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Wurde der Kardinal – Freispruch um 1,4 Millionen erkauft oder die Zeugen bestochen?

Das nächste Kapitel im vatikanischen Finanzkrimi: Hat der geschasste Kardinal Becciu Zeugen bestochen, die in einem Missbrauchsskandal gegen seinen Widersacher Pell aussagten? Der Vorwurf liest sich wie Fiktion, ist aber knallharte Realität.

Die Vorgeschichte
Eines Septemberabends meldet der Vatikan überraschend, dass der Präfekt der Heiligsprechungskongregation (und Substitut im vatikanischen Staatssekretariat) Angelo Giuseppe Kardinal Becciu nicht nur von seinen Ämtern zurücktritt, sondern auch seinen Kardinalstitel ruhen lässt. Ein vor dem Pontifikat von Franziskus quasi ungekannter Vorgang im Vatikan. Schnell kamen die Fragen auf: Was steckt dahinter?

Der Vatikan selber gab keine Gründe an. Italienische Medien sprachen nicht nur von spekulativen Finanzgeschäften in dreistelliger Millionenhöhe, sondern auch von persönlicher Bereicherung. Becciu soll Familienmitgliedern Geld aus Vatikantöpfen zukommen haben lassen. Nach italienischen Medienberichten vom Freitag ermittelt deshalb jetzt auch die italienische Staatsanwaltschaft gegen ihn.

Das wäre schon Skandal genug gewesen, wenn nicht auf einmal auch der australische Kardinal Pell wieder auf der Bildfläche des Vatikandramas aufgetaucht wäre. George Pell galt lange Zeit als oberster Finanzaufklärer des Vatikans, musste sich aber im vergangenen Jahr in seiner Heimat dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs stellen. Nach einer mehrmonatigen Haftstrafe – und dem Freispruch mangels Beweisen im Frühjahr – weilt Kardinal Pell nun seit kurzem wieder im Vatikan. War an den Vorwürfen am Ende gar nichts dran? Erste Stimmen vermuteten ein Komplott gegen Pell.

Die Widersacher
Zwei Personen, zwei Geschichten – die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben, würde man in Rom nicht munkeln, dass Pell und Becciu große Widersacher, ja Feinde, im Hofstaat des Papstes seien. Die Logik würde bei “House of Cards” sicher nicht anders aussehen: Der eine Kardinal versucht Geld in die eigene Tasche zu schaufeln, der andere versucht den unlauteren Geschäften auf die Spur zu kommen.

Angeblich habe Franziskus den Finanzaufklärer Pell hinter verschlossenen Türen deshalb auch immer “der Ranger“ genannt, weil er so gnadenlose Aufklärungsarbeit leistete.

Ungeklärte Geldbewegungen
Während des Pell-Prozesses waren ungeklärte Gelder in Millionenhöhe vom Vatikan nach Australien geflossen. Erst sprach mal von umgerechnet 700.000 Euro, inzwischen berichtet das Magazin “The Australian“ von 1.4 Millionen. Die italiensiche Zeitung “L’Espresso” vermutet, dass mit dem Geld entweder Zeugen beeinflusst, oder sogar eine Medienkampagne gegen Pell finanziert werden sollte. Mehrere australische Behörden sind jetzt dabei, diese Vorwürfe zu prüfen, meldet die Nachrichtenagentur “AP”.

Am Dienstag habe eine Parlamentsabgeordnete sich an die australische Finanzaufsicht Austrac gewandt, die die Vorwürfe zu prüfen sollte. Diese sei dann in Kontakt zur australischen Bundespolizei, wie zur zuständigen “Victoria Police” getreten. Auf Anfrage von “Guardian Australia“ hat die regionale “Victoria Police” erklärt, sie würde nicht ermitteln, da sie kein “verdächtiges Verhalten“ feststellen könne. Die australische Bundespolizei wollte weder bestätigen, noch dementieren, ob sie in diesem Fall ermittle.

Und wie geht es weiter in der nächsten “Staffel” des Vatikankrimis? Es gäbe da noch eine ehemalige Angestellte von Becciu, die kürzlich vom Vatikan selbst angezeigt wurde, weil sie 600.000 Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet haben soll. Oder aber die europäischen Finanzermittler, die gerade wieder die Vatikanbücher überprüft haben. Der Stoff für die nächsten Episoden scheint gesichert zu sein.

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