Kirchen für das Volk
Ein bewundernswerter Mann kann mitten in der grössten
Barbarei ein bewundernswertes Werk schaffen. Doch die
Geschichtsschreibung gibt nicht genaue Auskünfte, da sie immer
nur subjektiv geschrieben werden kann. Die Architektur
aber gibt sofort Auskunft über das technische Niveau der
Baumeister und im weiteren Sinn über das Niveau der Menschen,
für die die Bauten bestimmt sind.
Nur ein religiöses Bauwerk kann auf einen Schlag Auskunft
geben, sowohl über die Baumeister als auch über die Menschen,
für die es errichtet wurde. Dies gilt besonders für die
christlichen und musclmanischen Bauwerke, da diese Religionen
«populär» und nicht nur für Eingeweihte reserviert
waren wie z. B . die ägyptische Religion.
Entscheidend aber ist, dass die Kathedrale die Kirche der Stadt
ist, d. h. dass sie mit einem demokratischen Ziel erbaut wurde
und dass diese Kathedrale Menschen belehrt, und zwar besser
als die Abteien, die nur für die Mönche bestimmt waren.
Das ist eine Wirkung, für die wir den «Urhebern», die sie geschaffen
haben, also u. a. dem Templerorden, Dank schulden.
Wenn auch nicht so augenscheinlich, weil keine Spuren zurückgeblieben
sind, kann man doch sagen, dass diese weltgeistliche
Belehrung sich auch auf die Landwirtschaft und
den Handel erstreckte. Dazu gehörte der Geldhandel ebenso
wie die Handwerkskunst, die sich daraus entwickelte, und
auch die Erziehung, die von einer solchen Förderung abhängt.