De Laude Novae Militiae
Bernard de Clairvaux und die Templer – Eine theologische Revolution
Die Schrift De Laude Novae Militiae (dt. „Lob der neuen Ritterschaft“) gehört zu den bedeutendsten theologischen Werken des Mittelalters und wurde von Bernard de Clairvaux, einem der einflussreichsten Kirchenmänner seiner Zeit, verfasst. Dieses Werk, das sich der Rechtfertigung und Förderung des Templerordens widmet, entstand in einer Zeit tiefgreifender Umwälzungen und Neuerungen in der Christenheit, insbesondere im Kontext der Kreuzzüge. Bernard de Clairvaux und Hugues de Payens, der Mitbegründer und erste Großmeister des Templerordens, hatten vermutlich mehrere persönliche Begegnungen, in denen Hugues dem Abt von Clairvaux die theologischen und praktischen Herausforderungen darlegte, mit denen sich seine junge Gemeinschaft konfrontiert sah.
Der historische Hintergrund
Hugues de Payens war eng mit dem Grafen der Champagne verbunden, was ihm den Zugang zu einflussreichen Kreisen der Kirche ermöglichte. Diese Beziehungen dürften entscheidend dazu beigetragen haben, dass Bernard de Clairvaux sich der Anliegen des Templerordens annahm. Der Orden stand vor einem fundamentalen theologischen Problem: In der traditionellen Kirchenlehre galt der Kampf als unvereinbar mit dem geistlichen Stand. Die Mönche waren zu einem Leben des Gebets und der Buße verpflichtet, während das Schwert dem Adel und den Kriegern vorbehalten war. Diese Trennung drohte den Templern, die eine Synthese aus beidem darstellten, ihre Legitimität zu nehmen.
Die Entstehung von De Laude Novae Militiae
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hugues de Payens bei seinen Gesprächen mit Bernard die Probleme erörterte, die sich aus der doppelten Berufung der Templer ergaben: Sie sollten einerseits Mönche, andererseits aber auch Kämpfer sein. Bernard de Clairvaux erkannte die Notwendigkeit einer neuen theologischen Grundlage für diese besondere Form der Ritterschaft, die den traditionellen Vorstellungen widersprach. Das Ergebnis dieser Überlegungen und Gespräche war die Schrift De Laude Novae Militiae, in der Bernard in klarer und revolutionärer Weise das Kreuzzugsideal im Allgemeinen und die Berufung der Templer im Besonderen darlegte.
Die theologische Rechtfertigung des Krieges
Eines der zentralen Probleme, das Bernard in De Laude Novae Militiae behandelte, war die Frage, ob es einem Christen erlaubt sei, zu töten. In der traditionellen christlichen Lehre wurde Mord als schwere Sünde verurteilt, und der Krieg wurde oft als notwendiges, aber moralisch fragwürdiges Übel angesehen. Bernard löste dieses Problem auf eine für seine Zeit ungewöhnliche und zugleich raffinierte Weise. Er unterschied zwischen homicidium (Mord) und malicidium (Vernichtung des Bösen). Wenn ein christlicher Ritter gegen die Feinde Christi kämpfe, so argumentierte Bernard, handele es sich nicht um Mord, sondern um die Vernichtung des Bösen. Dieser Unterschied sei entscheidend, denn der Krieger, der das Böse vernichte, beginge keine Sünde, solange er im Akt des Tötens frei von Hass bleibe.
Bernard de Clairvaux ging sogar noch weiter: Er argumentierte, dass der Grund des Kampfes, nämlich die Verteidigung der Heiligen Stätten und der dort befindlichen Christen, so gut sei, dass auch der Ausgang des Kampfes, selbst ein eventueller Mord, nicht von Übel sein könne. In einer paradoxen Wendung erklärte Bernard, dass im Tod eines Heiden der Christ verherrlicht werde, und der christliche Ritter, der vielleicht im Kampf umkomme, den himmlischen Lohn erhalte. Diese Argumentation zeigt eine bemerkenswerte theologische Flexibilität und erinnert ironischerweise an die Rhetorik der Muslime, die ihren Kämpfern ähnliche Verheißungen für den Kampf versprachen.
Die spirituelle Dimension von De Laude Novae Militiae
Neben der theologischen Diskussion bietet Bernard in De Laude Novae Militiae auch eine spirituelle Anleitung für die Templer und andere Pilger. Er beschreibt einen geistlichen Pilgerweg zu den wichtigsten christlichen Stätten, wobei er jede dieser Stätten im Kontext entsprechender Bibelstellen betrachtet. Diese spirituelle Dimension hebt die Bedeutung der Heiligen Stätten hervor und verbindet sie mit dem geistlichen Leben der Pilger und Ritter. Der Text vermittelt somit nicht nur eine militärische und theologische, sondern auch eine tiefgreifende spirituelle Vision des christlichen Lebens.
Die Bedeutung von De Laude Novae Militiae
De Laude Novae Militiae ist nicht nur eine Verteidigungsschrift für den Templerorden, sondern auch ein Zeugnis für die sich verändernde Rolle der Kirche im 12. Jahrhundert. Bernard de Clairvaux, ein überzeugter Verfechter des monastischen Lebens, erkannte den Wert der neuen Ritterschaft, auch wenn er sie als minderwertiger gegenüber der rein monastischen Berufung ansah. Dennoch erkannte er, dass die Templer einen wichtigen Beitrag zur Verteidigung der Christenheit leisteten und somit einen hohen Wert für Welt und Kirche hatten.
Dieses Werk legte den Grundstein für die kirchliche Anerkennung der Templer und trug wesentlich dazu bei, das Kreuzzugsideal in der mittelalterlichen Christenheit zu verankern. Bernard de Clairvaux gelang es, eine Brücke zwischen dem geistlichen und dem weltlichen Leben zu schlagen und den Templern eine theologische Legitimation zu verschaffen, die ihnen den Weg zu einer der mächtigsten und einflussreichsten Organisationen des Mittelalters ebnete.
De Laude Novae Militiae bleibt ein faszinierendes Dokument, das nicht nur die Geschichte des Templerordens, sondern auch die Entwicklung der mittelalterlichen Theologie und der Kreuzzugsbewegung entscheidend geprägt hat. Es zeugt von der Fähigkeit Bernards, die komplexen Herausforderungen seiner Zeit zu erkennen und innovative Lösungen zu entwickeln, die bis heute nachwirken.