzen offenbar gegen Null tendiert.

Grundsätzlich gibt es dafür drei mögliche Antworten:
Die Zentralbanker sind inkompetent: Die jahrzehntelange Disinflation hat das Wissen um
die Quantitiative Theorie und die Ursachen der Inflation verschwinden lassen und den
Gebrauch von falschen Modellen gefördert.

Die Zentralbanker sind ideologisch verblendet: Sie wissen um die Quantitative Theorie,
wollen es aber aus politischen Gründen nicht wahrhaben. Das Verhältnis von deklarierten Demokraten zu Republikaner beim Fed beträgt gemäss Steve Hanke 48 zu 1. Man will deshalb der Biden-Regierung nicht in den Rücken fallen und hofft auf ein spontanes Abflauen der Inflation. Analog dazu in der Eurozone will niemand in der EZB, dass die Zinsaufschläge für überschuldete südeuropäische Länder durch die Decke gehen.

Die Zentralbanker sind zynisch: Sie sind kompetent und wissen, dass die Politik inflationär ist, nehmen dies aber bewusst in Kauf, um über Inflation die Entschuldung der Staatshaushalte zu ermöglichen, Sparer und Rentner schleichend zu enteignen oder ganz einfach ihre gutdotierten Jobs als Staatsdiener zu sichern.

Es ist zu befürchten, dass die heutigen Entscheidungsträger die Lektionen der Vergangenheit auf die harte Tour neu lernen müssen. Das bedeutet für die leidgeplagten Anleger und Konsumenten leider, dass die Inflation erst nachhaltig fallen kann, wenn sie zuerst noch eine ganze Weile «zu hoch» bleibt.

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