⚔️ Dantes „Göttliche Komödie“ und die Templer.
Eine verborgene Verbindung?
Dante Alighieris gewaltiges Werk, die Divina Commedia, ist ein Meilenstein der Weltliteratur – ein dichterisches Vermächtnis von solcher spiritueller Tiefe, dass es bis heute Leser, Philosophen, Mystiker und Historiker fasziniert. Die „Göttliche Komödie“ entstand zu Beginn des 14. Jahrhunderts, einer Zeit des Umbruchs, in der das mittelalterliche Weltbild zu wanken begann und geheimes Wissen – etwa aus gnostischen, hermetischen oder templarischen Quellen – verborgen und doch wirksam weitergetragen wurde.
Dante und der Templerorden: Eine geistige Nähe?
Der Templerorden, einst eine der mächtigsten und zugleich geheimnisvollsten Ritterorganisationen Europas, wurde ab 1307 unter der Herrschaft von König Philipp IV. von Frankreich brutal zerschlagen. Nur wenige Jahre später verfasste Dante seine Commedia – und es scheint nicht zufällig, dass in seinem Werk zahlreiche verschlüsselte Hinweise auf spirituelle Bruderschaften und die „verfolgte Weisheit“ enthalten sind.
Ein interessantes Werk dazu erschien 1946 in Wien: „Dante“ von dem österreichischen Zisterzienser Robert L. John, der mutig die These aufstellte, Dante habe Kontakt zu gnostisch inspirierten Kreisen, insbesondere zu den Tempelrittern, gehabt. In dieser Sichtweise wird der Begriff „amore“ (Liebe) bei Dante nicht nur romantisch verstanden, sondern vielmehr als Deckname für die Gnosis – jenes verborgene Wissen, das von den Katharern überliefert und in den spirituellen Hintergrund der Templer eingewoben wurde.
Beatrice – mehr als nur eine Frau?
In der traditionellen Deutung gilt Beatrice als Dantes geliebte Muse. Doch in der tieferen Bedeutungsebene scheint sie viel mehr zu sein: eine Symbolgestalt der göttlichen Sophia, der Weisheit, die dem Suchenden auf dem Einweihungsweg erscheint. Robert L. John identifiziert Beatrice mit der geistigen Repräsentantin der gnostischen Tradition, einer Art geistiger Isis, die – wie in den ägyptischen Mysterien – die zerstreuten Glieder des Osiris (also des spirituellen Wissens) sucht und wieder zusammenfügt.
In einer zentralen Passage des 31. Gesangs des Purgatorio heißt es:
„So still‘ jetzt deine Tränen und hör‘ zu:
Begreife doch, wie mein begrab’ner Leib dich wohl
in eine and’re Richtung hätte treiben müssen…
Zerstreut sind sie gar weit im Land.“
Diese Verse lassen sich kaum auf die reale Florentinerin Beatrice de Bardi beziehen. Vielmehr scheinen sie die spirituell verstreuten Glieder der verborgenen Bruderschaften zu meinen – möglicherweise jene Templer, die nach der Zerschlagung ihres Ordens im Verborgenen weiterwirkten: in Frankreich, Spanien, Italien.
Brunetto Latini und das Netzwerk der Eingeweihten
Dante war nicht allein auf seinem Weg der inneren Erkenntnis. Er wurde geprägt und begleitet von Brunetto Latini, seinem Lehrer, Mentor und Förderer. Latini war weitgereist, gebildet, und vermutlich ebenfalls in die Traditionen der „edlen Glieder“ eingeweiht, wie sie im Gedankengut der Templer oder früherer gnostischer Schulen weiterlebten. Diese „edlen Glieder“ waren im geistigen Sinn keine politischen Ordensträger, sondern Menschen, die das verborgene Licht der Wahrheit zu bewahren und weiterzugeben suchten.
Einweihungsweg in dichterischer Form
Die Divina Commedia ist in ihrer Struktur – Hölle (Inferno), Läuterung (Purgatorio), Paradies (Paradiso) – nicht nur eine Allegorie des Seelenweges, sondern auch ein Einweihungsweg. Schritt für Schritt durchläuft der Leser gemeinsam mit Dante symbolisch die Ebenen der Selbsterkenntnis und geistigen Reinigung – bis zur Schau des Göttlichen.
Dante selbst bezeichnete sein Werk als ein „Lied von der Seele“, das zwar von Jenseitserfahrungen spreche, aber schon hier auf Erden die Kraft habe, den Menschen aus dem Zustand des Elends in den Zustand des Glückes zu führen. Dies entspricht ganz dem Ideal der Templer und der spirituellen Gnosis, nämlich der inneren Wandlung durch Erkenntnis, Läuterung und geistige Wiedergeburt.
Fazit
Auch wenn es keine formellen Beweise für eine Mitgliedschaft Dantes bei den Templern gibt, so ist die geistige Nähe zu deren verborgener Weisheitslehre unübersehbar. In der Göttlichen Komödie verschmilzt äußere Geschichte mit innerer Schau, und es entsteht ein zeitloses Werk, das wie ein geheimer Pfad zu einem anderen Verständnis von Welt und Mensch führt.
In der Tradition der Templer-Loge kann dieses Werk als Einweihungstext betrachtet werden – ein Schlüssel zu einem inneren Wissen, das darauf wartet, vom Suchenden entschlüsselt zu werden.
Denn, wie Beatrice sagt:
„Verfolge klar den Weg, den ich betrat.
Er wird dich zur ersehnten Wahrheit führen.
Und selber findest du hinfort den Pfad.“
(2. Gesang, Paradiso)