Unser Orden im Schatten der Nazizeit

Als in Europa das dunkle Zeitalter des Nationalsozialismus begann, teilten auch wir Templer das Schicksal vieler Geheimbünde und geistiger Ritterorden. Wie die Freimaurer, so wurde auch der Templerorden von den Machthabern verfolgt, überwacht und schließlich verboten.

In Deutschland galt unser Bund bereits ab dem Jahre 1934 als „staatsfeindliche Organisation“ und wurde unterdrückt. In Österreich erfolgte das Verbot nach dem Anschluss im Jahre 1938. Unser Hochsitz in Reichenberg (Liberec, Böhmen) wurde schließlich im Jahre 1939 geschlossen, und sämtliche Aktivitäten des Ordens wurden untersagt.

Im Unterschied zu den Brüdern der Freimaurerei mussten wir jedoch kaum Verhaftungen erdulden. Lediglich der Vater unseres heutigen h.e. Großmeisters wurde von der Gestapo festgesetzt und mit einer Widerstandsbewegung in Verbindung gebracht. Doch in einem späteren Prozess wurde er freigesprochen – ein seltener Akt der Gnade in jener finsteren Zeit.

Der Orden im Untergrund

Von da an mussten wir in den Untergrund gehen. Doch das Licht der Templer erlischt niemals. Die in Reichenberg Eingeweihten hielten in kleinem Kreis an ihren Gelübden fest. Sie waren die Priore ihrer Länder, die wir heute als Landesmeister bezeichnen. Trotz der Gefahr trafen sie sich einmal im Jahr zu einem geheimen Kapitel – meist in Budapest, da Reisen nach Ungarn damals leichter möglich waren.

Das Ritual der Schlüssel

Die Priore bestimmten ihre Nachfolger nach uralter Sitte. Beim Tode eines Priors erhielt der Nachfolger einen Schlüssel – das sichtbare Zeichen seiner Einweihung und seiner rechtmäßigen Amtsführung.

Bei den Kapiteln wurde ein runder Tisch bereitet, in der Tradition der Gralsrunde. Auf diesem Tisch stand ein Podest mit sieben Türen – eine für jeden Prior. Vor Beginn der Beratungen musste jeder Prior mit seinem Schlüssel eine Türe öffnen. Nur so konnte sichergestellt werden, dass ausschließlich wahre Eingeweihte anwesend waren.

Die Legende berichtet, dass ein falscher Schlüssel einen Mechanismus ausgelöst hätte, der den Eindringling auf der Stelle tödlich getroffen hätte. So war das Heiligtum der Templer auch in Zeiten der größten Gefahr geschützt.

Die „Sieben Weisen“

Diese sieben Priore sind in unserer heutigen Ordensüberlieferung als die „Sieben Weisen“ bekannt. Sie hielten das geistige Erbe des Ordens in den dunkelsten Jahren lebendig und gaben ihr Wissen, ihre Kraft und ihre Einweihung an den rechtmäßigen Nachfolger weiter.

Von ihnen wurde auch unser h.e. Großmeister geschult und eingeweiht. Da seine Vorfahren aus Reichenberg stammten, nahm er zu Ehren dieser Wurzeln den Ordensnamen „Ralph von Reichenberg“ an.

Schlussgedanke

So überdauerte der Orden – unsichtbar, verborgen, und doch lebendig – jene Jahre der Finsternis. Die Welt sah nur das Verbot, das Schweigen und die verschlossenen Türen. Doch im Inneren glomm das ewige Licht des Bundes weiter.

Und wie die Sieben Weisen damals den Schlüssel zur Bewahrung reichten, so tragen wir ihn heute weiter – als Zeichen unserer Treue, unserer Einweihung und unserer ungebrochenen Verbindung zum Geist der Templer.

✝️ Non nobis, Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam.