Merkels Ex-Sprecher zerschlägt in Israel Porzellan …
…und die großen Medien verschweigen es
Merkels Chef-Sprecher Steffen Seibert und ich sind uns in heftiger Abneigung verbunden. In den Wortduellen auf der Bundespressekonferenz machte der frühere ZDF-Journalist nie einen Hehl aus seiner Abneigung, ja Verachtung mir gegenüber. Teilweise überschritt er dabei auch die Grenzen des Anstandes – etwa, wenn er laut stöhnte während meiner Fragen oder die Augen verdrehte. Offenbar war er nicht immer in der Lage, die Contenance zu bewahren.
Umso erstaunter war ich, dass der Mann mit den schlechten Nerven und wenig diplomatischem Verhalten nach Merkels Abgang ein Versorgungsposten ausgerechnet als Botschafter zugeschanzt wurde. Und das noch dazu in Israel – wo der Posten des Chefs der deutschen Repräsentanz besonders viel Fingerspitzengefühl erfordert.
Wie zu erwarten war, fehlt es Seibert an diesem. Und er sorgt statt für eine Annäherung, wie es Aufgabe eines Botschafters wäre, für Befremden in Israel. Er schafft es, dort regelmäßig Negativschlagzeilen zu produzieren. Schließlich geriet er derart ins Kreuzfeuer der Kritik, dass ihn das Außenministerium in Jerusalem einbestellte und rügte.
Der 62-Jährige hat sich am „Alternativen Gedenktag“ beteiligt, wie die „JF“ berichtet. „Dabei gedenken linksgerichtete Juden und Araber der Opfer des Nahostkonflikts. Diese Feier ist in Israel hochumstritten, weil sie als unpatriotisch und pro-palästinensisch eingeschätzt wird.“
Zudem soll Seibert dem Bericht zufolge „zum 75. Jahrestag der israelischen Staatsgründung den Überflug der deutschen Luftwaffe über Judäa und Samaria, die zum besetzten Westjordanland gehören, verhindert haben“. Andere Staaten beteiligten sich dagegen an der gemeinsamen Flugschau. Da auch die Bundeswehr teilnahm, gilt das Manöver als historisch.
Laut der Zeitung „Israel Hayom“ hat Seibert zudem deutschen Vertretern geraten, in der Altstadt von Jerusalem keine Fotos zu machen. Der Hintergrund: Deutschland kennt die Stadt nicht als Hauptstadt Israels an, weil sie auch von den Palästinensern beansprucht wird. Andere Staaten akzeptieren dagegen Jerusalem als Hauptstadt – wie die USA, wo Donald Trump das durchsetzte und die US-Botschaft umziehen ließ. Die deutsche Botschaft sitzt dagegen weiter in Tel Aviv.
Der deutsche Botschafter habe bei seiner Einbestellung Fehler und Verständnis für die Sensibilität der Themen eingeräumt, meldet die israelische „Now14“ laut „JF“: Er werde sich die Kritik „zu Herzen nehmen“. Daher wolle es die israelische Regierung zunächst bei dem „Rügegespräch“ belassen.
Bemerkenswert an der Causa ist, dass sie in den großen deutschen Medien ausgespart wird. Offenbar ist Seibert als ehemaliger Chefsprecher von Merkel immer noch „unberührbar“. Jahrelang zog er im Hintergrund die Fäden – mit so jemand verscherzt man es sich offenbar auch später ungern. Zudem wird bei den ganzen Fettnäpfchen, in die Seibert trat, deutlich, dass er die gleiche „Haltung“ zu Israel zu haben scheint wie weite Teile der rot-grünen Medien. Die offen mit Israels Feinden kokettieren und selbst noch für Terroranschläge der Palästinenser allzu oft zwischen den Zeilen Sympathien zeigen.
Dabei wäre eine Berichterstattung über die Causa zwingend: Sie ist brisant und eine unvoreingenommene Medienlandschaft dürfte es sich nicht leisten, darüber zu schweigen. Umso mehr beim Thema Israel.
Nicht so in Deutschland im Jahr 2023.
Die Causa zeigt nicht nur die Doppelmoral unserer Medien auf – sondern macht auch deutlich, wie fatal es ist, wenn Posten nach Proporz bzw. für altgediente „Genossen“ verteilt werden und nicht nach Kompetenz und Befähigung. Wobei ich das Wort „Genosse“ für Seibert hier bewusst verwende im Hinblick auf seine Ex-Chefin und das System, das sie etabliert hat. Auch wenn beide formal in der CDU sind. (Reitschuster)