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Rettet künstliche Intelligenz Dein Leben?

Egal ob selbstfahrende Autos, Smart Home, oder die Industrie – Algorithmen sollen es richten. Aber können sie auch helfen, wenn es in der Medizin um Leben und Tod geht?

Laut Statistischem Bundesamt wurden 2019 insgesamt 19,4 Millionen Menschen in Deutschlands Krankenhäusern versorgt. Für deren Behandlung braucht es jede Menge Technik – egal, ob in der Notaufnahme, der Radiologie oder im OP.
Damit die Arbeitsabläufe dort in Zukunft noch sicherer und effektiver ablaufen, setzen einige Kliniken inzwischen auf Algorithmen. Zum Beispiel, um in der Radiologie Röntgenbilder besser und schneller auszuwerten. Forschende der Uni Budapest haben zum Beispiel 2018 in der Fachzeitschrift Scientific Reports von einem Algorithmus berichtet, der Brustkrebs auf Röntgenaufnahmen in 90% der Fälle richtig erkannt hat.

Das Ziel?
Sicher wirst Du nicht schon in wenigen Jahren von KI-Chirurgen operiert oder Roboter-Pflegern versorgt. Aber in Zukunft soll künstliche Intelligenz die Arbeit in vielen Bereichen des Krankenhausalltags erleichtern. Zum Beispiel in der Logistik, um zu prognostizieren wie viele Blutkonserven pro Tag benötigt werden. Aber auch, um Krankengeschichten abzugleichen, Behandlungen aufgrund früherer Therapieverläufe vorzuschlagen oder Patientenübergaben zu dokumentieren. Das soll die Arbeit erleichtern.

Ohne Daten geht nichts
Damit künstliche Intelligenz intelligent wird, muss sie mit Daten trainiert werden. Ein Algorithmus zur Auswertung von Röntgenaufnahmen braucht zum Beispiel tausende solcher Aufnahmen, um an ihnen zu lernen: Was ist ein Brustkrebstumor? Und was ist keiner?

Deep Learning nennt sich diese Methode, bei der das Computerprogramm auf der Basis großer Datenmengen beginnt selbstständig zu lernen. Allerdings besagt die Datenschutzverordnung, dass Patienten und Patientinnen der Nutzung ihrer Daten zu solchen Zwecken erst einmal zustimmen müssen.

Algorithmen und Ethik
Deswegen gibt es noch einige Hürden bei der Entwicklung schlauer Algorithmen in der Medizin. Viele Forschende in Unikliniken und KI-Instituten wünschen sich einen bundesweiten Datenaustausch zwischen den Krankenhäusern, damit Algorithmen an verschiedenen Orten mit demselben Datensatz lernen können. Das ist wichtig, denn ein Patient in einem Hamburger Krankenhaus soll sich sicher sein können, dass seine Röntgenbilder von einem Algorithmus ausgewertet werden, der genauso zuverlässig ist wie sein KI-Kollege in München.

Außerdem ist es aus ethischer Sicht wichtig, dass Algorithmen mit einem möglichst vielseitigen Datenset trainieren. Wird ein Algorithmus zur Brustkrebserkennung zum Beispiel nur mit Aufnahmen von Patientinnen zwischen 20 und 30 gefüttert, erkennt er im Zweifelsfall nur bei solchen Personen Brustkrebs. In so einem Fall spricht man von einem Bias. Eine KI kann durch falsches Training sozusagen voreingenommen sein, das kennt man auch aus anderen Bereichen der KI-Entwicklung.

Und dann ist da noch die rechtliche Frage: Wer haftet, falls eine KI schwerwiegende Fehler macht? Die Ärztin? Das Computerprogramm? Das Entwicklerteam, das den Programmcode entwickelt hat? Am Ende muss immer ein Mensch entscheiden, heißt es in der Technik-Ethik. Algorithmen und ihre Datenbasis müssen also für Ärztinnen und Ärzte immer transparent sein.

Schwache oder starke KI?
Künstliche Intelligenz wird in absehbarer Zukunft vermutlich erst einmal schwach sein – sich also auf einzelne Einsatzbereiche spezialisieren, ein Fachidiot sozusagen. In Abgrenzung dazu wird auch immer wieder über die sogenannte starke KI gesprochen. Das wären Computerprogramme, die dem Menschen intellektuell ebenbürtig sind und ihn in Sachen Auffassungsgabe vielleicht sogar übertreffen. Solche Computerprogramme sind aber noch Zukunftsmusik. Die letzte Bundesregierung hat sich 2018 in ihrer nationalen KI-Strategie dementsprechend auch vorläufig zur schwachen KI bekannt:

Die Bundesregierung orientiert sich bei ihrer Strategie an der Nutzung der KI für die Lösung von Anwendungsproblemen und damit an den Positionen der „schwachen KI“

Dr. Bot wird nicht dein neuer Arzt
Künstliche Intelligenz soll auch in Zukunft nicht direkt dein Leben retten. Sie soll dich nach einem schweren Unfall nicht wiederbeleben und auch keine kritischen Tumore im Op entfernen. All das tun weiterhin Menschen, aber die künstliche Intelligenz kann diese Leute beraten und unterstützen. Zum Beispiel, indem sie die besten Behandlungsmethoden vorschlägt, Bettenbelegung errechnet oder benötigte Blutbankbestände prognostiziert. Noch wird dazu aber vor allem an den großen Unikliniken geforscht. Bis solche Algorithmen dann auch in kleineren Krankenhäusern ankommen, dürfte es noch eine Weile dauern.

Fazit: Künstliche Intelligenz in der Medizin rettet also noch lange nicht Dein Leben. Aber sie kann die Arbeit jener Menschen leichter machen, die jeden Tag hart im Krankenhaus für deine Gesundheit arbeiten.

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