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Gott zum Gruße.
Non nobis Domine, Domine non nobis, Domine, sed nomini, sed nomini tuo da gloriam.
Friedhöfe der schwäbischen Templer – Zeugnisse einer bewegenden Geschichte
Wenn Du Dich mit den Spuren der Templer beschäftigst, dann führt der Weg nicht nur ins mittelalterliche Europa oder ins Heilige Land der Kreuzfahrerzeit. Eine faszinierende – und oftmals wenig bekannte – Seite der Templertradition findest Du im 19. und 20. Jahrhundert, bei den schwäbischen Templern, einer protestantischen pietistischen Erneuerungsbewegung, die mit dem historischen Templerorden nur den Namen und den tiefen Glauben teilt, aber ein ebenso eindrucksvolles Zeugnis von Entschlossenheit, Gottvertrauen und Gemeinschaftsgeist abgelegt hat.
Die schwäbischen Templer – Aufbruch ins Gelobte Land
In der Mitte des 19. Jahrhunderts gründete sich in Ludwigsburg die Tempelgesellschaft unter Christoph Hoffmann und Georg David Hardegg – getrieben von der Überzeugung, in Palästina ein gottgefälliges Leben zu führen und dort die Wiederkunft Christi vorzubereiten. Bald darauf wanderten Hunderte Templer aus dem Schwäbischen nach Palästina aus und gründeten Gemeinden in Haifa, Jaffa, Jerusalem und anderen Orten. Ihre Siedlungen waren durch klare Stadtplanung, steinerne Baukunst und deutschen Fleiß geprägt – und ihre Friedhöfe spiegeln diese Tugenden wider.
Ulrich Gräf und die Spurensuche
Der Oberbaudirektor a.D. Ulrich Gräf aus Freudental widmete sich mit großem Engagement der Dokumentation der Templerfriedhöfe in Israel. Als gelernter Steinmetz, Architekt und ehemaliger Denkmalpfleger des Landes Baden-Württemberg war es für ihn nicht nur eine historische Pflicht, sondern auch eine Herzensangelegenheit, die Erinnerungen an diese Auswanderergeneration zu bewahren. Besonders die Friedhöfe von Haifa und Jerusalem erregten seine Aufmerksamkeit, da viele der Begrabenen aus dem Raum Ludwigsburg stammten, dem geistigen Ursprungsort der Tempelgesellschaft.
„Ein Grabstein hat so viel zu sagen“, so Gräf. Er erkennt in der Gestaltung, der Symbolik und den verwendeten Materialien Zeugnisse von Lebensphilosophie, sozialem Rang, religiöser Prägung – und vom kulturellen Erbe, das diese Menschen mit ins Gelobte Land trugen.
Den Verfall aufhalten – zumindest im Buch
Viele der historischen Grabstätten in Israel sind heute vom Verfall bedroht. Die politische Lage, klimatische Bedingungen und mangelnde Pflege setzen den Anlagen zu. Gräfs Ziel war es daher, Informationen zu sichern, bevor sie verloren gehen – und so schuf er zwei Bände, in denen er systematisch die Friedhöfe der schwäbischen Templer dokumentierte. Namen, Lebensdaten, Herkunftsorte – ein beeindruckendes Mosaik einer Bewegung, die tief in der christlichen Überzeugung wurzelt.
Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Wenn Du heute durch einen dieser Friedhöfe gehst – sei es in Jerusalem, Haifa oder auch in Wilhelma (bei Stuttgart, wo viele der Templer nach der Ausweisung 1948 zurückkehrten) – dann stehst Du vor stillen Zeugen einer Zeit, in der Menschen ihren Glauben in einer radikalen Form lebten: durch Auswanderung, Siedlungsbau, harte Arbeit – und durch die Hoffnung auf das Kommen des Himmelreichs.
Fiat Lux – Möge das Licht der Erinnerung nie verlöschen.
Ralph von Reichenberg GM