Templer - Blog

Jesus als Schwarzer

Der Karneval in Rio de Janeiro ist so politisch wie nie. Offen wird Präsident Bolsonaro kritisiert. Die Sambaschule Mangueira zeigt Jesus als Schwarzen, Indio und Frau.

Die Sambaschulen zeigen Themen, die zu ihrem Alltag gehören: Polizeigewalt in den Armenvierteln, Rassismus und Homophobie.

Dabei thronte in mehr als vier Metern Höhe Jesus am Kreuz: mit dem Gesicht eines Schwarzen, dem Blut der Ureinwohner und dem Körper einer Frau. Sein Körper ist mit Einschusslöchern übersät, die die ausufernde Polizeigewalt in den Favelas symbolisieren. Vor dem Allegorienwagen laufen schwarz gekleidete Polizisten, die mit Schlagstöcken auf die Bewohner der Armenviertel eindreschen und sie mit erhobenen Händen an eine Wand stellen – auch dies ist eine Szene des Alltags in den Favelas.

Auf einem anderen Wagen ist Maria Magdalena in die Regenbogenfahne gehüllt und trägt ein Schild mit der Aufschrift: “Wer wirft den ersten Stein?” Auch dies ist eine direkte Reaktion auf die homophoben Äußerungen von Präsident Bolsonaro, der öffentlich bekundete, lieber einen toten als einen schwulen Sohn haben zu wollen.

Auch andere berühmte Sambaschulen wie Salgueira und Portela sparten in diesem Jahr nicht mit sozialer Kritik. Es geht um die Gier nach Bodenschätzen, die die Natur zerstört, um Fake-News und falsche Versprechen der Politik, um Rassismus und Gewalt gegen Frauen.

Rios streng evangelikaler Bürgermeister Marcelo Crivella, der Karneval ohnehin für Teufelszeug hält, sieht sich in seiner Ablehnung bestätigt, zumal er in diesem Jahr den Sambaschulen jegliche Subventionen strich. “Keinen Centavo” würde es für Veranstaltungen geben, die Eintritt verlangten, begründete Crivella, der evangelikaler Pastor ist.

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