✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Der Templer-Kaplan

Priester im Dienst des Ordens

Geistlicher Beistand im Dienste des Tempels

Der Templerorden, offiziell bekannt als Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem, war nicht nur ein militärischer und wirtschaftlicher Machtfaktor des Mittelalters – er war auch ein zutiefst religiöser Orden. Neben den Ritterbrüdern und den dienenden Brüdern (den sogenannten Servienten) gab es auch eine dritte, oft übersehene Gruppe: die Ordenspriester, auch Kapläne oder Kaplansbrüder genannt.

Mit der päpstlichen Bulle „Omne Datum Optimum“ (1139) wurde den Templern unter anderem das Recht verliehen, eigene Priester in den Orden aufzunehmen. Dies war ein bedeutsamer Schritt, da die Templer damit unabhängig von der örtlichen kirchlichen Hierarchie ihre geistlichen Bedürfnisse decken konnten.

Die Rolle der Templerpriester

Templerpriester nahmen innerhalb des Ordens eine spezifische geistliche Funktion ein. Durch eine Verfügung Papst Alexanders IV. aus dem Jahr 1260 wurde ihre Aufgabe deutlich erweitert: Sie waren nicht nur für die Ordensbrüder, sondern auch für die sogenannten Donaten (Laien, die dem Orden Schenkungen machten und oft unter seinen Schutz traten) seelsorgerlich zuständig.

Ein Kleriker, der dem Orden beitreten wollte, legte eine eigene Profess ab, die sich von der der Ritter oder Laienbrüder unterschied. Er versprach:

  • Gehorsam,

  • ein Leben in Keuschheit,

  • und den Verzicht auf persönlichen Besitz

– jedoch nicht die aktive militärische Beteiligung oder das Tragen des weißen Mantels, der ausschließlich den Ritterbrüdern vorbehalten war.

Liturgie und Ordensleben

Templerkapläne waren zur Verrichtung des kanonischen Stundengebets verpflichtet, das den geistlichen Tagesrhythmus bestimmte. Aufgrund ihrer priesterlichen Würde erhielten sie einige besondere Privilegien:

  • Sie durften Handschuhe tragen, ein Zeichen geistlicher Würde.

  • Sie waren davon dispensiert, bei öffentlichen Bekenntnissen im Kapitel vor den Brüdern niederzuknien.

Diese Sonderstellungen unterstrichen den Respekt gegenüber dem priesterlichen Amt – auch innerhalb eines militärisch geprägten Ordens.

Das Ordensgewand der Kapläne

Entgegen mancher populärer Darstellung trugen Templerpriester nicht den weißen Mantel mit dem roten Kreuz. Gemäß § 434 der Égards, einer Sammlung interner Ordensvorschriften, war dies ausschließlich den Rittern vorbehalten:

„Die Brüder dürfen nicht dulden, dass ein Mitbruder den weißen Mantel trägt, wenn er nicht Ritter ist.“

Kapläne trugen stattdessen ein Gewand in brauner oder schwarzer Farbe, vergleichbar dem der dienenden Brüder. Nur in Ausnahmefällen – etwa bei der Erhebung zur bischöflichen Würde – konnte ein Kaplansbruder mit Zustimmung des Kapitels den weißen Mantel erhalten, und dies auch nur, wenn er ihn in großer Demut erbat.

Templerbischöfe und geistliche Amtsträger

Einige Templerpriester gelangten im Laufe der Geschichte zu hohen kirchlichen Ämtern. Zu den bekannten Templerbischöfen zählen:

  • Guillaume le Templier, Bischof von Bordeaux (1174–1187)

  • Guérin, ehemaliger königlicher Schatzmeister, Bischof von Senlis (ab 1215)

  • Richard, Bischof von Lavello (1226)

  • Hugues, Bischof von Sebaste (ca. 1253)

  • Guillaume Martini, ab 1288 letzter lateinischer Erzbischof von Nazareth

  • Humbert, (Titular-)Bischof von Banias (um 1270)

  • Enrico di Ponzione, Bischof von Savona (1296)

Diese Beispiele zeigen, dass die geistliche Elite des Ordens nicht unbedeutend war – ihre Vertreter wirkten bisweilen auch als öffentliche Notare oder übernahmen die Pfarrseelsorge in Kirchen, die dem Orden übereignet worden waren. Besonders in Spanien, etwa rund um die bedeutende Komturei Monzón, waren solche Aufgaben häufig.

Fazit

Der Templerkaplan war ein zentraler, wenn auch oft übersehener Bestandteil des Ordensgefüges. Zwischen militärischem Alltag und spiritueller Verpflichtung bot er den Brüdern geistlichen Halt und liturgische Struktur. Er war kein Krieger, sondern ein Mittler zwischen Gott und der Ordensgemeinschaft – ein priesterlicher Bruder, der durch Gebet, Sakrament und Seelsorge zur Stärkung der Tempelgemeinschaft beitrug.

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