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Die Templerflotte

Eine maritime Macht des Mittelalters

Der Templerorden ist vor allem für seine militärischen Errungenschaften, seine beeindruckenden Festungen und seine wirtschaftliche Stärke bekannt. Doch weniger bekannt ist die Tatsache, dass die Templer auch eine bedeutende Seemacht waren und eine eigene Flotte unterhielten. Diese Flotte spielte eine entscheidende Rolle bei der Versorgung des Heiligen Landes, dem Transport von Pilgern und Kriegsmaterial sowie bei militärischen Operationen zur See.

Die Anfänge der Templerflotte

Bis ins 12. Jahrhundert hinein waren die Templer bei ihren Seetransporten auf kommerzielle Reeder angewiesen, insbesondere aus Norditalien. Erst ab 1162 sind regelmäßige Fahrten von italienischen Häfen ins Heilige Land dokumentiert. Diese Abhängigkeit von fremden Flotten stellte jedoch ein strategisches Risiko dar und schränkte die logistische Flexibilität des Ordens ein.

Ab dem späten 12. Jahrhundert begannen die Templer deshalb, eigene Schiffe zu erwerben und eine eigene Flotte aufzubauen. Urkundlich belegt ist der Besitz eigener Templerschiffe ab dem Jahr 1207. Der wichtigste Hafen für die Ausfuhren und Pilgerpassagen war Marseille, das damals nicht zum Königreich Frankreich gehörte. Hier fanden die Templer einen idealen Standort für ihre maritime Operationen.

Häfen und Werften der Templer

  • Marseille war das maritime Zentrum der Templer im westlichen Mittelmeer.
  • In süditalienischen Häfen wie Barletta, Trani und Bari betrieben die Templer wichtige Umschlagplätze für landwirtschaftliche Produkte und militärische Ausrüstung.
  • An der dalmatischen Küste sind Templer-Werften nachgewiesen.
  • In La Rochelle verfügten die englischen Templer über eigene Frachtschiffe, die vor allem für den Weinhandel genutzt wurden.

Diese Häfen und Werften bildeten das Rückgrat der Templerflotte und ermöglichten einen effizienten Waren- und Personentransport zwischen Europa und dem Heiligen Land.

Die Templerflotte in militärischen Operationen

Die Flotte der Templer war nicht nur ein logistisches Werkzeug, sondern auch ein militärischer Faktor:

  • 1218: Templerschiffe, darunter vier Koggen und zwei weitere Kriegsschiffe, nahmen an der Belagerung von Damiette in Ägypten teil.
  • 1250: Jean von Joinville erwähnt ein „Admiralsschiff“ der Templer, das an einer militärischen Operation beteiligt war.
  • 1267: Ein Seegefecht zwischen Templerschiffen und genuesischen Schiffen wurde dokumentiert.

Die Schiffe der Templer waren nicht nur Frachtschiffe, sondern teilweise auch bewaffnete Kriegsschiffe, die aktiv an den militärischen Auseinandersetzungen teilnahmen.

Schiffe und Ausstattung

Über die genauen Schiffstypen, ihre Größe und die Besatzung der Templerschiffe ist wenig bekannt. Einige bekannte Schiffe aus Dokumenten sind:

  • La bonne Aventure (1248)
  • La Rose du Temple (1288–1290)
  • Le Faucon (ein großes Rundschiff)
  • Santa Anna
  • La Templere und La Busard dienten im 13. Jahrhundert als Frachtschiffe
  • Sainte Trinité wurde Ende des 13. Jahrhunderts erwähnt

Für den Transport von Pferden setzten die Templer spezielle Torschiffe ein, die speziell für diesen Zweck konstruiert waren. Die Logistik dieser Transporte war komplex und erforderte präzise Planung und Koordination.

Transport von Pilgern und Handelsgütern

Die Templer spielten eine bedeutende Rolle beim Transport von Pilgern ins Heilige Land. Ihre Schiffe beförderten jährlich Tausende von Pilgern sicher über das Mittelmeer. Die Templerhäuser in den großen Hafenstädten wie Arles, Saint-Gilles, Marseille, Biot, Bari, Barletta und Brindisi dienten als Unterkünfte und logistische Zentren.

Der große Vorteil der Templerschiffe war ihre Sicherheit. Im Gegensatz zu genuesischen oder pisanischen Reedereien, deren Schiffe oft von muslimischen Seestreitkräften gekapert wurden, genossen die Templer einen hervorragenden Ruf für ihre sichere Passage. Dies begründete das Vertrauen der Pilger in die Templerflotte.

Organisation und Besatzung der Templerflotte

  • Der „Meister der Überfahrt“ in Marseille überwachte die Aktivitäten der Templerflotte und war für den reibungslosen Ablauf von Transporten und Handelsgeschäften verantwortlich.
  • Die Kapitäne der Templerschiffe waren meist Ordensangehörige, während die restliche Besatzung aus bezahlten Söldnern und erfahrenen Seeleuten bestand.

Durch dieses System konnten die Templer sicherstellen, dass ihre Schiffe sowohl den Ordenszielen dienten als auch profitabel betrieben wurden.

Strategische Bedeutung der Templerflotte

Die Templerflotte spielte eine entscheidende Rolle bei:

  1. Der Versorgung der Kreuzfahrerstaaten: Transport von Waffen, Lebensmitteln und Baumaterial für Festungen.
  2. Militärischen Operationen: Teilnahme an Seeschlachten und Belagerungen.
  3. Wirtschaftlicher Tätigkeit: Handel mit Agrarprodukten, Wein und Waren aus dem Heiligen Land.
  4. Pilgertransport: Sicherer und zuverlässiger Transport von Gläubigen ins Heilige Land.

Das Ende der Templerflotte

Mit der Auflösung des Templerordens im Jahr 1312 durch Papst Clemens V. und die Verfolgung der Templer unter König Philipp IV. von Frankreich verschwand auch die Templerflotte. Ein Teil der Schiffe fiel an andere Ritterorden, wie die Johanniter und den Orden von Christus in Portugal. Andere Schiffe wurden verkauft oder aufgegeben.

Fazit: Ein maritimes Vermächtnis

Die Templerflotte war mehr als nur ein Mittel zur Beförderung von Gütern und Pilgern – sie war ein zentrales Instrument der militärischen, wirtschaftlichen und religiösen Mission des Templerordens. Ihr logistisches Netzwerk verband Europa mit dem Heiligen Land und trug entscheidend zur Stabilität der Kreuzfahrerstaaten bei.

Auch wenn die Flotte letztlich zusammen mit dem Orden unterging, bleibt sie ein beeindruckendes Beispiel für die Vielseitigkeit und Innovationskraft der Templer. Ihr maritimes Erbe lebt in den Geschichten und Überlieferungen über ihre Flottenoperationen und Handelsnetzwerke fort.

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