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Die Templerburg Chastellet (Vadum Jacob, Mezad Ateret)

 Ein Bollwerk an der Jakobsfurt

Die Burg Chastellet, auch bekannt als Vadum Jacob oder Mezad Ateret, war eine bedeutende Befestigungsanlage der Kreuzfahrerzeit im heutigen Israel. Strategisch errichtet an der Jakobsfurt – einem der sichersten Übergänge über den Jordan – spielte die Burg eine zentrale Rolle bei der Kontrolle der Handelsroute zwischen Akkon und Damaskus (Via Maris). Die Geschichte von Chastellet ist geprägt von einem ehrgeizigen Bauprojekt, heldenhaften Verteidigern und einem dramatischen Untergang.

Geschichte der Burg Chastellet

Die strategische Lage

Die Jakobsfurt war im Mittelalter die sicherste Passage über den Jordan und ein wichtiger Knotenpunkt für Handelskarawanen und militärische Truppen. Die Burg wurde etwa 20 km südlich des Sees Genezareth und östlich von Safed errichtet. Ihre Lage bot Kontrolle über die Via Maris, die bedeutendste Handelsroute zwischen dem Heiligen Land und Damaskus.

Der Bau der Burg (1178–1179)

Der Bau der Burg wurde von Balduin IV., König von Jerusalem, im Jahr 1178 in Auftrag gegeben, unmittelbar nach der Schlacht von Montgisard (1177). Die Entscheidung, die Burg zu errichten, bedeutete jedoch einen Bruch des Waffenstillstandsvertrags mit Saladin.

  • Baubeginn: Oktober 1178 unter persönlicher Aufsicht von Balduin IV.
  • Schnelle Bauzeit: Innerhalb von sechs Monaten war die erste Bauphase abgeschlossen.
  • Übergabe an die Templer: Die Burg wurde den Templerorden übergeben, der den Ausbau fortsetzte.

Die Besatzung der Burg war beeindruckend:

  • Etwa 80 Ritter und 15 dienende Brüder
  • Zahlreiche Knappen, Fußsoldaten und Handwerker
  • Eine Gesamtbesatzung von etwa 1500 Personen

Zusätzlich wurden muslimische Gefangene zur Zwangsarbeit beim Bau eingesetzt.

Saladins erste Reaktion und Belagerung (1179)

Saladin versuchte zunächst, König Balduin IV. mit einer hohen Geldsumme zur Aufgabe der Bauarbeiten zu bewegen. Als dies scheiterte, begann Saladin im Frühjahr 1179 mit einer ersten Belagerung, die jedoch abgebrochen wurde.

Im Sommer 1179 nahm Saladin die Belagerung wieder auf:

  • Mineure Saladins brachten einen Teil der Burgmauer zum Einsturz.
  • Die Templer versuchten, den Angriff durch große Feuer abzuwehren.
  • Das Feuer geriet jedoch außer Kontrolle und breitete sich im Inneren der Burg aus.

Die Verteidiger wurden in einem verzweifelten Kampf überwältigt:

  • Etwa 800 Verteidiger starben, darunter der Seneschall des Templerordens.
  • Überlebende wurden gefangen genommen und als Sklaven verkauft.

Die Zerstörung der Burg

Saladin ließ die Burg nach der Eroberung systematisch zerstören:

  • Die Brunnen wurden vergiftet, um eine erneute Nutzung der Anlage zu verhindern.
  • Die Steinmauern wurden niedergelegt.

Den gefallenen Templern wurde später im Zisterzienserorden als Märtyrer gedacht. Sie wurden stellvertretend für die vielen in den Schlachten gefallenen Ordensbrüder geehrt.

Architektonische Merkmale der Burg Chastellet

Die Anlage

Die Burg Chastellet war auf einem rechteckigen Grundriss von etwa 120 x 32 Metern angelegt. Sie galt als eine der modernsten und robustesten Befestigungen ihrer Zeit.

Befestigungselemente

  • Ringmauer: Eine etwa 10 Meter hohe Mauer, bestehend aus rund 20.000 massiven Steinblöcken mit Seitenlängen von fast zwei Metern.
  • Wehrturm: Strategische Türme verstärkten die Verteidigung.
  • Wasserversorgung: Eine Zisterne zur Wasserversorgung wurde eingerichtet, um die Belagerungsfähigkeit der Burg sicherzustellen.

Archäologische Forschung

Seit 1993 fanden umfangreiche archäologische Ausgrabungen an der Stelle von Chastellet statt:

  • Freilegung von Grundmauern und Gebäuderesten
  • Dokumentation von Bauphasen und Verteidigungselementen
  • Analyse der Steinblöcke und Bautechniken

Die Ergebnisse zeugen von der technischen Expertise und der Dringlichkeit, mit der die Burg in kürzester Zeit errichtet wurde.

Die historische Bedeutung von Chastellet

  1. Militärische Bedeutung: Chastellet sollte die Kontrolle über die Via Maris sicherstellen und die Bewegung von Saladin und seinen Truppen erschweren.
  2. Religiöse Bedeutung: Die Templer betrachteten die Verteidigung der Burg als einen sakralen Auftrag im Dienste des christlichen Glaubens.
  3. Symbol für die Kreuzzüge: Der Fall von Chastellet war ein schwerer Rückschlag für das Königreich Jerusalem und symbolisiert die zunehmende Stärke Saladins.
  4. Technische Meisterleistung: Die schnelle Errichtung der Burg unter schwierigsten Bedingungen ist ein Zeugnis mittelalterlicher Ingenieurskunst.

Das Erbe der Burg Chastellet

Archäologisches Erbe

Die Überreste der Burg bieten Historikern und Archäologen wertvolle Einblicke in die Bauweise und die Verteidigungsstrategien der Kreuzfahrerzeit.

Gedenken an die Verteidiger

Die Templer, die bei der Verteidigung von Chastellet ihr Leben verloren, gelten als Märtyrer des Glaubens und sind bis heute ein Symbol für die Hingabe und Opferbereitschaft des Templerordens.

Fazit

Die Burg Chastellet (Vadum Jacob) war nicht nur eine militärische Festung, sondern auch ein Symbol für die Hoffnungen und Tragödien der Kreuzzüge. Ihre kurze, aber intensive Geschichte erzählt von strategischem Denken, beeindruckender Baukunst und letztlich einem dramatischen Untergang. Die Überreste der Burg und die Märtyrerlegenden, die sie umgeben, halten das Andenken an dieses bemerkenswerte Bauwerk lebendig.

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