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Können Corona-Impfungen Spätfolgen auslösen?

Immer wieder heißt es: Spätfolgen nach einer Corona-Impfung sind extrem unwahrscheinlich. Warum eigentlich? Zeigen wir euch.

Was sind Langzeitfolgen oder Spätfolgen?
Manche Menschen zögern, sich gegen Corona impfen zu lassen, weil sie sich wegen eventueller Spätfolgen Sorgen machen – also wegen eventueller schwerer, bislang noch unentdeckter Nebenwirkungen der Impfung, die erst nach vielen Monaten oder Jahren auftreten könnten. Und die man bei den Corona-Impfstoffen von Biontech, Moderna oder Astrazeneca heute vielleicht noch gar nicht absehen könne. Worum geht es da genau?
Zunächst einmal: Wie unterscheiden sich eigentlich „Spätfolgen“ von „Langzeitfolgen“ oder den „kurzzeitigen Nebenwirkungen“?

Kurzzeitige Nebenwirkungen der Impfungen sind etwa die sehr seltenen Herzmuskelentzündungen, die bei den mRNA-Impfstoffen beobachtet wurden. Sie treten also kurz nach der Impfung auf (bei den Herzmuskelentzündungen in den ersten sieben Tagen) und können meist schnell geheilt werden.
Langzeitfolgen [1] sind Folgen, die zwar schnell einsetzen, aber lange nachwirken. Häufig wird der Begriff auch synonym für das verwendet, was Mediziner eigentlich eher als Spätfolgen bezeichnen.
Mit Spätfolgen sind mögliche Folgen der Impfung gemeint, die erst längere Zeit nach der Impfung erstmals auftreten. Und um die wird es in diesem Text gehen.
Was aber weiß man heute zu möglichen Spätfolgen von Corona-Impfungen? Welche Spätfolgen sind nach Impfungen überhaupt denkbar – und hat man überhaupt jemals welche beobachtet?

Oft heißt es nur: Spätfolgen sind extrem unwahrscheinlich – Punkt. Wir haben noch einmal genauer nachgeschaut und wollten wissen: Wieso eigentlich genau? Daher widmen wir uns diesem Thema hier sehr ausführlich, auch einigen der bekannten Bedenken. Und zeigen, wieso genau wir Spätfolgen bei den Corona-Impfungen nach heutigem Wissen nicht befürchten müssen.

Artikel Abschnitt: Gab es schon einmal Spätfolgen bei Impfungen?
Gab es schon einmal Spätfolgen bei Impfungen?
Mögliche Spätfolgen von Corona-Impfungen wurden in den letzten Monaten breit in der Öffentlichkeit diskutiert, deshalb mag die folgende Aussage überraschen: Für Spätfolgen nach Impfungen gibt es nach offizieller Einschätzung überhaupt keine historischen oder aktuellen Beispiele.
Demnach sind nicht nur bei Corona-Impfstoffen keinerlei Spätfolgen zu erwarten – es wurden auch noch bei keinem anderen Impfstoff Spätfolgen festgestellt. So schreibt das Paul-Ehrlich-Institut: „Nebenwirkungen, die erst Jahre nach einer Impfung auftreten, sind bei Impfstoffen nicht bekannt.“ [2]

Das Robert-Koch-Institut führt ähnlich aus:
„Sogenannte Langzeitnebenwirkungen [Anm. d. Red.: gemeint sind hier „Spätfolgen“], die unerwartet und erst lange Zeit (zum Beispiel mehrere Jahre) nach der Impfung auftreten, sind bei noch keiner Impfung beobachtet worden und sind auch bei den COVID-19-Impfstoffen nicht zu erwarten.“ [3] Das Argument: Es gibt einfach keine Fälle oder Studien, die belegen, dass unerwünschte oder gefährliche Spätfolgen bei Impfungen ein relevantes, bekanntes Risiko seien.

Okay, das ist erst mal reine Statistik. Zu den Gründen, wieso Spätfolgen nach Impfungen so unwahrscheinlich sind, später mehr.

Aber waren denn nicht die Narkolepsien nach der Schweinegrippe-Impfung Spätfolgen?
Das wird oft vermutet, trifft aber nicht zu. Im Jahr 2009 und 2010 erkrankten in sehr seltenen Fällen Menschen, die damals mit dem Impfstoff Pandemrix gegen die Schweinegrippe geimpft wurden, an Narkolepsie (eine Art Schlafkrankheit).

Zwar dauerte es etwa ein Jahr, bis Wissenschaftler:innen die Narkolepsie-Erkrankungen den Impfungen zuordnen konnten. Die meisten Erkrankungen begannen aber bereits ab einem Zeitraum von wenigen Wochen bis Monaten nach der Impfung [4, 5] – sie waren deshalb also keine Spätfolge, sondern eine Langzeitfolge, die schnell einsetzte und lange nachwirkt.

Insgesamt 1300 Narkolepsie-Fälle wurden damals registriert. Wegen ihrer Seltenheit war die Nebenwirkung bei den Zulassungsstudien nicht entdeckt worden. Und sie wurde auch nur bei einem der Schweinegrippe-Impfstoffe beobachtet: Dem Totimpfstoff „Pandemrix“, der an rund 30 Millionen Menschen verimpft wurde. Die Narkolepsie trat also etwa bei einem von 23 000 Geimpften auf.

Zwar kann auch bei den Corona-Impfstoffen aktuell nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden, dass eine sehr seltene, nach kurzer Zeit einsetzende Nebenwirkung bislang doch noch übersehen wurde. Das ist aber sehr unwahrscheinlich, denn die Corona-Impfstoffe wurden inzwischen milliardenfach verabreicht. Nach über einem Jahr Überwachung eventueller Nebenwirkungen kann man sich auf mehr und auf zuverlässigere Daten stützen als jemals zuvor bei einer Impfung in der Geschichte der Medizin.

Und da gilt: Je mehr Menschen mit einem Präparat geimpft werden, desto sicherer können auch extrem seltene Nebenwirkungen bei Geimpften erkannt werden.

Artikel Abschnitt: Könnten Autoimmunerkrankungen als denkbare Spätfolge auftreten?
Könnten Autoimmunerkrankungen als denkbare Spätfolge auftreten?
Impfungen aktivieren das Immunsystem – und regen es an, Antikörper gegen Strukturen des Virus zu bilden. Bei Autoimmunerkrankungen richten sich Antikörper nicht nur gegen körperfremde Strukturen, sondern gegen unsere eigenen Körperzellen, eine Fehlsteuerung des Immunsystems.
Also ist die Frage: Wurden nach Impfungen schon einmal Autoimmunerkrankungen beobachtet, die zwar vielleicht kurzfristig ausgelöst werden, deren Symptome sich aber erst langfristig als Spätfolge bemerkbar machen könnten – wie beispielsweise Multiple Sklerose?

Klar ist: Ja, kurzfristig können Impfungen in seltenen Fällen Autoimmunerkrankungen als Nebenwirkung auslösen. Die Corona-Impfungen bilden da vermutlich keine Ausnahme: Forscher vermuten, dass auch bei den beiden sehr seltenen, aber schweren Nebenwirkungen der Corona-Impfungen Autoimmunprozesse beteiligt sein könnten – bei den entdeckten Thrombosen und Herzmuskelentzündungen [6].

Zudem wurde nach Astrazeneca-Impfungen sehr selten das Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms beobachtet. Dies ist eine Autoimmunerkrankung des Nervensystems, die auch bei anderen Impfungen beobachtet wird – noch stärker aber nach den dazugehörigen Viruserkrankungen [7].

Klar ist aber auch: Diese sehr seltenen Nebenwirkungen sind alle kurz nach den Impfungen aufgetreten – es sind also keine Spätfolgen.

Multiple Sklerose als Spätfolge?
Das Paul-Ehrlich-Institut hat vor einigen Jahren zahlreiche Studien zu einem möglichen Zusammenhang zwischen verschiedensten Impfungen und Multipler Sklerose ausgewertet, einer chronischen Entzündung des Nervensystems. Ergebnis: Bei den epidemiologischen Studien konnten keine Zusammenhänge zwischen den Impfungen als Auslöser für Multiple Sklerose gefunden werden [8]. Es gibt demnach nicht einmal einen Ansatzpunkt, wie eine Impfung überhaupt Multiple Sklerose auslösen könnte.

Bei Menschen, die aber bereits an Multiple Sklerose erkrankt sind, gibt es wohl Hinweise, dass möglicherweise in sehr seltenen Fällen Lebendimpfstoffe, noch stärker aber Viruserkrankungen selbst, einen Krankheitsschub auslösen können – auch hier jedoch nur als direkte Reaktion auf die Impfung und nicht als Spätfolge. Bei den Corona-Impfungen werden aber aktuell keine Lebendimpfstoffe eingesetzt. Das sind Impfstoffe, die abgeschwächte, vermehrungsfähige Viren enthalten.

Die Deutsche Multiple-Sklerose-Gesellschaft hat die Corona-Impfungen für Multiple-Sklerose-Patienten sogar ausdrücklich empfohlen [9].

Auch große Übersichtsstudien finden keine Autoimmunerkrankungen als Spätfolge
Tschechische Wissenschaftler:innen der Universität Prag haben im Juli 2021 eine Metastudie veröffentlicht, in der sie 144 Studien zum Zusammenhang von vielen Autoimmunerkrankungen (zum Beispiel auch Arthritis) und Impfungen ausgewertet haben – aus der Zeit zwischen 1968 und 2019. Ergebnis: Auch dort konnten keine Belege gefunden werden, dass Impfungen als Spätfolge Autoimmunerkrankungen auslösen können [10]. Eine weitere Übersichtsstudie aus Italien kommt zum gleichen Ergebnis [11].

Zwischenfazit: Seit Ende 2020 wurden weltweit insgesamt mehrere Milliarden Dosen der mRNA-Impfstoffe und der Vektor-Impfstoffe (etwa von Astrazeneca und Johnson & Johnson) verimpft. Nach über einem Jahr intensiver Begleitstudien wurden bisher nur Nebenwirkungen entdeckt, die kurz nach der Impfung auftraten.

Wissenschaftliche Belege für Spätfolgen der Corona-Impfungen, die vielleicht generell erst nach sechs Monaten, nach einem Jahr oder später einsetzen würden, gibt es demnach bislang nicht.

Bei den Sorgen zu eventuellen Spätfolgen spielt allerdings eine weitere Frage eine Rolle: Könnten sich Bestandteile von Corona-Impfstoffen vielleicht dauerhaft im Körper der Geimpften festsetzen? Und so vielleicht doch irgendwann Spätfolgen auslösen, die heute noch gar nicht bekannt sein können?

Artikel Abschnitt: Bleibt von den Vektor- und mRNA-Impfstoffen etwas im Körper zurück?
Bleibt von den Vektor- und mRNA-Impfstoffen etwas im Körper zurück?
Um es vorwegzunehmen: Die Impfstoffe reichern sich nicht im Körper an und lagern sich auch nicht ab, sondern sie werden nach kurzer Zeit wieder abgebaut. (Wie, dazu weiter unten noch ein eigenes Kapitel). Gerade zu diesem Punkt kriegen wir aber immer wieder viele Fragen. Daher haben wir das für die einzelnen Bestandteile der neuen Impfstoffe noch mal im Detail nachrecherchiert.
Das Prinzip der Vektor- und mRNA-Impfstoffe ist ähnlich: Sie transportieren kein Virus in den Körper, sondern bringen unsere Körperzellen dazu, einen Teil des Virus selbst zu produzieren. Dafür bringen sie (über mRNA oder DNA) den genetischen Bauplan für das Spike-Protein in unsere Zellen – das stachelartige Eiweiß auf der Oberfläche des Coronavirus, gegen das unser Immunsystem dann einen wirksamen Schutz aufbaut. Bei einem Kontakt mit dem „echten“ Virus kann unser Immunsystem den Eindringling sofort erkennen und bekämpfen.

So also läuft die Impfung ab. Was aber passiert danach mit den unterschiedlichen Bestandteilen dieser Impfstoffe im Körper? Da Vektor- und mRNA-Impfstoffe unterschiedlich aufgebaut sind und daher etwas unterschiedlich funktionieren, schauen wir uns diese beiden Impfstoffe getrennt an:

Artikel Abschnitt: mRNA-Impfstoffe:
mRNA-Impfstoffe:
Was passiert mit der mRNA?
Die mRNA-Impfstoffe kommen, anders als die Vektor-Impfstoffe, ohne DNA aus. Bei ihnen liegt die mRNA in einer schützenden Lipidhülle verpackt schon „aktionsbereit“ vor. Die Lipidhülle verschmilzt mit der Zellwand und entlässt die mRNA in unsere Zelle.
Dabei dringt die mRNA nicht in den Zellkern ein – sie kommt also gar nicht erst mit unserem Erbgut in Kontakt. Die Ribosomen, unsere Proteinfabriken, liegen außerhalb des Zellkerns. Sie können die mRNA des Impfstoffes also direkt als Bauvorlage für die Spike-Proteine nutzen und mit der Produktion beginnen.

Könnten bei mRNA-Impfstoffen trotzdem, wenn auch extrem selten, Geninformationen des Impfstoffs in die menschliche DNA eingebaut werden? Das Robert-Koch-Institut schreibt hierzu sehr klar: „Die mRNA wird nicht in DNA umgebaut und hat keinen Einfluss auf die menschliche DNA, weder in Körperzellen noch in Keimbahnzellen [12].“ Und tatsächlich gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege, dass dies anders sein könnte.

Daran ändert auch die Studie einer renommierten Forschungsgruppe nichts, die in der Impfgegner-Szene geteilt wird und das Gegenteil belegen soll: dass von den Impfstoffen doch ein Risiko ausgehe. Dabei hatte die Forschungsgruppe den Impfstoff gar nicht untersucht – sondern nur das Virus selbst. Die Forschenden selbst weisen sogar zurück, dass ihre Ergebnisse auf den Impfstoff übertragbar sind. Wir haben uns die Studie trotzdem genauer angeschaut – und einen der Forscher kontaktiert.
Was hat diese Studie tatsächlich erforscht?
US-Forschende um Liguo Zhang, Richard A. Young und Rudolf Jaenisch wollten in einer Studie [13] an SARS-CoV-2-Viren (also nicht beim Impfstoff) einem ungewöhnlichen Phänomen auf den Grund gehen: Wieso auch Wochen nach der Genesung eine kleine Zahl von Covid-19-Patienten im PCR-Test noch immer positiv auf das Virus getestet werden kann.

Eine mögliche Erklärung wäre, dass sich irgendwo im Körper noch kleine Nester mit Corona-Viren halten könnten. Die Forschungsgruppe folgte allerdings einer eigenen Theorie: Dass eventuell Bruchstücke der Coronavirus-mRNA doch in DNA umgeschrieben und ins Erbgut einiger Wirtszellen eingebaut werden – und diese Zellen dann von sich aus entsprechende Bruchstücke der Virenproteine produzieren. Weshalb die PCR-Tests dann noch Wochen nach der Infektion positiv reagierten. So die Theorie.

Die Forschenden haben mögliche Mechanismen im Labor und in Zellen einiger Patient:innen untersucht. Einen direkten Beweis für ihre Theorie gibt es noch nicht – aber laut der Forschenden doch Hinweise, dass eine Integration von mRNA bei einer Corona-Infektion auch im Menschen passieren könnte.

Noch sind allerdings Methodik und Ergebnisse der angesehenen Forschenden unter Wissenschaftler:innen umstritten und werden weiter diskutiert [14/15/16]. Und zum anderen geht es hier eben um Experimente mit dem Virus selbst, nicht mit dem Impfstoff. Dass die Ergebnisse auf den Impfstoff übertragbar seien, haben die Forschenden zurückgewiesen.

Entwarnung für die mRNA-Impfstoffe
Wir haben mit einem der Autoren, Rudolf Jaenisch, Kontakt aufgenommen und wollten wissen, wieso. Wieso sollten die Mechanismen, die möglicherweise bei den SARS-CoV-2-Viren relevant sein könnten, bei den mRNA-Impfstoffen nicht greifen?

Jaenisch ist überzeugt, dass ein entscheidender Unterschied zwischen viraler RNA und der Impfstoff-RNA besteht: „Normale virale RNA wird, wenn sie in Zellen eingeschleust wird, in der Zelle sofort als toxisch wahrgenommen und regt sehr schnell bestimmte Immunreaktionen in der Zelle an.“ Das wiederum, so Jaenisch, aktiviere „springende Gene“, die unter bestimmten Bedingungen mRNA in DNA umwandeln können – die Reaktion der Zelle auf das Virus ermögliche also erst die Integration der Viren-RNA in die Zell-DNA.

Doch bei den Corona-Impfstoffen sei die mRNA gezielt so umgebaut worden, dass bei ihnen die Immunreaktion nicht so schnell greift – damit die Zellen überhaupt die Möglichkeit haben, länger Spike-Proteine zu produzieren. „Durch diese Modifikation in den Impfstoff-mRNAs wird diese spezielle Immunreaktion in der Zelle unterdrückt“, sagt Jaenisch [17]. Und damit auch eine Aktivierung der “springenden Gene“.

Er resümiert deshalb: „Es gibt überhaupt keine Belege, dass die RNA aus Impfstoffen in die DNA menschlicher Zellen integriert werden kann.“ Er selbst untersucht derzeit mit seinem Team gezielt die mRNA-Impfstoffe. Und laut Jaenisch bestätigen seine ersten vorläufigen Daten genau das noch einmal: dass bei mRNA-Impfstoffen kein Erbgut des Virus ins menschliche Erbgut eingebaut wird.

Artikel Abschnitt: Vektorimpfstoff:
Vektorimpfstoff:
Was passiert mit der DNA?
Bei den Vektorimpfstoffen wird die Bauanleitung für die Spike-Proteine durch harmlose, speziell präparierte Adenoviren in die menschlichen Zellen eingeschleust. Adenoviren verursachen beim Menschen hauptsächlich milde Atemwegserkrankungen. Für den Impfstoff wurden die Adenoviren genetisch so verändert, dass sie sich nicht vermehren und auch keine Infektionskrankheit mehr auslösen können. Sie dienen im Impfstoff also lediglich als „Vektoren“, als Transport-Vehikel für die Bauanleitung des Spike-Proteins.
Bei den Vektorimpfstoffen liegt dieser Bauplan zunächst noch eingebettet in der DNA der Adenoviren vor. Und so läuft es ab:

Die Adenoviren dringen in die menschliche Zelle ein, die DNA wird zunächst in den Zellkern gebracht.
Im Zellkern wird die DNA in mRNA umgeschrieben, das ist die eigentliche Bauanleitung für das Spikeprotein.
Die mRNA verlässt den Zellkern und wandert in der Zelle in die Ribosomen, die „Proteinfabriken“ der Zellen. Dort beginnt dann die Produktion der Spike-Proteine.
Was passiert mit der DNA im Zellkern?
Okay, aber was passiert mit der Vektor-DNA, die noch im Zellkern zurückgeblieben ist? Wäre es möglich, dass sie sich mit der menschlichen DNA im Zellkern verbindet – und so das Erbgut in unseren Zellen verändert? Wer sich fragt, wieso das überhaupt schlimm wäre: Unser Erbgut verändert sich zwar ständig, ganz natürlich. Aber bestimmte Schäden unseres Erbguts können dazu führen, dass irgendwann Krebs entsteht.

Das Robert-Koch-Institut schreibt dazu [18]:

„Bei natürlicher Infektion mit Adenoviren wurde bisher keine genetische Veränderung menschlicher Zellen beobachtet. Adenovirale Vektoren gelten generell als nichtintegrierende Vektoren, das heißt, sie integrieren ihr Erbgut nicht ins Zellgenom. Das Genom der COVID-19-Vektorimpfstoffe auf Basis nicht vermehrungsfähiger Adenoviren verbleibt ebenso wie das anderer Adenoviren außerhalb der menschlichen DNA (extrachromosomal) im Zellkern infizierter Zellen.

Auch vor dem Hintergrund, dass sich die adenoviralen Vektoren – anders als die natürlichen Erkältungsviren – aufgrund genetischer Veränderungen nicht im menschlichen Körper vermehren und schnell vom Körper eliminiert werden, besteht nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft kein Risiko durch eine Integration der Adenovirus-Vektor-DNA in das menschliche Genom.“

So weit, so gut.

Kann Vektor-DNA doch in Körperzellen-DNA eingebaut werden?
Bei der Recherche sind wir auf eine Studie gestoßen, die im vergangenen Jahr diskutiert wurde, weil sie diese Erkenntnis („kein Risiko“) auf den ersten Blick infrage zu stellen scheint. Denn die Untersuchung aus dem Jahr 2010 hatte gezeigt: Forschende konnten Adeno-Vektorviren-DNA doch in Wirtszellen integrieren – allerdings nur in geringem Ausmaß und nur in einem Tierversuch mit Mäusen [19].

Direkt vorneweg: Nein, auch durch diese Studie wird die Risiko-Entwarnung des Robert-Koch-Instituts nicht grundsätzlich infrage gestellt. Für alle, die tiefer eintauchen wollen, erklären wir, wieso:

Die Forschungsgruppe um Stefan Kochanek, Leiter der Abteilung Gentherapie am Uniklinikum Ulm, wollte an Leberzellen von Mäusen testen, ob man mit Adenoviren-Vektoren überhaupt fremde Gene in Wirtszellen einschleusen kann. Die Mäuse litten an einem genetisch bedingten Leberdefekt. Die Forscher spritzten ihnen ein Gen zur Reparatur ein, verpackt in einem speziellen Adenovirus-Vektor. Sollte dieses Gen tatsächlich in die DNA einzelner Mäuse-Leberzellen eingebaut werden können, dann könnten diese Leberzellen geheilt werden.

Und tatsächlich konnten die Forschenden danach frisch gesundete Zellen erkennen – bei rund sieben von 100 000 Zellen war eine Heilung eingetreten. Das heißt also: Dort waren Teile der DNA des Adenovirus-Vektors in die Mäusezellen eingebaut worden. Es ist also zumindest prinzipiell möglich, dass DNA von Adenovirus-Vektoren in die DNA von Zellen eingebaut wird – zumindest bei Mäusen.

Wie groß ist beim Impfen das Risiko durch eine DNA-Integration?
Und trotzdem sieht Forscher Stefan Kochanek selbst durch seine Studie „keine langfristige Gefahr“ begründet, dass bei Impfungen mit Vektorviren durch eine seltene DNA-Integration Spätfolgen wie Krebs entstehen könnten. Wir haben bei ihm nachgefragt, wieso.

1. Selbst wenn DNA eingebaut würde, führt das nicht automatisch zu Krebs

„Wenn DNA in ein Chromosom integriert wird, ist das überhaupt nicht gleichbedeutend mit der genetischen Aktivierung einer Spätfolge-Erkrankung wie Krebs,“ erläutert er. Schon in der Studie von 2010 hatten die Forschenden das Risiko einer Integration von Vektor-DNA mit dem Risiko von natürlichen Mutationen in der DNA von Zellen verglichen – wie sie ständig spontan im Körper vorkommen, ganz natürlich, bei allen von uns.

Und das Risiko, ein Gen in Richtung Krebsentwicklung zu aktivieren, sei bei der natürlichen Mutation 1000-mal höher als bei einer Integration von DNA durch einen Vektorvirus.

2. Die Impfung wird in den Muskel gespritzt – und Muskelzellen teilen sich seltener

Kochanek geht davon aus, dass das Risiko bei den Corona-Impfungen noch einmal geringer ist als in seinen Tierversuchen, da die Impfung in Muskelzellen gespritzt wird – deren Zellteilungsrate niedriger ist als die von Leberzellen. „Deshalb erwarten wir, dass hier auch die Integrationsrate noch niedriger ist.“

Derzeit erforschen Kochanek und seine Kolleg:innen übrigens genau diese Integrationsraten an Muskelzellen, das Ergebnis steht noch aus.

3. Unser Immunsystem eliminiert die beimpften Zellen

Ein weiterer Mechanismus, der das Risiko durch DNA-Integrationen senkt: „Die Impfungen aktivieren stark das Immunsystem. Und in der Folge werden Körperzellen, in die Adenovirus-Vektoren eingedrungen sind, vom Immunsystem erkannt und angegriffen. Deshalb können wir erwarten, dass spätestens vier bis sechs Wochen nach der Injektion die meisten dieser Körperzellen von T-Zellen eliminiert wurden“, so Kochanek.

„Wichtig ist außerdem, dass auch die Epidemiologie stark dagegenspricht, dass Adenoviren durch DNA-Integration Krebs verursachen. Man kann davon ausgehen, dass mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung im Laufe ihres Lebens mindestens eine Infektion mit Adenoviren durchmachen werden. Es gibt jedoch absolut keinen Zusammenhang zwischen Krebs und einer Infektion mit einem der mehr als 80 bekannten Adenovirus-Typen.“

Fazit:
Auch wenn Forschende in Studien nachweisen konnten, dass in sehr geringem Ausmaß eine Integration von Adenoviren-DNA in die DNA von Mäusezellen prinzipiell möglich ist, so bleibt die entscheidende Frage, welche Konsequenz ein solcher Einbau, wenn er denn überhaupt in nennenswertem Umfang geschieht, bei einer Impfung mit einem Vektor-Impfstoff hätte. Bisher gibt es keinerlei Hinweise auf eine erhöhte Krebsgefahr oder andere gefährliche Veränderungen der infizierten oder beimpften Zellen.

Artikel Abschnitt: Wie werden die Bestandteile der Impfstoffe im Körper abgebaut?
Wie werden die Bestandteile der Impfstoffe im Körper abgebaut?
Wissenschaftler:innen und Gesundheitsbehörden betonen immer wieder, dass bei den mRNA- und DNA-Vektorimpfstoffen auch deshalb keine Spätfolgen zu erwarten seien, weil die Impfstoffe nach erfolgreicher Aktivierung des Immunsystems schnell durch normale Stoffwechselprozesse im Körper abgebaut werden. Dabei werden meist Zeiträume wie „nach wenigen Tagen“ genannt.
Für die Zulassung der Impfstoffe musste nicht dargelegt werden, wie genau der konkrete Impfstoff und seine Bestandteile sich im menschlichen Körper verteilen und abgebaut werden. Das ist aber generell bei Impfstoffzulassungen meist nicht notwendig.

Bei Medikamenten nötig, bei Impfstoffen nicht
So heißt es im britischen Zulassungsbericht zum Biontech-Impfstoff [20]:
„Pharmacokinetic studies have not been conducted with COVID-19 mRNA Vaccine BNT162b2 and are generally not considered necessary to support the development and licensure of vaccine products for infectious diseases.“

Also: „Pharmakokinetische Studien wurden mit dem COVID-19-mRNA-Impfstoff nicht durchgeführt und werden im Allgemeinen nicht als notwendig erachtet, um die Entwicklung und Zulassung von Impfstoffprodukten für Infektionskrankheiten zu untermauern.“

Anders ist es bei Medikamenten: Sie werden hinsichtlich ihrer sogenannten Pharmakokinetik untersucht – also wie der Wirkstoff aufgenommen und verstoffwechselt wird, wie lange er wirkt und ob er mit anderen Stoffen Wechselwirkungen hat.

Impfstoffe hingegen „fingieren“ ja eine natürliche Infektion. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass ihre Bestandteile vom Immunsystem genauso behandelt werden wie der natürliche Erreger, vor dem sie künftig schützen sollen [21/22].

Wir haben deshalb Impfstoffhersteller und mehrere Wissenschaftler:innen an Universitäten gebeten, uns Informationen zu diesen Abbauprozessen bei den Impfstoffen zu geben – das Prinzip, wie die Bestandteile verstoffwechselt werden, ist bekannt. Also gehen wir diese Bestandteile doch mal durch.

Was passiert mit mRNA und DNA, wenn sie ihren Job erledigt haben?
Zunächst einmal: Der Umgang mit mRNAs ist ein täglicher Routinevorgang in unseren Zellen. Die Zellen brauchen ständig neue Proteine. Und der Bauplan für körpereigene Proteine ist eben auch: mRNA. Die Proteine werden anhand der mRNAs in den Ribosomen produziert, den Protein-Fabriken der Zellen. Was genauso zur Routine gehört: Sind die Proteine fertig, werden die mRNAs durch spezielle Enzyme gezielt entsorgt, damit die Proteinproduktion stoppt [23 – 27].

Die mRNAs der Impfstoffe machen da keine Ausnahme. Erst sitzt an beiden Enden des mRNA-Strangs (wie bei anderen mRNAs auch) noch eine Art schützende Kappe – Moleküle, die die Vernichtung durch Enzyme noch für kurze Zeit aufhalten [28/29]. Oft werden diese schützenden Enden schon in den Proteinfabriken angegriffen; wenn sie weg sind, wird die mRNA vollständig abgebaut [30/31].

Wie lange eine mRNA in der Zelle überlebt, unterscheidet sich je nach mRNA – die Zeitspanne reicht dabei von einigen Minuten bis zu mehreren Tagen. Diese Zeiten und die Tatsache, dass mRNA nach der Produktion der Proteine zuverlässig abgebaut wird, gelten unter Wissenschaftler:innen als unstrittig [32]. Laut Biontech wird die mRNA des Biontech-Impfstoffs innerhalb von ein bis drei Tagen abgebaut.

Zur Verstoffwechselung der DNA aus den Vektorimpfstoffen haben wir von Expert:innen und auch vom Impfstoffhersteller keine genauen Zeitangaben erhalten. Trotzdem ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft davon auszugehen, dass auch die DNA innerhalb kurzer Zeit vollständig in ihre Bestandteile zerlegt und abgebaut wird.

Der Grund dafür ist simpel: die Schonung von Ressourcen. Die Zelle benötigt die Rohstoffe zum Bau von neuen Proteinen. Dieses Recycling findet spätestens nach einer erneuten Teilung der beimpften Zelle statt – dann wird die DNA, die nicht zur DNA der menschlichen Zelle gehört, zerlegt.

Was passiert mit den „Transport-Hüllen“ der Vektor- und mRNA-Impfstoffe?
Kurz: Auch die Transporthüllen werden von Enzymen in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt – die dann vom Körper wiederverwendet werden können.

Im Einzelnen: Bei den mRNA-Impfstoffen ist die mRNA in eine Fetthülle verpackt, auch Lipid-Nanopartikel (LNP) genannt. Die wurden von den Herstellern so konstruiert, dass sie von den menschlichen Zellen sehr gut aufgenommen werden.

Wenn sie die mRNA erfolgreich in die Zelle eingeschleust haben, werden nach Angaben von Biontech die Lipidhüllen mithilfe von Lysosomen abgebaut. Lysosome sind kleine Organellen mit Enzymen, die die Lipidhülle in ihre Einzelteile zerlegen. Biontech: “Die einzelnen molekularen Bestandteile werden anschließend für verschiedenste Zwecke von der Zelle recycelt oder ausgeschieden.“

Die Vektorimpfstoffe nutzen ja keine Lipidhülle, sondern Adenoviren als Transportmittel. Adenoviren gehören zu den unbehüllten Virenarten, sie haben keine schützende Lipidmembran. Bei ihnen wird die DNA mit den Infos zum Bau der Spike-Proteine durch ein Viruseiweiß geschützt, das Kapsid.

Wenn das Kapsid die DNA in der Zelle erfolgreich entlassen hat, werden seine übrig gebliebenen Bestandteile als nutzlose Proteine von der Zelle erkannt, ähnlich wie bei den Lipidhüllen von Enzymen angegriffen und in kleine Bestandteile aufgespalten. Die kann die Zelle dann wieder nutzen.

Was passiert mit den Spike-Proteinen?
Ziel des Impfens ist es ja, Teile des Virus nachzubauen, die dem echten Coronavirus sehr ähnlich sind – hier ist es das Spike-Protein. Sind die Spike-Proteine fertiggestellt, werden sie dem Immunsystem präsentiert, zum Beispiel an den Zellwänden der beimpften Zellen – nach dem Motto: Schaut her, das ist der Feind. Spezialisierte Immunzellen bilden daraufhin etwa Antikörper und T-Zellen, die die Corona-Viren dann gezielt bekämpfen können.

Die Spike-Proteine auf den Zellmembranen werden aber nicht ewig präsentiert. Sie werden nach einiger Zeit wieder in die Zelle transportiert und wie die Lipidhüllen oder die Kapside zerlegt und für die zelleigene Proteinproduktion recycelt. Es sei denn: Die Zelle wird aufgrund der präsentierten Spike-Proteine vom Immunsystem als infiziert erkannt und direkt angegriffen – ein weiterer Mechanismus, der die Lebensdauer der mRNA- und DNA-Vektor-Impfstoffbestandteile im menschlichen Körper begrenzen kann [23].

Werden beimpfte Zellen im Körper abgetötet?
Es gibt im Körper noch einen weiteren wichtigen Mechanismus, durch den die Bestandteile der Impfstoffe im Körper abgebaut werden: Unser Körper behandelt beimpfte Zellen, die Spike-Proteine an ihren Zellmembranen präsentieren, wie infizierte Zellen – zum Glück, denn so werden ja die Immunreaktionen ausgelöst. Das führt dann nicht nur zur Bildung von Antikörpern. Sondern zur Immunreaktion gehört es eben auch, dass diese Zellen angegriffen und zerstört werden. Das geht auf zweierlei Weise:

Selbstzerstörung
Einerseits erkennen die beimpften Zellen selbst, dass sich etwas Körperfremdes in ihnen entwickelt. Sie senden daraufhin über Botenstoffe ein Gefahrensignal aus. Der Infizierungsalarm kann die Zelle sogar dazu bringen, autonom ihre Selbstzerstörung (die Apoptose) in Gang zu setzen.
Angriff durch T-Zellen
Der ist noch wirksamer: Wird das Immunsystem durch die Spike-Proteine und Botenstoffe alarmiert, machen T-Zellen Jagd auf Zellen, die Spike-Proteine präsentieren – egal ob sie aus einer Impfung oder einer Infektion stammen. Dann durchlöchern sie die Zellwand und geben ein Enzym in die Zelle – die spätestens dann ihren programmierten und kontrollierten (Selbstmord-)Zelltod einleitet [33-35].
Nach dem Zelltod werden die Zellreste routinemäßig im Körper beseitigt, etwa durch Makrophagen. Und damit eben auch alle eventuell noch enthaltenen Reste von Impfbestandteilen. Es ist allerdings noch unklar, welcher Anteil der beimpften Zellen tatsächlich abgetötet wird und wie viele die Immunreaktion überleben.

Klar ist aber eins: Die Impfung löst dadurch keinen dauerhaften Muskelschaden aus. Es kommt an den Impfstellen nur zu den bekannten Schwellungen, Rötungen, Schmerzen, also Entzündungserscheinungen.

Doch die Zellerneuerung ist im menschlichen Körper nicht nur bei Infektionen, sondern ganz generell ein Routinevorgang: Jeden Tag werden beim Menschen viele Milliarden von Körperzellen neu gebildet. So regeneriert dann auch das Muskelgewebe nach der Impfreaktion schnell.

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