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⚔️ Gedanken am 11. Mai

Die Kunst der Segnung – Dankgebete im Alltag

Brachot – Worte des Dankes für das Leben

Einer der schönsten religiösen Bräuche, die aus meiner jüdischen Herkunft stammen, ist die Praxis der Brachot – der kurzen Dankgebete, die in Form von Segnungen gesprochen werden. Diese kleinen Gebete, die oft nur einen Satz umfassen, sind Ausdruck einer tiefen, liebevollen Verbindung zur Schöpfung und zum Schöpfer.

Der Judentum ist, ähnlich wie das griechisch-orthodoxe Christentum, eine Religion der Dankbarkeit. Im Zentrum steht nicht nur die Ehrfurcht vor dem Göttlichen, sondern auch die Wertschätzung für die unzähligen kleinen Wunder, die uns täglich begegnen.

Über 100 Möglichkeiten zu danken

Im Judentum gibt es über 100 verschiedene Brachot, mit denen wir Gott für die unterschiedlichsten Aspekte des Lebens und der Natur danken können. Diese Segnungen umfassen alles:

  • Für das, was wächst – die Pflanzen, die Früchte, die Bäume.

  • Für das, was uns nährt – Brot, Wasser, Wein, jede Speise.

  • Für das, was leuchtet – die Sonne, die Sterne, der Regenbogen.

  • Für das, was heilt und erhält – selbst die natürlichen Vorgänge des Körpers, die unsere Gesundheit bewahren.

Nichts ist zu klein oder zu alltäglich, als dass es nicht durch eine Bracha geheiligt werden könnte. Jede Handlung, jeder Eindruck kann durch den Dank zu einem Moment der Verbindung mit dem Göttlichen werden.

Dankbarkeit als spiritueller Weg

Diese Praxis lehrt uns, im Alltag achtsam zu sein und die Welt nicht selbstverständlich zu nehmen. Durch die regelmäßige Segnung der Dinge um uns herum öffnen wir uns für ihre Heiligkeit. Wir lernen, dass alles Leben Geschenk ist – und dass wir mit unseren Worten und unserer Haltung darauf antworten können.

Eine Bracha macht aus einem Moment einen heiligen Augenblick. Sie erweckt das Bewusstsein, dass wir Teil eines lebendigen, von Gott durchwirkten Kosmos sind.

Tempelarbeit – Brachot im Alltag

Eine Bracha ist eine Segnung Gottes für alles, was erschaffen wurde.
Du kannst einen spontanen Segen sprechen, wann immer du etwas Wunderbares oder Schönes bemerkst.

Zum Beispiel:
„Gesegnet seist Du, Schöpfer des Universums, der Du uns den ersten Stern des Abends gegeben hast, das Licht des Mondes, das Lächeln eines Säuglings…“

Übung – Segne die Schönheit um dich

  • Rezitiere heute mindestens fünf Brachot, als Dank dafür, dass du etwas Schönes siehst oder erlebst.

  • Nach jeder Segnung verweile für ein bis zwei Minuten in stiller Achtsamkeit.

  • Spüre, wie Dankbarkeit und aufmerksames Gewahrsein deine Lebenskraft erwecken und dich mit dem Schöpfer verbinden.

Beispiele für eigene Brachot

  • Gesegnet seist Du, der Du die Sonne an den Himmel gesetzt hast.

  • Gesegnet seist Du, der Du mir das Geschenk des Atems gibst.

  • Gesegnet seist Du, der Du den Regenbogen nach dem Regen sendest.

  • Gesegnet seist Du, der Du die Farben der Blumen erschaffen hast.

  • Gesegnet seist Du, der Du das Herz mit Freude füllst.

Fazit – Heiligung des Alltags

Die Praxis der Brachot zeigt uns: Jeder Moment birgt die Möglichkeit, uns zu verbinden, uns zu öffnen für die Gegenwart Gottes.
Dankbarkeit ist nicht nur ein Gefühl – sie ist ein Weg, der uns führt zu mehr Bewusstsein, mehr Liebe, mehr Leben.

Mögest du die Schönheit um dich herum wahrnehmen,
sie segnen und dich daran erinnern:
Alles ist Geschenk. Alles ist heilig.

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