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Papst zur Ökumene: Vorurteile und Kritiksucht abbauen

Der Papst ermutigt alle Christen, gegenseitige Vorurteile abzulegen und sich nicht auf die „Wunden der Vergangenheit“ zu fixieren. Ökumene lebe aus Gebet, echter Suche nach Einheit und dem vereinten Einsatz für die Leidenden, heißt es in Franziskus’ Predigt, die Kardinal Kurt Koch zum Abschluss der Gebetswoche stellvertretend verlas.

Papst Franziskus konnte an der ökumenischen Feier in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern aufgrund seines Ischias-Leidens nicht teilnehmen. So wurde die Vesper zum Abschluss der 54. Gebetswoche für die Einheit der Christen stellvertretend von Kurienkardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates, geleitet, der auch Franziskus’ Predigt verlas.

Zu Beginn der Vesper am Fest der Bekehrung des heiligen Paulus stieg Kurienkardinal Koch gemeinsam mit zwei Kirchenvertern zum Paulusgrab hinunter und verharrte dort einige Momente im Gebet; begleitet wurde er von dem Vertreter der Anglikanischen Gemeinschaft beim Heiligen Stuhl und dem Leiter des Anglikanischen Zentrums in Rom, Erzbischof Ian Ernest, und einem Vertreter der rumänisch-orthodoxen Kirche in Italien, Bischofsvikar Atanasie von Bogdania.

Die Zahl der in der Basilika versammelten Gläubigen und Vertreter anderer Konfessionen war aufgrund der Corona-Pandemie im Vergleich zu Vorjahren stark reduziert; die meisten von ihnen kamen aus Rom. Auch der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom, Michael Jonas, war vertreten.

„Bleiben in Jesus“ ist Ausgangspunkt
In seiner Predigt griff Papst Franziskus das Bild des Weinstocks und der Reben auf, das Jesus mit seiner Aufforderung „Bleibt in meiner Liebe“ (Joh 15,9) verband. „In diesen Weinstock, der er ist, sind wir Getaufte alle als Reben eingepfropft“, erläuterte der Papst: „Dies bedeutet, dass wir nur wachsen und Frucht bringen können, wenn wir mit Jesus vereint sind.“

Die „unverzichtbare Einheit“ der Christen bilde wie bei einem Baumstamm „drei konzentrische Ringe“, zog der Papst dann ein weiteres Bild heran. Ausgangspunkt jeder Einheit sei die Verbundenheit eines jeden Gläubigen mit Jesus, umschrieb der Papst den „innersten Ring“, die erste Ebene der Einheit.

„Jesus zeigt uns, dass das Geheimnis der Beständigkeit darin liegt, in ihm zu bleiben“
In der „heutigen schnelllebigen und vielschichtigen Realität“ biete Jesus Beständigkeit und Orientierung: „Viele fühlen sich innerlich zersplittert, unfähig einen festen Bezugspunkt zu finden, sich in den veränderlichen Lebensumständen mit Bestand aufzustellen. Jesus zeigt uns, dass das Geheimnis der Beständigkeit darin liegt, in ihm zu bleiben.“

Das „Bleiben in Jesus“ nähe sich aus dem Gebet, Lebenselixier der Christen: „Wir brauchen das Gebet wie das Wasser zum Leben. Unsere Existenz zieht daraus Leben, so wie die Rebe aus dem Stamm den Lebenssaft erhält“, formulierte der Papst. Hoffnungen und Ängste, Freuden und Leiden hätten hier ihren Platz, Jesu Liebe sei bei dieser ersten Einheitserfahrung spürbar.

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