Besser lebenTempler - Blog

Was macht wirklich glücklich?

Glücklich sein wollen wir alle, aber oft gelingt es nicht. Da könnte es helfen zu verstehen, was Glück rein wissenschaftlich überhaupt ist.

Wissenschaftler:innen unterscheiden in der Regel zwischen zwei Kategorien: das eine ist das kurzfristige Glück, also ein vorübergehender Zustand, zum Beispiel wenn mein Fußballverein gewonnen hat; wenn ich mich freue, weil es heiß ist und ich ein leckeres Eis essen kann. Das, was man besser messen und untersuchen kann, ist aber die zweite Kategorie, in der es um einen langfristigeren Zustand, um Lebenszufriedenheit geht.

Was macht Menschen zufrieden?
Für Deutschland hat der Soziologe Martin Schröder Daten des Sozioökonomischen Panels ausgewertet. Das Sozioökonomische Panel ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung, für die seit den 1980er-Jahren im jährlichen Rhythmus immer die gleichen Familien und Personen zu bestimmten Themen befragt werden. Aus diesem großen Datensatz hat Schröder für Deutschland die TOP-3-Glücklichmacher herausgearbeitet:

Gesundheit
Arbeit (also: NICHT arbeitslos sein; eine sinnstiftende Tätigkeit haben)
soziale Kontakte
Auch weitere Aspekte, betonen Forschende, spielen eine Rolle: Andere Menschen glücklich zu machen macht uns selbst glücklich; auch Bewegung und Sport können dazu beitragen, dass es uns gut geht.

Macht Geld glücklich?
Es ist der Klassiker: Geld macht glücklich! Oder? Zwar sagen junge Menschen in Befragungen nach ihren Zielen im Leben häufig, dass sie reich werden möchten. Wissenschaftliche Daten zeigen aber: Geld macht nur dann glücklich, wenn man vorher arm war. Was stimmt: Wir brauchen einen gewissen Grundstock – monatlich circa 2.200 Euro pro Person, damit wir keine ernsthaften wirtschaftlichen Sorgen haben (und etwa auch für unsere Gesundheit sorgen können). Darüber hinaus, so das Ergebnis von Untersuchungen, macht noch mehr Geld nicht signifikant zufriedener. Eine Erklärung dafür ist, dass sich der Effekt von mehr Geld und somit mehr möglichem Konsum abnutzt: erst mal fühlt es sich gut an, sich das coole Paar Sneaker zu kaufen. Aber dann gewöhnen wir uns schnell daran. Das gilt auch für die Gehaltserhöhung: Wer mehr Geld verdient, geht vielleicht in teurere Restaurants, kauft auch mal in der Delikatessenabteilung ein, zieht in eine größere Wohnung. Fühlt sich erst mal toll und besonders an, aber ziemlich schnell wird das „mehr Geld“ zum Normalzustand.

Wie kann man Glück messen?
Eine Möglichkeit ist es, Menschen zu befragen: Wie glücklich und zufrieden sind Sie auf einer Skala von 1 bis 10? Das klingt zunächst banal, diese Art der Befragung ist aber eine anerkannte wissenschaftliche Methode.

Zusätzlich können die Forschenden bestimmte Dinge messen, von denen sie wissen, dass sie mit dem Zustand „Glücklichsein“ oder „Zufriedenheit“ zumindest korrelieren. Das sind dann bestimmte Hormone und Neurotransmitter wie Dopamin und Oxytocin oder auch endogene Morphine, die Glücksgefühle auslösen können.

Warum ist es wichtig, sich mit dem eigenen Glück zu beschäftigen?
Zufriedenheit spielt eine große Rolle für unser Wohlbefinden. Denn Zufriedenheit macht auch gesünder: weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, besseres Immunsystem, gesünderes Verhalten, schnellere Genesung nach einer Krankheit. Allerdings ist bei diesen Erkenntnissen etwas Vorsicht geboten: Nicht ganz klar ist, ob Menschen gesünder sind, weil sie zufrieden und glücklich sind – oder ob sie sich gesünder verhalten und daher zufriedener sind. Vermutlich beeinflussen sich beide Mechanismen gegenseitig.

Daten zeigen zudem, dass – im Durchschnitt – Menschen in der frühen Phase ihres Lebens besonders glücklich sind. In der Mitte des Lebens sinkt das Zufriedenheitslevel ab und steigt ab circa 60 Jahren wieder an und sinkt dann, wenn man am Ende des Lebens gesundheitliche Probleme bekommt, wieder ab. Das wird auch als „Zufriedenheitsparadox“ beschrieben – weil ältere Menschen am zufriedensten sind, was man zunächst vielleicht nicht annehmen würde.

Habe ich mein Glück selbst in der Hand?
Ob ich ein zufriedener Mensch bin, wird zu einem Teil auch von meinen Genen bestimmt. Wie groß der Anteil ist, den ich selbst beeinflussen kann, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Vermutlich haben wir einen Teil unseres Glücks selbst in der Hand. Diese Erkenntnis sollte aber im Umkehrschluss keinesfalls dazu führen, dass wir annehmen, dass es selbstverschuldet ist, wenn es einem Menschen nicht gut geht.

Denn auch gesellschaftliche Umstände spielen eine Rolle bei der Frage, wie zufrieden ein Mensch ist, siehe etwa Hinweise zu Einkommen und Arbeitslosigkeit weiter oben.

Daher warnen einige Forschende auch vor einem „Glücksdiktat“, weil die Gefahr besteht, dass vor allem bei praktischen Anwendungen der positiven Psychologie gesellschaftliche Faktoren wie soziale Ungerechtigkeit, einen schwierigen Arbeitsmarkt et cetera außer Acht lassen.

Glücksratgeber, Coachings, Seminare und so weiter können einigen Menschen helfen, zufriedener und vielleicht glücklicher zu werden, sind aber kein Therapieersatz, wenn jemand wirklich psychische Probleme hat.

Schreibe einen Kommentar