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Mikroplastik überall: Und jetzt?

Mikroplastik ist überall: auf Bergspitzen, tief im Meer – und längst schon in unserem Blut. Wir sehen es nicht und doch könnte es ein Riesenproblem werden, für uns – und den Planeten.

Was ist eigentlich Mikroplastik?
Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel bezeichnet, die zwischen 5 Millimeter und eintausend Nanometer klein sind. Es stammt etwa von üblichen Plastikteilchen und wurde über die Jahre durch Wind und Witterung klein geschrubbt. Das Problem: achtlos weggeworfene Tüten, Flaschen oder Verpackungen verrotten nicht. Durch Alterungs- und Zerfallsprozesse entsteht Mikroplastik.

Es ist im Feld und im Wasser
Mikroplastik gelangt auch durch Textilien und Kosmetik ins Wasser, wo es dann rausgefiltert wird und im Klärschlamm landet. 99 Prozent der Partikel werden durch Zentrifugaltechnik aus unserem Trinkwasser gefiltert, das wir bedenkenlos trinken können. Über den Klärschlamm gelangt das Mikroplastik dann aber als Dünger auf die Felder und auf diesem Weg in unsere Böden. Und von da aus wird es etwa durch Hochwasser in Meere und Flüsse geschwemmt. Es verteilt sich auf diesem Wege überall.

Angereichert im Fluss-Sediment
Forschende aus Manchester haben etwa zehn Flüsse untersucht und in jedem davon Mikroplastik in Sediment- und Bodenproben gefunden. Mehr als eine halbe Millionen Plastikpartikel pro Quadratmeter Flussbett konnten sie nachweisen. Kein Wunder, dass es auch in Fischen nachgewiesen werden konnte.

Neue Studie: Mikroplastik zirkuliert auch in unserem Gefäßsystem
Im März 2022 haben Forschende der Uni Amsterdam eine Studie veröffentlicht, in der sie Mikroplastik erstmals in menschlichem Blut nachweisen konnten. Die Wissenschaftlerinnen und Forscher haben in 17 von 22 Blutspenden von anonymen Spenderinnen und Spender Mikroplastik gefunden. Die Hälfte der Proben enthielt PET-Kunststoff, das man von herkömmlichen Plastikflaschen kennt. Ein Drittel der Blutproben erhielt Polystyrol, das in Lebensmittelverpackungen vorkommt.

Und in einem Viertel fanden die niederländischen Forscherinnen und Wissenschaftler Polyethylen; aus diesem Material bestehen etwa auch die Plastik-Tragetaschen, die mittlerweile in der EU verboten sind. Das sind erste, ganz klare Hinweise, dass wir Polymerpartikel in unserem Blut haben.

Was richtet das Plastik im menschlichen Körper an?
Das weiß man noch nicht. Um diese Frage zu beantworten, fehlt es noch an wissenschaftlicher Evidenz. Befürchtungen gehen davon aus, dass die Partikel durch den Körper wanden und sich in Organen festsetzen. Sie könnten eventuell in Immunzellen vordringen oder sich an Eiweiße und Fette im Körper heften. Mögliche Folgen: chronische Schäden oder sogar Krebs. Belege, dass das in unserem Körper passiert, fehlen allerdings bislang. Die Forschung hat daher Mikroplastik besonders im Fokus. Es muss weiter geforscht werden, was Mikroplastik – auch im Nanometer-Bereich – in uns anrichtet und welche gesundheitlichen Folgen dies haben könnte.

Was jeder Einzelne unternehmen kann
Verbraucherinnen und Verbraucher könnten dafür sorgen, möglichst wenig Plastik zu verwenden und so auch den Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt zu reduzieren. Mit unseren Einkäufen können wir die Industrie dazu bringen, umzudenken. Gemüse und Obst sollten wir in Papier packen, nicht in dünne Plastikbeutel. Außerdem ergibt es Sinn, dass wir als Gesellschaft weiter in Recycling investieren und Plastik aus dem Meer fischen, bevor es über Jahre zu Mikroplastik wird – und noch schwerer zu entfernen ist.

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