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Das Konzil von Troyes (1129)

Die Geburtsstunde der Templer als anerkannter Ritterorden

Das Konzil von Troyes im Januar 1129 markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte des Templerordens. Auf diesem Provinzialkonzil wurde der Orden offiziell anerkannt und erhielt eine Ordensregel, die fortan sein geistliches und militärisches Leben bestimmte. Der Einfluss von Bernhard von Clairvaux, der charismatische Zisterzienserabt, spielte dabei eine Schlüsselrolle.

Der Hintergrund des Konzils von Troyes

Nach der Gründung des Templerordens um 1118/1119 durch Hugo von Payns und einige Gefährten, hatte sich die Gemeinschaft zunächst auf die Sicherung der Pilgerwege im Heiligen Land konzentriert. Doch um langfristig erfolgreich zu sein und Unterstützung aus dem christlichen Europa zu erhalten, benötigte der Orden die offizielle Anerkennung der Kirche.

  • Hugo von Payns, der erste Großmeister des Ordens, reiste nach Rom, um Papst Honorius II. zu treffen und die Unterstützung des Heiligen Stuhls zu gewinnen.
  • Die päpstliche Unterstützung war nicht nur ein moralischer, sondern auch ein politischer und wirtschaftlicher Vorteil, da der Orden so direkt unter den Schutz des Papstes gestellt wurde und sich der Kontrolle weltlicher Herrscher entzog.
  • Die Anerkennung des Ordens fiel in eine Zeit, in der das Papsttum unter Gregors VII. Reformen zunehmend versuchte, seine Kontrolle über monastische Gemeinschaften auszubauen.

Die Teilnehmer des Konzils

Das Konzil wurde im Januar 1129 in der französischen Stadt Troyes abgehalten. Es war technisch gesehen ein Provinzialkonzil unter dem Vorsitz von Kardinalbischof Matthäus von Albano, dem päpstlichen Legaten.

Bedeutende Teilnehmer waren unter anderem:

  • Bernhard von Clairvaux – der berühmte Zisterzienserabt, Theologe und geistige Führer seiner Zeit
  • Stephan Harding – Abt von Citeaux und eine Schlüsselfigur des Zisterzienserordens
  • Erzbischöfe und Bischöfe aus der Champagne und Burgund, darunter Gottfried von Chartres und Stephan von Paris
  • Mehrere Äbte von bedeutenden Klöstern wie Pontigny und Trois-Fontaines
  • Graf Theobald IV. von Blois, als weltlicher Gastgeber des Konzils

Auch Hugo von Payns und fünf weitere Templer waren anwesend, um den Orden vorzustellen und die vorgeschlagene Ordensregel zu verteidigen.

Der Einfluss von Bernhard von Clairvaux

Bernhard von Clairvaux spielte eine entscheidende Rolle bei der Anerkennung des Ordens. Obwohl er die Ordensregel nicht selbst verfasst hatte, unterstützte er deren Ausarbeitung maßgeblich.

  • Bernhard galt als religiöse Autorität seiner Zeit und genoss sowohl beim Papst als auch bei den weltlichen Herrschern großes Ansehen.
  • In einem Brief an Graf Theobald von Champagne drängte Bernhard auf die Unterstützung des Konzils für die Templer.
  • Seine später verfasste Schrift „De laude novae militiae“ („Lob der neuen Ritterschaft“) lieferte die ideologische Grundlage für die Legitimation der Templer als „Mönche mit dem Schwert“.

In dieser Schrift lobte Bernhard die Templer als einzigartige Krieger Gottes, die sowohl gegen physische als auch gegen spirituelle Feinde kämpften und dadurch sowohl ihre eigene Seele retteten als auch die Christenheit schützten.

Die Ordensregel der Templer

Das Konzil von Troyes bestätigte eine erste Version der Templerregel. Diese basierte stark auf der Benediktinerregel, wurde aber an die besonderen Bedürfnisse eines militärischen Ordens angepasst.

Wichtige Inhalte der Templerregel:

  1. Armut, Gehorsam und Keuschheit: Die Templer lebten nach den klassischen Mönchsgelübden.
  2. Weißer Mantel: Der weiße Mantel, der später durch das rote Tatzenkreuz ergänzt wurde, symbolisierte die Reinheit und die spirituelle Berufung des Ordens.
  3. Gemeinschaftliches Leben: Die Templer lebten in strenger Gemeinschaft, ohne persönlichen Besitz.
  4. Kriegerische Pflichten: Neben dem Gebet und den mönchischen Pflichten gehörte auch der aktive militärische Kampf zu den Aufgaben der Templer.

Die Symbolik der Farben:

  • Weißer Mantel: Symbol für Reinheit, Keuschheit und geistliche Berufung
  • Rotes Kreuz (ab 1147): Symbol für das vergossene Blut Christi und den Einsatz für den Glauben

Die endgültige Form der Regel entstand nach dem Konzil unter der Überarbeitung von Patriarch Stephan von Jerusalem und wurde von Papst Innozenz II. im Jahr 1139 bestätigt.

Die Bedeutung des Konzils für die Templer

  1. Offizielle Anerkennung: Der Templerorden erhielt die Anerkennung als geistlicher Ritterorden durch die Kirche.
  2. Legitimation und Schutz: Die Templer wurden unter den direkten Schutz des Papstes gestellt.
  3. Grundlage für Wachstum: Die Ordensregel und die Unterstützung durch die Kirche ermöglichten den Templern einen raschen Aufstieg und die Gewinnung von Land, Einfluss und Wohlstand.
  4. Neue Identität: Die Kombination von Mönchs- und Rittertum wurde zur Grundlage des Selbstverständnisses der Templer.

Kritik und Herausforderungen nach dem Konzil

Trotz der Unterstützung durch die Kirche stießen die Templer auch auf Misstrauen und Kritik:

  • Die Verbindung von Rittertum und Mönchtum war ungewöhnlich und wurde nicht überall akzeptiert.
  • Kritiker warfen den Templern vor, ihre kriegerische Natur stehe im Widerspruch zur spirituellen Reinheit.
  • Fragen nach der Rechtmäßigkeit ihrer kriegerischen Mission wurden immer wieder aufgeworfen.

Fazit: Ein Wendepunkt für die Templer und die Kreuzzüge

Das Konzil von Troyes im Jahr 1129 legte den Grundstein für den späteren Aufstieg des Templerordens zur mächtigsten militärischen und wirtschaftlichen Organisation der mittelalterlichen Christenheit. Mit der Unterstützung der Kirche und der klar definierten Ordensregel entwickelte sich der Orden zu einer wichtigen Säule bei der Verteidigung der Kreuzfahrerstaaten in Outremer.

Gleichzeitig stellte das Konzil sicher, dass der Orden nicht nur als militärische, sondern auch als geistliche Institution wahrgenommen wurde. Die Anerkennung durch das Konzil von Troyes und der ideologische Rückhalt durch Bernhard von Clairvaux bildeten die Grundlage für den Erfolg, aber auch für den späteren Fall des Templerordens.

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