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Die Templerkomturei Cerres-les-Montceaux

Geschichte, Konflikte und Erbe

Die Komturei Cerres-les-Montceaux (auch als Serres bekannt) befand sich im heutigen Gebiet der Gemeinde Montceaux-lès-Vaudes im Département Aube in der Region Grand Est, südlich von Troyes. Die Niederlassung des Templerordens entstand Ende des 12. Jahrhunderts und entwickelte sich zu einem wichtigen landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Zentrum. Neben ihrer Rolle als Verwalter von Ländereien spielte die Komturei auch eine bedeutende Rolle bei der Sicherstellung von kirchlichen Einkünften und lokalen Wirtschaftsinteressen.

Gründung und territoriale Entwicklung

Die Anfänge der Komturei

Die Gründung der Komturei geht auf eine Schenkung von Belin de Roseio und seiner Gemahlin Petronille im Jahr 1196 zurück. Diese Schenkung, die in Anwesenheit des Bischofs von Troyes vollzogen wurde, umfasste:

  • Land und Häuser
  • Einkünfte aus den Lehen von Cerres, Plessis und Fouchères

Die erste urkundliche Erwähnung eines Komturs von Cerres findet sich allerdings erst im Jahr 1238. Diese zeitliche Lücke legt nahe, dass die Komturei zunächst als kleinere Niederlassung oder als Teil einer anderen Komturei existierte, bevor sie eigenständig wurde.

Territoriale Erweiterungen

Die Templer von Cerres erweiterten ihren Besitz durch Schenkungen und Tauschgeschäfte:

  • 1241: Immobilien-Tauschgeschäft mit Jobert du Bar, dem Bailli von Troyes
  • Nutzungsrechte an Wiesen und Wäldern in Rumilly, Isle und Chaource
  • 1270: Wiesen, Weinberge und Land von dem Pfarrer von Vaudes in den Gebieten Vaudes und La Vacherie

Diese Erweiterungen sicherten der Komturei nicht nur landwirtschaftlichen Reichtum, sondern auch wichtige Einkommensquellen.

Wirtschaftlicher Fokus

Der landwirtschaftliche Betrieb war ein zentrales Standbein der Komturei, mit Einkünften aus:

  • Weinbergen
  • Ackerbau
  • Viehzucht

Zusätzlich verfügten die Templer über Einkünfte aus Abgaben und Zehnten.

Beziehungen und Konflikte

Streit um den Zehnten mit dem Pfarrer von Vaudes (1203)

Ein bedeutender Konflikt entbrannte um die Zehnterhebung der Pfarrkirche von Vaudes. Dieser Streit wurde bis zum Papst getragen, der als Schiedsrichter Mitglieder des Kathedralkapitels von Paris ernannte.

  • Letztlich übernahm jedoch der Erzdiakon von Troyes die Schlichtung.
  • Im Kompromiss von 1203 wurde festgelegt, welche Anteile des Zehnten der Pfarrkirche von Vaudes den Templern und welche dem Pfarrer zustanden.
  • Beide Parteien verzichteten auf alle bis dahin entstandenen Schuldforderungen.

Weiderechtsstreit mit der Abtei von Molesmes (1238)

Ein weiterer Konflikt drehte sich um die Weiden in Rumilly. Der Komtur von Cerres beanspruchte diese Weiden sowohl für die Templer als auch für die Bauern, die auf Templerland lebten.

  • Der Streit wurde durch den Provinzmeister von Frankreich, Pons d’Albon, geschlichtet.
  • Ergebnis: Beide Parteien durften ihre Tiere auf den Weiden der jeweils anderen Seite grasen lassen.
  • Zusätzlich verpflichteten sich die Templer, jährlich 25 Solidos Pruviniensis an die Abtei zu zahlen, um zukünftige Streitigkeiten zu vermeiden.

Politische und soziale Verflechtungen

Adelsfamilien der Region unterstützten die Komturei durch:

  • Schenkungen von Land und Geld
  • Eintritt von Familienmitgliedern in den Orden

Einige Familien, wie die Charnerii, stellten über Generationen hinweg zahlreiche Mitglieder (Servienten) sowohl für die Komturei von Cerres als auch für andere Templerniederlassungen.

Der Niedergang und Übergang an die Johanniter

Der Templerprozess (1307–1312)

Im Zuge des Templerprozesses ab 1307 geriet auch die Komturei von Cerres ins Visier der Inquisition. Die Besitzungen wurden unter königliche Verwaltung gestellt und nach der Auflösung des Ordens im Jahr 1312 an den Johanniterorden (Malteserorden) übergeben.

Integration in die Komturei von Troyes

Nach der Übernahme durch die Johanniter wurde die Komturei von Cerres in die Komturei von Troyes eingegliedert und verlor ihre eigenständige Bedeutung. Der neue Name „L’Hôpital“ weist auf die Zugehörigkeit zum Johanniterorden hin.

Architektonische Überreste

Beschreibung aus dem 17. Jahrhundert

In späteren Quellen wird die Anlage als bestehend aus folgenden Elementen beschrieben:

  • Zweigeschossiges Haus
  • Kapelle, geweiht dem Heiligen Johannes dem Täufer

Zerstörung während der Französischen Revolution

Während der Französischen Revolution im späten 18. Jahrhundert wurden die verbliebenen Gebäude der Komturei zerstört. Heute existieren von der einstigen Komturei von Cerres nur noch spärliche archäologische Spuren.

Bedeutung der Komturei Cerres-les-Montceaux

  1. Wirtschaftliches Zentrum: Die Landwirtschaft und Viehzucht trugen maßgeblich zur finanziellen Stabilität der Komturei bei.
  2. Strategische Bedeutung: Durch ihre Nähe zu wichtigen Wegen spielte die Komturei auch eine logistische Rolle.
  3. Geistliches Zentrum: Die Kapelle und die Verbindung zur Pfarrkirche von Vaudes unterstrichen die geistliche Funktion.
  4. Konflikte und Rechtsstreitigkeiten: Die zahlreichen Konflikte zeugen von der engen Verzahnung der Komturei mit regionalen Machtstrukturen.

Das Erbe der Templer in Cerres

Obwohl heute keine baulichen Überreste der Komturei Cerres erhalten geblieben sind, bleibt ihre Geschichte ein wichtiger Bestandteil der lokalen Identität. Die Streitigkeiten mit lokalen Pfarrern und der Abtei von Molesmes geben wertvolle Einblicke in die juristischen und wirtschaftlichen Dynamiken des Templerordens im Mittelalter.

Fazit

Die Komturei Cerres-les-Montceaux war ein Beispiel für die lokale Verankerung und wirtschaftliche Bedeutung des Templerordens in der Auvergne. Trotz ihrer Zerstörung in späteren Jahrhunderten bleibt ihre Geschichte ein faszinierendes Kapitel der mittelalterlichen Vergangenheit Frankreichs.

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