Die apostolische Sukzession
Kontinuität in der christlichen Kirche
Die apostolische Sukzession oder Nachfolge beschreibt die ununterbrochene Weitergabe des Auftrags, den die Apostel von Jesus Christus selbst empfangen haben. Dieser Auftrag besteht darin, die christliche Lehre zu bewahren, weiterzugeben und die Kirche zu leiten. Die apostolische Sukzession legitimiert somit die Traditio Apostolica, also die Treue zur Urkirche und die unverfälschte Weitergabe der Glaubensinhalte, die seit den frühesten Zeiten des Christentums von Generation zu Generation weitergereicht wurden.
Ursprung und Entwicklung
Die Wurzeln der apostolischen Sukzession lassen sich bis in das Neue Testament zurückverfolgen, als Jesus Christus seine Apostel mit Vollmacht ausstattete, um die Kirche zu führen (Lk 9,1-2). Die Apostel, darunter Petrus, Paulus und Johannes, setzten diese Praxis fort, indem sie ihre geistliche Vollmacht an ihre Nachfolger weitergaben. Diese Weitergabe erfolgte vor allem durch das Ritual der Handauflegung, ein Zeichen der Segnung und Bevollmächtigung, das bis in die heutige Zeit eine zentrale Rolle bei der Einsetzung von Bischöfen spielt.
Im Laufe der Zeit, insbesondere in der vorreformatorischen Kirche, wurde die lückenlose Kette der Bischofsweihen als konstitutiv für das Bischofsamt betrachtet. Diese Tradition sorgt dafür, dass jeder Bischof als legitimer Nachfolger der Apostel angesehen wird. Besonders in den katholischen, orthodoxen und altorientalischen Kirchen wird diese ununterbrochene Linie der Weihe als unabdingbar für die Legitimität der kirchlichen Hierarchie angesehen.
Historische Sicherung der Sukzession
Während die historische Wissenschaft keine direkten Beweise für eine lückenlose apostolische Sukzession in den ersten Jahrhunderten des Christentums finden kann, gilt sie ab dem 12. Jahrhundert als historisch gesichert. Die Bestätigung und Dokumentation von Bischofsweihen wurde ab dieser Zeit systematischer und umfassender geführt, was es erleichtert, die Kontinuität der Weihen bis in die Gegenwart zu verfolgen.
Unterschiedliche Auffassungen im Protestantismus
Im Protestantismus, der im 16. Jahrhundert mit der Reformation entstand, wird die apostolische Sukzession anders interpretiert. Hier steht nicht die ununterbrochene Amtsweitergabe im Vordergrund, sondern die Treue zum Glauben, die successio fidei. Die Reformation legte großen Wert auf die Rückbesinnung auf die biblischen Grundlagen des Glaubens, was dazu führte, dass die Bedeutung der apostolischen Sukzession in der traditionellen Form abgelehnt wurde.
Biblische Bezüge
Die Praxis der Handauflegung, als Zeichen der Einsetzung in ein Amt, wird im Neuen Testament mehrfach erwähnt. Der Apostel Paulus berichtet, dass er in verschiedenen Gemeinden Älteste durch Handauflegung eingesetzt hat (Apg 14,23). Auch in der Apostelgeschichte (Apg 6,6) wird die Handauflegung als Ritual beschrieben, durch das Menschen in ihre kirchlichen Aufgaben eingesetzt werden.
Obwohl das Neue Testament keinen ausdrücklichen Befehl Jesu Christi enthält, Nachfolger im apostolischen Amt zu bestimmen, legt die Apostelgeschichte nahe, dass die Apostel selbst die Notwendigkeit erkannten, ihre Mission fortzusetzen. Die Wahl des Apostels Matthias als Nachfolger von Judas (Apg 1,15) deutet darauf hin, dass die Apostel eine kontinuierliche Führung der Kirche sicherstellen wollten.
Die Rolle der apostolischen Sukzession heute
Bis heute wird die apostolische Sukzession in vielen christlichen Konfessionen als zentraler Bestandteil der kirchlichen Struktur angesehen. Sie ist nicht nur ein Zeichen der historischen Kontinuität, sondern auch ein Ausdruck der Treue zur Lehre der Apostel und zur Urkirche. Besonders in den katholischen und orthodoxen Kirchen gilt die Sukzession als unabdingbar für die Legitimität der kirchlichen Hierarchie und der Sakramente, da sie die Verbindung zur ursprünglichen Sendung Christi und seiner Apostel sicherstellt.
Die apostolische Sukzession bleibt somit ein entscheidendes Konzept für das Verständnis von Kontinuität und Legitimität innerhalb der christlichen Kirche. Sie garantiert, dass die Kirche in der heutigen Zeit noch immer in der Tradition und Lehre der Apostel steht und diese unverfälscht weitergibt.