✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Zypern – Die Insel der Ritter und der Spaltungen

Die Geschichte Zyperns ist ein Spiegel der Mächte, die im Mittelmeerraum rangen – Byzanz, Kreuzfahrer, Templer, Lusignan-Könige und später die Osmanen. Und noch heute trägt die Insel die Narben dieser Jahrhunderte: eine geteilte Nation, ein Riss zwischen Christentum und Islam.

Richard Löwenherz und der Verkauf an die Templer

Im Jahre 1191 eroberte König Richard I. Löwenherz die Insel, die bis dahin von einem griechischen Usurpator beherrscht wurde. Schon kurz darauf veräußerte er sie für die immense Summe von 100.000 Besanten an den Orden der Templer.

Doch das, was eine neue Bastion des Ordens hätte werden können, geriet schnell zu einer Quelle der Unruhe und des Blutes.

Aufstand gegen die Templer

Die Chroniken berichten widersprüchlich, doch der Kern ist derselbe: die griechische Bevölkerung erhob sich gegen ihre neuen Herren.

  • Der Continuator des Wilhelm von Tyrus beschuldigt die Templer des Hochmuts, der Misshandlung und Auspressung. Die Folge: eine Belagerung der Templerfestung in Nikosia. Ein verzweifelter Ausfall, unter dem Banner des Kreuzes, brachte den Brüdern schließlich den Sieg.

  • Die Histoire d’Eracles hingegen sieht die Griechen als jene, die im Abzug der Kreuzfahrer die Stunde der Rebellion erkannten. Sie sollen jeden Lateiner niedergemetzelt haben, den sie fanden – bis die Templer die letzten Überlebenden in Nikosia verteidigten.

Wie auch immer die Wahrheit lag: Das Blut floss, und die Templer gaben die Insel 1192 an Richard zurück. Doch sie blieben – und ihr Besitz wuchs.

Templerherrschaft und Konflikte

Im 13. und 14. Jahrhundert war der Orden einer der größten Grundbesitzer Zyperns. In Orten wie Limassol, Nikosia, Paphos oder Famagusta hielten sie Güter, Kirchen und Häuser. Nach dem Fall von Akkon (1291) wurde Zypern sogar zum neuen Zentrum des Ordens. Hier tagte ein Generalkapitel mit über 400 Brüdern.

Doch der Friede blieb brüchig. Mehrfach gerieten die Templer mit den zypriotischen Königen in Streit:

  • 1270 konfiszierte König Hugues III. ihre Güter.

  • 1298 musste Papst Bonifatius VIII. zwischen König Henri II. und Großmeister Jacques de Molay schlichten.

  • 1306 unterstützten die Templer Amaury de Tyr beim Sturz seines Bruders Henri II. – eine Entscheidung, die sich bald gegen sie wenden sollte. Denn Amaury ordnete schließlich 1308 ihre Verhaftung an.

Zypern als militärische Basis

Die Insel blieb jedoch ein unverzichtbarer Vorposten im Kampf um das Heilige Land.

  • 1300 nahmen die Templer an einer Seekampagne gegen Ägypten teil.

  • Von Zypern aus wurden Truppen nach Rouad entsandt, der letzten Insel vor Syrien.

  • Der Mystiker Raimond Lull verweilte 1301 bei den Brüdern in Limassol und Famagusta.

  • Noch 1305 schmiedete man Pläne für eine Flottenrüstung, um Jerusalem zurückzuerobern.

Doch das Schicksal des Ordens war bereits besiegelt.

Zypern heute – eine geteilte Insel

Wie damals das Schwert, so teilt heute die Politik:

  • Im Süden: die Republik Zypern, christlich, griechisch-zypriotisch, international anerkannt.

  • Im Norden: die Türkische Republik Nordzypern, nur von der Türkei anerkannt, muslimisch geprägt.

Ein Riss zieht sich durch die Insel – so wie die Geschichte sie seit Jahrhunderten spaltete.

Templerische Mahnung

Zypern lehrt uns, wie schnell eine Insel, ein Reich, ja selbst ein Orden zwischen Hochmut und Machtkämpfen zerrieben werden kann. Die Templer fanden hier ein Refugium, doch auch die Saat ihrer Konflikte.

Für uns heute ist Zypern Erinnerung und Warnung zugleich:

  • Erinnerung an den Mut der Ritter, die auf dieser Insel ihre letzte große Bastion fanden.

  • Warnung vor Hochmut, Machtgier und Spaltung, die jede Gemeinschaft von innen heraus zerstören können.

Denn wie das Schwert nicht ohne das Kreuz bestehen kann, so kann auch ein Land nicht ohne Gerechtigkeit und Einheit überleben.

Schreibe einen Kommentar