Bozen: Aufruf an Betroffene im Zuge der Missbrauchs-Aufarbeitung
Die Münchner Rechtsanwaltskanzlei „Westpfahl Spilker Wastl“ (WSW) hat am Montag Betroffene aufgerufen, sich im Zuge der Missbrauchs-Aufarbeitung in der Diözese Bozen-Brixen zu melden. Ende vergangenen Jahres hatte die Kirche in Südtirol bekannt gegeben, sich einer externen Missbrauchsuntersuchung zu unterziehen. Sie ist damit die erste Diözese Italiens, die diesen Schritt vollzieht.
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Beauftragt wurde mit WSW eine Kanzlei, die in Deutschland bereits mehrere Gutachten, u.a. die Missbrauchsstudie in der Erzdiözese München und Freising, durchführte.
Die Münchner Rechtsanwälte sind in der Diözese Bozen-Brixen als unabhängige Gutachter tätig. Da nun eine erste Aktensichtung vorliege, „dürfen wir auf diesem Wege Betroffenen sexuellen Missbrauchs und sonstigen Zeitzeugen im Bereich der Diözese Bozen-Brixen das Angebot unterbreiten, sich an uns zu wenden und damit gegebenenfalls auch zur Aufdeckung und/oder Aufklärung sexueller Missbrauchstaten und der etwaigen Verantwortlichkeiten von kirchlichen Verantwortungsträgern beizutragen“, teilte WSW am Montag mit. Informationen würden selbstverständlich „absolut vertraulich“ behandelt.
Insgesamt ist das Projekt mit dem Namen „Mut zum Hinsehen“ auf drei Jahre ausgelegt, erklärte der Präventionsbeauftragte der Diözese Bozen-Brixen, Gottfried Ugolini, im Dezember der Nachrichtenagentur Kathpress. Es beginne mit Einsichtnahme in allen diözesanen Archiven. Neben WSW sind auch Anwälte aus Südtirol beteiligt. Die Untersuchung der Akten erfolgt für die Jahre ab 1964; damals wurden die Diözesangrenzen neu geregelt. Ein erster Bericht über die Archivrecherche sei im Juni geplant, kündigte Ugolini an.