Templer - Blog

Sonnenschutz: Was ist wichtig, was Unsinn?

Ist nur Sonnenbrand gefährlich – und wie viel Sonne kriege ich im Schatten und im Wasser ab? Es gibt viel Unwissen zu Sonnenschutz, die Hautkrebsraten steigen weiter. Fakt ist: Wir müssen uns besser schützen, als wir denken.

Wie wichtig ist Sonnenschutz im Alltag?
Wichtig! Denn den Großteil unserer Sonnendosis bekommen wir eben nicht in den wenigen Urlaubswochen ab, sondern im Alltag. Doch wird das häufig unterschätzt: So hat etwa eine Befragung von 2500 Familien durch die Universität Erlangen ergeben, dass nur 30 Prozent der Befragten den Sonnenschutz für ihre Kinder im heimischen Alltag als genauso wichtig erachten wie im Urlaub.
Dazu passt die Entwicklung der Hautkrebszahlen: Nach Schätzung der WHO treten weltweit pro Jahr zwei bis drei Millionen neue Fälle von hellem Hautkrebs auf und rund 250.000 neue maligne Melanome (schwarzer Hautkrebs). Dabei ist längst klar: UV-Strahlen der Sonne sind umweltbedingtes Risiko Nummer eins für eine Hautkrebserkrankung.

Sind nur Sonnenbrände gefährlich?
Nein. Bei Sonnenbränden ist der Schaden zwar besonders deutlich: Laut einer Studie der Warren Alpert Medical School der Brown University in Rhode Island genügen schon fünf Sonnenbrände vor dem 20. Lebensjahr, um das Risiko für Hautkrebs enorm zu steigern. Es ist um 80 Prozent höher als bei Menschen, die in ihren ersten 20 Lebensjahren keinen Sonnenbrand hatten. Als Sonnenbrand zählt übrigens schon eine leichte Rötung der Haut, auch wenn diese nicht schmerzt.
Doch auch die UV-Strahlung, die über Jahre langsam, aber stetig auf uns einstrahlt, spielt eine Rolle bei der Entstehung eines Melanoms. Heißt konkret: Die Haut vergisst keine UV-Strahlung – die Strahlenbelastung summiert sich im Laufe des Lebens auf. Daher empfehlen Fachorganisationen wie das Deutsche Krebsforschungszentrum einen nachhaltigen und intensiven Schutz vor UV-Strahlung – besonders für Kinder und Jugendliche.

Solariumbesuche erhöhen das Risiko
Das Gleiche gilt auch für künstliche UV-Strahlung wie etwa in Solarien. Laut Bundesamt für Strahlenschutz verdoppelt sich das Risiko, an schwarzem Hautkrebs zu erkranken, wenn man in jungen Jahren unter 35 regelmäßig ein Solarium besucht. Für Minderjährige ist das in Deutschland verboten.

Zu viel UV-Strahlung ist außerdem gefährlich für unsere Augen. Zu den akuten Effekten von zu viel Sonne für die Augen zählen Hornhautentzündung, Bindehautentzündung und fotochemische Netzhautschäden. Langfristig kann ein Übermaß an UV-Strahlung zu Linsentrübung führen, als Grauer Star bekannt.

Sind UV-A- und UV-B Strahlen gleichermaßen gefährlich?
Es gibt drei Sorten von UV-Strahlung: UV-A-, UV-B und UV-C-Strahlen. Sie unterscheiden sich in ihrer Wellenlänge – und dringen dadurch unterschiedlich tief in die Haut ein. UV-C-Strahlen, die UV-Strahlen mit der höchsten Energie, werden von der Erdatmosphäre zurückgehalten und kommen auf der Erde nicht mehr an.
Von den UV-B-Strahlen erreichen bis zu zehn Prozent die Erdoberfläche. Bei Störungen der Ozonschicht vergrößert sich der Anteil. Daher ist etwa in Australien, wo die Ozonschicht sehr dünn ist, das Hautkrebsrisiko besonders hoch. UV-B-Strahlen sind kurzwellig und für Sonnenbrände verantwortlich. Diese energiereiche Strahlung schädigt die DNA-Moleküle der Hautzellen in unserer äußersten Hautschicht (Epidermis).

UV-A-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein
Die langwelligere UV-A-Strahlung erreicht weitgehend unbehindert die Erde. UV-A-Strahlen haben weniger Energie als UV-B-Strahlen, dringen aber tiefer in die Haut ein – bis in unsere Lederhaut. Hier produzieren sie freie Radikale, die die Haut altern lassen. Und: UV-A-Strahlen sorgen über eine Umwandlung des Hautfarbstoffes für eine Sofortpigmentierung der Haut – die Haut bräunt.

Bis vor wenigen Jahren glaubte man noch, sie seien weniger gefährlich, weil ihre hautrötende Wirkung bis zu tausendfach schwächer ist als die von UV-B-Strahlen. Mittlerweile ist jedoch gesichert, dass auch UV-A-Strahlen zu Schäden in der Erbsubstanz unserer Haut führen. Daher ist UV-A- wie UV-B-Strahlung auch als „eindeutig krebserzeugend für den Menschen“ eingestuft, so der Krebsinformationsdienst.

Ist vorgebräunte Haut weniger gefährdet?
UV-A- und UV-B-Strahlen regen unsere Haut dazu an, einen Eigenschutz aufzubauen – sie bildet das Pigment Melanin. Die Melanin-Pigmentierung nimmt weitere UV-Strahlen auf und verhindert, dass die Strahlung die tiefer liegenden Hautschichten schädigt. Dieser Aufbau des körpereigenen UV-Schutzes wird als Vorbräunen bezeichnet. Gebräunte Haut ist also eine Art Abwehrreaktion des Körpers vor Sonnenstrahlung.
Allerdings schützt uns die Bräune nicht so stark, wie wir glauben. Bei Menschen mit Hauttyp I bis III, so wie es die meisten Mitteleuropäer:innen sind, entspricht der Schutz durch die Eigenbräune etwa einer Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 1,5. Menschen mit dunklem Hauttyp IV können durch ein Vorbräunen nur einen maximalen Lichtschutzfaktor-Schutz von 2 erreichen. Daher gelten alle Sonnenschutzempfehlungen auch für gebräunte Menschen.

Wie gefährlich ist die Frühlingssonne?
„Wir sehen das Licht, wir spüren die Wärme, doch für die UV-Strahlung gibt es kein Sinnesorgan. Das erschwert die richtige Einschätzung der UV-Intensität“, erläutert Prof. Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP). Auch schon sonnige Frühlingstage mit milden Temperaturen können von starker UV-Strahlung begleitet sein. Die kann im April schon genauso intensiv sein wie im Hochsommer.
Daher raten Expertinnen und Experten zu einem bedachten Umgang mit der Frühlingssonne. Die Haut müsse sich langsam an die Sonne gewöhnen und vor zu intensiver UV-Strahlung geschützt werden. Der UV-Index vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) informiert über die tagesaktuelle Intensität der UV-Strahlung.

Sonnenschutz ab UV-Index-Wert von 3 empfohlen
Er zeigt auf einer Skala von 1 bis 11 tagesaktuell die höchstmögliche UV-Bestrahlungsstärke an. Natürlich hat die Tageszeit Einfluss auf die UV-Intensität – sie ist in der Mittagszeit von 11 bis 15 Uhr am höchsten. Aber auch die geografische Breite, die Gesamtozonkonzentration in der Atmosphäre, die Bewölkung und die Höhenlage eines Ortes bestimmen, wie intensiv die UV-Strahlung ist.

Schon bei einem UV-Index-Wert von 3 werden Sonnenschutz-Maßnahmen empfohlen. In den Wintermonaten von Oktober bis März bleibt bei uns in Deutschland der UV-Index-Wert unter 3, ein Sonnenschutz ist also in der Regel nicht nötig.

Ist Sonnencreme wirklich der beste Sonnenschutz?
Sonnencreme wird von vielen nationalen und internationalen Fachgesellschaften nicht als Sonnenschutz der ersten Wahl angesehen, denn: Es gibt keine Sonnencreme, die das gesamte Spektrum der UV-Strahlen abdeckt. Als alleiniger Schutz reicht sie also nicht aus. Noch wichtiger sei es, maßvoll mit der Sonne umzugehen, die Sonne in der Mittagszeit zu meiden und körperbedeckende Kleidung zu tragen. Nicht zu vergessen: Kopfbedeckungen und Sonnenbrillen mit UV-400-Kennzeichnung.
Artikel Abschnitt: Wie werden Sonnenschutzmittel richtig angewandt?
Wie werden Sonnenschutzmittel richtig angewandt?
Was vielen nicht klar sein dürfte: Es dauert etwa 30 Minuten, bis ihr Schutz wirkt. Daher ist es wichtig, sich früh genug einzucremen. Allerdings haben Studien gezeigt, dass die meisten Menschen Sonnenschutzmittel zu dünn auftragen. Um das versprochene Schutzniveau zu erreichen, müssten ca. 2 Milligramm Creme pro Quadratzentimeter Haut aufgetragen werden, rät der Krebsinformationsdienst. Das entspricht etwa 6 Teelöffeln für den Körper eines durchschnittlichen Erwachsenen. Mit Sonnenschutzsprays sollte man sich grundsätzlich zweimal einsprühen, damit der Schutz gewährleistet ist.
Zudem wird ein Lichtschutzfaktor von mindestens 20 empfohlen, bei Kindern und Menschen mit heller Haut mindestens 30. Ein höherer Schutzfaktor als 50 bis 60 ist chemisch nicht möglich, daher gibt es in Europa auch nur die Bezeichnung 50+.

Je höher der Lichtschutzfaktor, umso länger der Schutz
Der Lichtschutzfaktor (LSF), im Ausland als Sun Protection Factor (SPF) bezeichnet, gibt an, wie viel länger man sich mit der Sonnenschutzlotion der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Je höher der Wert, umso länger der Schutz. Konkret: Würde man ohne Sonnenschutz etwa schon nach 10 Minuten erröten und benutzt eine Creme mit Lichtschutzfaktor 30, verlängert sich der Sonnenschutz auf maximal 300 Minuten.

Und: Nachcremen verlängert den Schutz nicht – es erhält ihn nur. Bei unserem Beispiel bräuchte die Haut also trotzdem nach den 300 Minuten Sonne eine Sonnenpause, vorsichtshalber am besten schon nach einem Drittel der ausgerechneten Zeit, so die einhellige Empfehlung der Expert:innen.

Außerdem sollten wir bei der Wahl unseres Lichtschutzfaktors beachten, dass sich die Eigenschutzzeit unserer Haut bei Reisen in südlichere Länder und ins Gebirge verringert, weil dort eine intensivere UV-Strahlung herrscht. Hier also: Höheren Lichtschutzfaktor wählen!

Ist wasserfeste Sonnencreme wirklich wasserfest?
Vorsicht! Denn: Das Label „wasserfest“ bekommt ein Produkt schon dann, wenn nach zweimal 20 Minuten Aufenthalt im Wasser noch die Hälfte des ursprünglichen Schutzes vorhanden ist. Auch durch Schwitzen kann die Schutzwirkung beeinträchtigt werden. Der Rat der Stiftung Warentest bei „wasserfesten“ Sonnencremes: Nach dem Baden und Abtrocknen immer großzügig nachcremen.
Die Stiftung prüft übrigens seit 2017 Sonnenschutzmittel nicht mehr auf ihre Wasserfestigkeit, weil diese Begrifflichkeit den Verbraucherinnen und Verbrauer zu sehr in Sicherheit wiege. Stattdessen bekommen derartige Mittel sogar Punktabzug bei den Werbeaussagen.

Wie gut schützen Schatten, Wasser und Kleidung?
In der Mittagszeit sollten wir die Sonne nach Möglichkeit ganz meiden – und uns ansonsten im Schatten aufhalten. Aber auch unter Bäumen oder Sonnenschirmen sollten wir bedenken: Durch die Reflexion der Umgebungsstrahlung sind wir trotzdem noch bis zu 50 Prozent der UV-Strahlung ausgesetzt. Auch hier ist also Sonnenschutz sinnvoll.
Wolken hingegen bieten keinen Schutz vor UV-Strahlung. Sie verschlucken zwar teils die Strahlung, andererseits reflektieren sie diese aber auch. Im Extremfall kann so die UV-Strahlung am Boden unter einem teilweise bewölkten Himmel sogar stärker sein als unter einem wolkenfreien Himmel.

Dunkle Kleidung schützt vor UV-Strahlen
Auch Wasser schützt nicht vor UV-Strahlung, ganz im Gegenteil: Wasser kann die UV-Strahlung sogar noch verstärken – und selbst in einem halben Meter Tiefe dringen noch etwa 40 Prozent der UV-Strahlung durch. Somit gilt: Nicht vom kühlen Nass des Wassers in die Irre führen lassen und auch im Wasser an Sonnenschutz denken.

Kleidung hingegen ist ein bewährter Schutz gegen die Sonnenstrahlen. Das funktioniert jedoch nicht mit allen Stoffen: Leichte helle Baumwolle, die wir im Sommer besonders gerne tragen, ist durchlässig für UV-Strahlen. Es gilt die Faustregel: Je dunkler der Stoff und je dichter gewebt, desto höher ist der Schutz vor der Sonne.

Führt Sonnenschutz zu Vitamin-D-Mangel?
Praktisch: nein. Würden wir uns aber immer nur mit hohem Sonnenschutz im Freien aufhalten, würde unser Körper definitiv zu wenig Vitamin D produzieren. Denn: Sonnenstrahlen sind notwendig, damit unser Körper Vitamin D produziert. Es ist wichtig für die Verwertung von Mineralien wie Kalzium und Phosphor, die etwa für den Aufbau und Erhalt von Knochen sorgen.
Das vom BfS initiierte UV-Schutz-Bündnis, dem auch das Deutsche Krebsforschungszentrum angehört, gibt aber Entwarnung: Von Vitamin-D-Mangel sind bei uns in Deutschland in der Regel nur Risikogruppen betroffen. Dazu zählen alte und chronisch kranke Menschen, die kaum im Freien sind. Auch Säuglinge und Kleinkinder erhalten in Absprache mit dem Arzt Vitamin-D-Präparate, weil sie bis zum zweiten Frühsommer nach der Geburt möglichst keiner Sonnenstrahlung ausgesetzt sein sollen.

Sonnenschutz verhindert keine Vitamin-D-Produktion
Für alle anderen gilt: Zwei- bis dreimal pro Woche Gesicht, Hände und Arme unbedeckt ohne Sonnenschutz „der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis aussetzen“ – also die Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekäme. Bei einem Menschen mittleren Hauttyps wären das bei einer hohen UV-Intensität (UV-Index 7) etwa 12 Minuten.

Das Bündnis rät zudem ab „von starken, nicht ärztlich kontrollierten UV-Bestrahlungen (Sonne oder Solarium) zum Zweck der Vitamin-D-Bildung“. Das bedeutet: Ein angemessener Sonnenschutz steht einer ausreichenden Vitamin-D-Produktion nicht im Wege. Unser Körper kann übrigens Vitamin D speichern, sodass ein gesunder Mensch auch im Winter – in Deutschland von Oktober bis März – genügend Vitamin D zur Verfügung hat. Ab dem Frühjahr kann der Vitamin-D-Speicher wieder aufgefüllt werden.

Schreibe einen Kommentar