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Wer war ein Steinschneider?

Der Steinschneider, auch Lithotomus genannt,
war ein heilkundlicher Beruf, den es heute in
Deutschland so nicht mehr gibt – heute fällt die
Tätigkeit ins Fachgebiet der Urologie. Er entfernte
Blasensteine durch einen Steinschnitt. Blasensteine
führen zu schmerzhaften Krämpfen und
Infektionen und zu einem Harnstau. Der Schnitt
wurde am Damm gesetzt, die Steine wurden mit
einer Zange herausgenommen.
Dieser Eingriff war gefährlich: Unwissen über
infektiöse Bakterien führte zu Entzündungen in
sensiblen Bereichen des menschlichen Körpers
und Infektionen lösten bisweilen eine tödliche
Sepsis aus. Steinschneider, die sich nicht sehr
genau mit der Anatomie auskannten, konnten
leicht den Schließmuskel durchschneiden und so
eine dauerhafte Inkontinenz verursachen.
Quellen zeigen, dass Blasensteine im späten
Mittelalter und der frühen Neuzeit weit verbreitet
waren. Aus dem 16. Jahrhundert ist ein Verfahren
des Steinschneidens bekannt: Dabei wurde der
Schnitt unterhalb der Prostata angesetzt. Hier
führte der Lithotomus seine Zange ein, griff den
Stein und zog ihn aus dem Blasenhals.
Johann Andreas Eisenbarth (der Doktor Eisenbarth),
der Schweizer Lenhart Steinmann und der
Franzose Pierre Francou wurden als Steinschneider
berühmt. Der Wundarzt Gabriel Senf (gest. 1738)
führte den Steinschnitt in Seitenlage ein. Der Chirurg
Jean Baseilhac (1703-1781) erfand eine Steinzange,
um die Steine zu zerbrechen. Im 19. Jahrhundert
rückten dann minimal-invasive Techniken
in den Vordergrund, bei denen Instrumente durch
die Harnröhre eingeführt wurden und kein Schnitt
mehr gesetzt werden musste.

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