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Die Tempelritter in Gaza

Gaza – ein Name, der heute mit Konflikten verbunden ist, war im 12. Jahrhundert ein Bollwerk der Tempelritter. Kaum jemand weiß, dass diese Stadt, die seit der Antike ein Tor nach Ägypten darstellte, im Mittelalter für die Kreuzfahrer und besonders für den Orden der armen Ritterschaft Christi von entscheidender Bedeutung war.

Eroberung und strategische Bedeutung

Nur ein Jahr nach der Eroberung Jerusalems, im Jahr 1100, fiel Gaza an die Kreuzfahrer. Seine Nähe zum Fatimidenreich in Ägypten machte die Stadt zu einem strategischen Vorposten im Süden des Königreichs Jerusalem.

Um 1149 übertrug man den Templern die Verteidigung Gazas. Die Ritter verstanden es, die Stadt zu einer Hochburg auszubauen. Ihre Stellung ermöglichte es, das noch fatimidische Askalon einzukreisen und die Versorgungswege aus Ägypten dorthin zu unterbinden.

Der Erfolg ließ nicht auf sich warten: 1153 fiel Askalon nach einer gewaltigen Belagerung, bei der die Templer eine entscheidende Rolle spielten.

Blütezeit unter den Templern

Der muslimische Gelehrte al-Idrisi schrieb bereits 1154, Gaza sei unter der Herrschaft der Templer aufgeblüht. Die Bevölkerung, die zuvor unter Kriegen gelitten hatte, erholte sich. Sogar neue Siedlungen außerhalb der Stadtmauern entstanden, da die Menschen unter dem Schutz der Tempelritter Sicherheit fanden.

Die Mission des Ordens war nicht allein militärischer Natur. Auch die Verbreitung des Glaubens stand im Mittelpunkt. So wurde 1149 eine große Kirche errichtet – auf den Ruinen einer byzantinischen Basilika aus dem 6. Jahrhundert. Diese war zuvor von Muslimen in eine Moschee umgewandelt worden, die jedoch durch ein Erdbeben von 1033 schwer beschädigt war.

Der Ort hatte eine noch ältere Geschichte: Ursprünglich erhob sich hier der heidnische Tempel des Dagon, des Philistergottes, dessen Sturz durch Samson die Bibel berichtet. So ruhte die christliche Kirche in Gaza auf Schichten von Heiligtümern vergangener Religionen. Nach der Aufgabe Gazas durch die Templer wurde das Gotteshaus wieder Moschee, bis in unsere Tage waren Spuren der Kreuzfahrerkirche sichtbar – viele davon sind jedoch im Krieg des 21. Jahrhunderts zerstört worden.

Festung und Angriff Saladins

1170 vollendeten die Templer ihre Festung in Gaza. Doch im gleichen Jahr griff der aufstrebende Sultan Saladin an, der Ägypten und Syrien geeint hatte.

Unglücklicherweise war die Templergarnison stark reduziert, da viele Brüder zum Schutz anderer Städte abkommandiert waren. Gaza lag in den Händen von Miles de Plancy, einem Cousin des Königs, den Chronisten wie Wilhelm von Tyrus als unfähigen und ausschweifenden Mann schilderten.

Als Saladin überraschend vor den Mauern stand, hob de Plancy die Zugbrücke und verweigerte den Bewohnern Zuflucht in der Festung. Die Sarazenen richteten unter den Wehrlosen ein Blutbad an. Gaza fiel jedoch nicht endgültig – die Templer hielten stand.

Triumph bei Montgisard

Saladin wollte sich mit diesem Teilerfolg nicht begnügen. 1177 verwüstete er mit einer riesigen Armee die Gegend um Gaza und Askalon. Doch seine Disziplin ließ nach, seine Soldaten zerstreuten sich plündernd.

Da schlug die Stunde der Kreuzritter: Der junge König Balduin IV., trotz Lepra von unerschütterlichem Mut, zog gemeinsam mit den Templern in die Schlacht. Bei Montgisard fügten sie Saladin eine vernichtende Niederlage zu. Der Sultan floh geschlagen nach Ägypten – ein Höhepunkt der Templergeschichte im Heiligen Land.

Niederlage und Untergang

Doch das Blatt wendete sich bald. 1187 stand mit Gerard de Ridefort ein unbesonnener und politisch verstrickter Großmeister an der Spitze des Ordens. Trotz kluger Warnungen führte er die Templer in die Schlacht von Hattin – in eine Katastrophe, die das Königreich Jerusalem erschütterte.

De Ridefort wurde gefangen genommen, und die Templer sahen sich gezwungen, Gaza im Austausch für seine Freilassung an Saladin zu übergeben. Dieser zerstörte die Befestigungen der Stadt. Zwar eroberte Richard Löwenherz Gaza während des Dritten Kreuzzugs noch einmal zurück, doch die Stadt ging endgültig verloren. Im 13. Jahrhundert wurde sie zudem von den Mongolen unter Hulagu Khan schwer zerstört.

Fazit

Die Geschichte der Tempelritter in Gaza ist ein Spiegel des Ordens im Heiligen Land: glanzvolle Siege, tiefe Niederlagen, heldenhafte Disziplin und menschliche Fehler. Gaza war ein Schlüssel zum Süden des Königreichs Jerusalem, ein Ort, an dem Glaube, Macht und Blut eng miteinander verwoben waren.

Heute erinnern nur noch Ruinen und Legenden an jene Zeit, als die Ritter des Tempels das Banner Christi über den Mauern Gazas entfalteten.

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