✠ De Laude Novae Militiae
Bernard de Clairvaux und Hugues de Payens haben sich vermutlich mehrmals persönlich getroffen. Letzteren enge Beziehungen zum Grafen der Champagne waren hierbei nicht unbeteiligt. Bei diesen Gelegenheiten legte Hugues dem Abt von Clairvaux offenbar die theologischen und durchaus praktischen Probleme dar, mit denen sich seine junge Gemeinschaft gegenüber der traditionellen Kirchenlehre, die den Kampf als vollkommen unvereinbar mit dem geistlichen Stand betrachtete, auseinanderzusetzen hatte. Ergebnis dieser Gespräche ist die Schrift „De Laude Novae Militiae“. Mit dieser kleinen Schrift gelang es Bernard de Clairvaux, das Kreuzzugsideal im allgemeinen und die Berufung der Templer im Besonderen in klarer und revolutionärer Weise zu vermitteln. Obwohl der Cistercienserabt den Lebensweg der Templer durchaus als ‚minderwertiger‘ denn die rein monastische Berufung sieht, erkennt er doch den hohen Wert der neuen Gründung für Welt und Kirche.
Das theologische Problem, ob es denn erlaubt sei, zu töten, löst Bernard auf eine ganz eigene spitzfindige Weise. Es sei nämlich, führt er aus, kein Mord (homicidia), sondern eine Vernichtung des Bösen (malicidia), wenn gegen die Feinde Christi vorgegangen werde. Der Kämpfer, der somit eine ‚Vernichtung des Bösen‘ bewerkstellige, beginge damit auch keine Sünde, solange beim Akt des Tötens sein Herz von Hass frei bliebe. Wenn der Grund des Kampfes (im Falle der Templer die Verteidigung der Heiligen Stätten und der dort befindlichen Christen) ein guter sei, so könne auch der Ausgang des Kampfes (also ein eventueller Mord) nicht von Übel sein. Mehr noch, im Tod des Heiden werde der Christ verherrlicht, der christliche Ritter aber, der vielleicht im Kampf umkomme, erhalte den himmlischen Lohn. Eine historisch-religionsgeschichtliche Ironie, das Bernard de Clairvaux beinahe die selben Metaphern benutzt, die die Muslime auf der anderen Seite ihren Kämpfern mitgaben.
Ausser dieser theologischen Auseinandersetzung bringt der Abt von Clairvaux noch einen spirituellen Pilgerweg zu den wichtigesten christlichen Stätten in seiner „De Laude“, in dem jeder Platz im Kontext entsprechender Bibelstellen betrachtet wird.