Das neue Überwachungssystem der EU
Was ab 2025 auf Reisende zukommt
Ab Oktober 2025 beginnt in Europa eine neue Ära der Grenzkontrolle. Die Europäische Union führt zwei tiefgreifende Maßnahmen ein, die das Reisen für Nicht-EU-Bürger grundlegend verändern werden: das Einreise-/Ausreisesystem (EES) und das Elektronische Reisegenehmigungssystem (ETIAS). Diese beiden Systeme markieren den Beginn einer umfassenden digitalen Überwachung an den Außengrenzen Europas.
1. EES – Das neue Einreise-/Ausreisesystem (ab Oktober 2025)
Mit dem Start des EES wird jede Ein- und Ausreise von Drittstaatsangehörigen – also Menschen ohne EU-Staatsbürgerschaft – detailliert und automatisiert erfasst. Konkret bedeutet das:
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Biometrische Erfassung: Bei der Einreise werden Gesichtsscans und Fingerabdrücke aufgenommen.
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Digitale Registrierung: Das Datum und der Ort der Ein- und Ausreise werden elektronisch festgehalten.
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Zentrale Speicherung: Alle Daten werden in einer EU-weiten Datenbank gespeichert und können von verschiedenen Behörden abgerufen werden.
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Kein Pass-Stempel mehr: Die klassischen Ein- und Ausreisestempel im Reisepass gehören der Vergangenheit an.
Dieses System soll angeblich für mehr Sicherheit und Kontrolle sorgen – Kritiker sprechen jedoch von einem weiteren Schritt in Richtung totale digitale Überwachung.
2. ETIAS – Die digitale Reisegenehmigung (ab Ende 2026)
Das zweite zentrale Element ist das ETIAS-System, das ab Ende 2026 verpflichtend wird. Es betrifft alle visumfreien Reisenden, die aus sogenannten „sicheren Drittstaaten“ (z. B. USA, Kanada, Australien, Japan, Schweiz, Großbritannien) nach Europa kommen möchten.
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Pflicht zur Voranmeldung: Wer einreisen möchte, muss sich vorher online registrieren und eine Genehmigung beantragen.
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Kostenpflichtig: Die Genehmigung kostet eine Gebühr (voraussichtlich 7 Euro) und ist für mehrere Reisen gültig – ähnlich wie das US-amerikanische ESTA-System.
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Hintergrundprüfung: Die Antragsteller werden mit verschiedenen Datenbanken abgeglichen (Interpol, Europol, Schengen-Systeme).
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Ohne Genehmigung – keine Einreise: Auch wer nur einen Kurzurlaub plant, muss die Genehmigung im Vorfeld einholen.
Einreise ohne Kontrolle? Nicht mehr möglich. Selbst wer schon viele Male in Europa war, muss sich diesem Verfahren künftig unterwerfen.
Was bedeutet das für Reisende?
Für EU-Bürger selbst bleibt vorerst alles beim Alten – kein ETIAS, keine EES-Erfassung. Doch wer Familie oder Freunde außerhalb der EU hat oder selbst aus einem Drittstaat stammt, muss sich auf deutlich mehr Aufwand einstellen:
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Mehr Bürokratie vor der Reise
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Verpflichtende biometrische Erfassung
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Digitale Überwachung jedes Grenzübertritts
Vor allem Datenschutz-Experten warnen vor dem Missbrauch dieser Datenmengen. Die zentrale Speicherung biometrischer Informationen birgt Risiken – sowohl für die Privatsphäre als auch für die individuelle Bewegungsfreiheit.
Fazit
Mit dem neuen Überwachungssystem geht die EU einen weiteren Schritt in Richtung technologischer Grenzregime. EES und ETIAS mögen aus sicherheitspolitischer Sicht nachvollziehbar erscheinen, doch sie verändern das Wesen des Reisens grundlegend – von einem freiheitlichen Akt hin zu einem überwachten, digital kontrollierten Vorgang.
Ab 2025 heißt Reisen nach Europa: Erfasst, geprüft, gespeichert. Die Freiheit, spontan in ein Land zu reisen, ohne sich vorher online zu legitimieren oder biometrische Daten abzugeben, wird für viele Menschen Geschichte sein. Wer künftig die europäische Grenze passiert, lässt ein Stück seiner Privatsphäre zurück.