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Sollten wir alle weniger arbeiten?

Eine kürzere Arbeitszeit hat viele Vorteile, zum Beispiel macht sie uns gesünder. Warum hat eine Vollzeitarbeitswoche dann immer noch 40 Stunden?
21. Dezember 2021 | Aktualisiert: 22. Dezember 2021
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Darum geht’s:
Arbeitnehmer:innen wollen weniger arbeiten
Acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche – so sieht eine typische Schaffenswoche für viele Menschen aus. Vollzeitbeschäftigte rackern dann im Schnitt 41,3 Stunden, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat.
Das ist vielen Angestellten zu viel, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergeben hat.

Rund jeder Zweite ist „überbeschäftigt“
Demnach arbeiten 50 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen mehr, als sie gerne würden. Sie gelten in der Forschung damit als „überbeschäftigt“.

Männer arbeiten laut der Untersuchung rund 41 bis 44 Stunden die Woche und wünschen sich 37 bis 40 Stunden.
Frauen sind etwa 31 bis 35 Stunden tätig und wünschen sich 30.
Für die Studie wurden unter anderem Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) genutzt. Hierfür werden jährlich rund 30.000 Deutsche befragt.

Teilzeitbeschäftigte kommen näher an ihr Ideal
Die Autor:innen stellten zudem fest, dass die Differenz zwischen der tatsächlichen und der gewünschten Arbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigten deutlich größer ist als bei Teilzeitbeschäftigten.

„Offenbar sind Teilzeitbeschäftigte im Durchschnitt häufiger in der Lage, ihre Arbeitszeitwünsche zu verwirklichen“, schlussfolgern sie.

Das könnte ein Grund dafür sein, dass die Zahl der Teilzeitbeschäftigten seit den 80er-Jahren steigt. Waren 1985 nur 1,4 Prozent der männlichen Angestellten in Teilzeit beschäftigt, waren es 2018 bereits 11,2 Prozent.
Bei den Frauen ist der Anteil der Angestellten, die in Teilzeit arbeiten, von knapp 29 auf knapp 48 Prozent gestiegen.
Der Wunsch nach mehr Freizeit
Natürlich gibt es für Angestellte auch rein praktische Gründe, ihre Stundenzahl zu kürzen – selbst wenn sie eigentlich mehr arbeiten wollen. Beispielsweise weil sie ein kleines Kind und keine geeignete Betreuung haben. Oder weil sie Angehörige pflegen. Oder weil sie einfach keine Stelle mit mehr Stunden bekommen.

Dennoch zeigen Untersuchungen, dass es daneben bei vielen Angestellten immer häufiger den Wunsch gibt, mehr Freizeit zu haben. Tatsächlich liebäugeln auch Unternehmen damit, Arbeitsstunden zu streichen – auch ohne Gehälter zu kürzen. Manche Betriebe probieren es bereits aus.

In Deutschland gibt es bereits Betriebe, in denen der Tag nur sechs Stunden oder die Arbeitswoche nur vier Tage hat. Auch zusätzliche Urlaubstage sind eine Möglichkeit.

Verhandlungen von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden drehen sich daher immer häufiger um dieses Thema. Die Diskussionen sind nicht neu, schon in den 70ern wurde um die 35-Stunden-Woche gerungen, denn die Arbeitszeitverkürzungen haben Vorteile.

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