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Russland versucht Krieg in der Ukraine vorerst einzufrieren

Der Kreml hat jüngst die Aufmerksamkeit von der Front weggelenkt: mit Angriffen auf die ukrainische Infrastruktur und wilden Gerüchten über «schmutzige Bomben». Derweil scheint auf dem Gefechtsfeld die militärische Absicht des neuen russischen Oberbefehlshabers, General Sergei Surowikin, umgesetzt zu werden. Die russischen Bodentruppen führen derzeit vorwiegend defensive Aufträge aus, angepasst an den bisherigen Kampfverlauf oder das Gelände in den jeweiligen Frontabschnitten. Denn für defensive Aktionen werden weit weniger Kräfte benötigt als für offensive.

Darum ist es wichtig: Ein Beleg für die operative Schwäche der Russen lieferte jüngst der Anschlag auf die Krim-Brücke bei Kertsch. Für effektive Offensivaktionen fehlt es gegenwärtig schlicht an sicheren Nachschubwegen, an Koordination der vorhandenen Kräfte und vor allem an genügend Soldaten. Deshalb braucht Surowikin Zeit. Die Bodentruppen sollen die Kämpfe so lange einfrieren, bis günstige Voraussetzungen geschaffen sind, die militärischen, aber auch politischen Ziele in der Ukraine mit weniger Verlusten zu erreichen. Ein kritischer Erfolgsfaktor dafür ist die einsatzorientierte Ausbildung der mobilisierten Reservisten.

Das ist die aktuelle Lage: Die russischen Besatzer haben nach eigenen Angaben die ukrainische Stadt Cherson und das Gebiet nordwestlich des Flusses Dnipro von Zivilisten geräumt. Ein Mitglied der Besatzungsverwaltung teilte mit, 36 400 Zivilisten seien evakuiert worden. Die ukrainische Armee greift seit Wochen den russischen Brückenkopf auf dem rechten Ufer des Dnipro an und verkleinert ihn Dorf um Dorf.

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