Viel mehr als nur eine Bibliothek
Sie ist eine der ältesten Bibliotheken der Welt: Die Apostolische Bibliothek im Vatikan versteht sich nicht nur als Hort von Handschriften, Büchern und Kunstschätzen, sondern auch als ein „Labor für kulturellen Austausch über Grenzen hinweg“.
Das machte ihr Präfekt Angelo Vincenzo Zani an diesem Donnerstag vor der Vatikanpresse klar. Der italienische Erzbischof ist seit 2022 der „Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche“ – und hat damit genau den Posten, den sich Kardinal Joseph Ratzinger mal als Ruhestandsjob erträumt hatte, bevor ihn ein Konklave 2005 zum Papst wählte.
„Jeden Tag gibt es bei uns neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des interkulturellen Dialogs, jeden Tag werden Forschung und technologische Experimente durchgeführt“, so Zani. „In jüngster Zeit haben wir mehrere Fronten für den Dialog und die Beziehungen mit verschiedenen Realitäten eröffnet, die ein Ausgangspunkt und Knotenpunkt für zukünftige Entwicklungen sein werden.“
Beteiligung an islamischer Kunst-Biennale in Dschidda
So beteiligt sich die Apostolische Bibliothek im nächsten Frühjahr etwa an der Biennale Islamischer Kunst in Dschidda/Saudi-Arabien. Im laufenden Jahr 2024 gingen Leihgaben aus der Bibliothek der Päpste nicht nur an „übliche Verdächtige“ wie Museen in London oder Los Angeles, sondern auch nach Shanghai – und das, obwohl der Vatikan und Festland-China gar keine offiziellen Beziehungen unterhalten.
„Im Jahr 2024 konnten wir eine Reihe von besonders fruchtbaren Initiativen im Bereich der interkulturellen Beziehungen durchführen. Ich denke dabei insbesondere an das ‚Program Study‘ des lateinamerikanischen Rabbinerseminars Marshall T. Meyer, das unsere Bibliothek beherbergt hat. Dabei hat sie den Teilnehmern ihre Manuskriptbestände zum Studium und zur Analyse zur Verfügung gestellt. Oder ich denke an die Reise in den Irak, wo ich im Namen des Heiligen Stuhls am internationalen Festival von Rabee al-Shahada teilgenommen habe…“
Gute Kontakte nach Japan
Besonders gute Kontakte haben die Verantwortlichen der Apostolischen Bibliothek nach Japan. Das japanische Unternehmen NTT Data sei „seit mehreren Jahren ein Partner der Vatikanbibliothek bei technologischen Experimenten und Innovationen“, so Zani. Bei der Expo von Dubai machte diese Zusammenarbeit einen Vatikan-Auftritt möglich, bei dem Besucher den berühmten „Turm der Winde“ virtuell besichtigen konnten; er ist heute Teil des Apostolischen Archivs des Vatikan. Natürlich arbeiten die Apostolische Bibliothek und ihre japanischen Partner auch bei der Expo von Osaka zusammen, die im April nächsten Jahres beginnt.
Mitte November hat die Apostolische Bibliothek ein Welttreffen aller großen Nationalbibliotheken ausgerichtet – einschließlich zwei Konzerten und einer Papstaudienz.
„Diese Veranstaltung bildete den Rahmen für zwei wichtige Kooperationsvereinbarungen, die von der Bibliothek unterzeichnet wurden, und zwar mit der King Hamad Digital Library des Königreichs Bahrain für die gegenseitige kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit bei verschiedenen Bibliotheksaktivitäten. Und mit der norwegischen Nationalbibliothek für die Digitalisierung von Dokumenten zur norwegischen Geschichte, die sowohl in der Apostolischen Bibliothek als auch im Apostolischen Archiv aufbewahrt werden…“