Vatikan: Ökumene heißt, „mit den Augen des anderen zu sehen“
Im Päpstlichen Orientale-Institut in Rom ist eine ökumenische Konferenz zu Ende gegangen, an der Theologen der katholischen und orthodoxen Ostkirchen aus Europa, dem Libanon und den Vereinigten Staaten teilnahmen. Für Kardinal Kurt Koch, den Präfekten des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen, war dies „ein wichtiges Zeichen der Hoffnung und des Vertrauens in der heutigen, von schrecklichen Kriegen gezeichneten Welt“.
Theologen aus verschiedenen Ländern, darunter Italien, Deutschland, Libanon, Österreich, USA, Frankreich, Ukraine, Ungarn und Rumänien, nahmen am 15. und 16. November an der internationalen Konferenz „Die ökumenische Vision der Ostkatholiken im Dialog mit den Orthodoxen“ in der Aula Magna des Päpstlichen Orientale-Instituts teil. Im Vordergrund stand dabei die Situation in der Ukraine und im Nahen Osten.
Die Initiative wurde vom Institut für Ökumenische Studien der Katholischen Universität Lemberg (Ukraine) in Zusammenarbeit mit dem Päpstlichen Orientale-Institut und mit Unterstützung der Vereinigungen L’Œuvre d’Orient und CNEWA (Catholic Near East Welfare Association) ins Leben gerufen, um über die Rolle zu diskutieren, die die katholischen Ostkirchen in der Ökumene und insbesondere im Dialog mit den orthodoxen Kirchen spielen können.
Die Verantwortung der katholischen Ostkirchen für die Einheit
„Aus ökumenischer Sicht ist diese Konferenz ein wichtiges Zeichen der Hoffnung und des Vertrauens in der heutigen Welt, die von schrecklichen Kriegen und einer ökumenischen Situation geprägt ist, die unter den schmerzhaften Folgen dieser Kriege leidet“, sagte Kardinal Kurt Koch, Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, bei der Eröffnung der Veranstaltung.
Diese sei ein Zeichen der Hoffnung, auch weil die orthodoxen Kirchen unter allen christlichen Kirchen und Gemeinschaften der katholischen Kirche am nächsten stünden: „Beide haben die eucharistische und bischöfliche Grundstruktur der Urkirche bewahrt und leben sie weiter“, so der Schweizer Kurienkardinal. Er betonte, dass die katholischen Ostkirchen „eine besondere Verantwortung in diesem ökumenischen Versöhnungsprozess haben“, und zitierte das Konzilsdekret über die katholischen Ostkirchen Orientalium Ecclesiarium: „Die Ostkirchen, die in Gemeinschaft mit dem Römischen Apostolischen Stuhl stehen, haben die besondere Aufgabe, die Einheit aller Christen, insbesondere der Christen des Ostens, gemäß den Grundsätzen des von diesem heiligen Konzil verkündeten Dekrets ,Über den Ökumenismus’ zu fördern“, so Kardinal Koch.
Lernen, mit den Augen des anderen zu sehen
Nach Ansicht der Teilnehmer seien Konferenzen wie die aktuelle und der ökumenische Dialog im Allgemeinen eine Gelegenheit, den Dialog zu lernen. Frieden und Versöhnung erfordern bestimmte Fähigkeiten: die Fähigkeit zuzuhören und die Fähigkeit zum Dialog. In gewisser Weise sei der katholisch-orthodoxe Dialog, insbesondere der Dialog zwischen den katholischen Ostkirchen und der orthodoxen Kirche, ein Dialog, der die Erinnerung an den Konflikt in sich trage, eine Erinnerung, die dieselben Fähigkeiten des Zuhörens und des Dialogs erfordere, sowie die Fähigkeit, die Situation mit den Augen des anderen zu sehen, „mit dem man vielleicht nicht übereinstimmt, so dass die Beteiligung am ökumenischen Dialog auch eine Möglichkeit ist, zu lernen, wie man im Krieg lebt und wie man in diesem Konflikt Christ bleibt“, sagte einer der Teilnehmer.