Die Templerkomturei Wiener Neustadt
Geschichte, Bedeutung und Legenden
Die Templerkomturei in Wiener Neustadt zählt zu den bedeutendsten Niederlassungen des Templerordens in Österreich. Ihre Lage am Schnittpunkt wichtiger Handels- und Pilgerrouten machte sie zu einem zentralen Stützpunkt für die Templer in Mitteleuropa. Von hier aus schützten sie Pilger, betrieben Handel und dienten als wichtige militärische Basis. In diesem Artikel beleuchten wir die Geschichte der Templerkomturei in Wiener Neustadt, ihre militärische und spirituelle Bedeutung sowie die zahlreichen Legenden, die sich um diesen Ort ranken.
1. Die Gründung der Templerkomturei Wiener Neustadt
Die Templerkomturei in Wiener Neustadt wurde im 12. Jahrhundert gegründet, vermutlich um das Jahr 1170. Die Stadt selbst war erst kurz zuvor, im Jahr 1194, von den Babenbergern gegründet worden, um die Ostmark gegen ungarische Überfälle zu sichern. Die Entscheidung, hier eine Komturei zu errichten, war strategisch klug: Wiener Neustadt lag an der Kreuzung wichtiger Handels- und Pilgerrouten zwischen Wien, Ungarn und Italien.
Die Templer erhielten das Gelände und großzügige Spenden von lokalen Adligen, die den Orden unterstützten. Dank dieser Unterstützung konnte die Komturei rasch zu einem wichtigen religiösen, militärischen und wirtschaftlichen Zentrum ausgebaut werden.
2. Die militärische Bedeutung der Komturei
Die Komturei in Wiener Neustadt war eine der bedeutendsten Festungen des Templerordens in Österreich. Ihre strategische Lage ermöglichte die Kontrolle der Handelswege durch das Wiener Becken und die Sicherung der östlichen Grenzen des Herzogtums Österreich.
Militärische Funktionen der Komturei:
- Grenzsicherung: Abwehr von Überfällen durch ungarische und böhmische Truppen.
- Schutz der Pilger: Bewaffnete Eskorten für Pilger auf dem Weg nach Mariazell, Rom und Jerusalem.
- Rekrutierungs- und Ausbildungslager: Schulung von Templerrittern und Bereitstellung von Nachschub für die Kreuzzüge.
Die Festung der Komturei verfügte über massive Mauern, Wehrgänge und einen Bergfried, der als letzter Rückzugsort diente. Ihre Garnison bestand aus Templerrittern, Sergeanten und lokal rekrutierten Soldaten.
3. Die religiöse und wirtschaftliche Bedeutung der Komturei
Neben ihrer militärischen Funktion war die Komturei auch ein bedeutendes religiöses Zentrum. Die Templer errichteten eine Kapelle, die sowohl den Ordensmitgliedern als auch der örtlichen Bevölkerung als Ort des Gebets diente.
Religiöse Aktivitäten:
- Kapellenbau: Die Templerkapelle, vermutlich im romanischen Stil mit achteckigem Grundriss, diente als Ort für Messen, Beichten und Ordensrituale.
- Marienverehrung: Die Templer unterstützten aktiv die Wallfahrt nach Mariazell und förderten die Marienverehrung entlang des Pilgerwegs.
Wirtschaftliche Aktivitäten:
- Weinbau und Landwirtschaft: Die Templer betrieben umfangreiche Weingüter und Landwirtschaft, deren Erträge zur Finanzierung ihrer Aufgaben dienten.
- Handel: Die Komturei fungierte als Umschlagplatz für Waren, die entlang der Handelswege durch das Wiener Becken transportiert wurden.
Die Kombination aus militärischer, religiöser und wirtschaftlicher Stärke machte die Templerkomturei in Wiener Neustadt zu einem der mächtigsten Stützpunkte des Ordens in Mitteleuropa.
4. Die Architektur der Templerkomturei
Die Architektur der Templerkomturei in Wiener Neustadt war von typischer Templer-Schlichtheit geprägt: robuste, aber schlichte Bauten, die sowohl funktional als auch symbolträchtig waren.
Architektonische Merkmale:
- Die Templerkapelle: Eine romanische Kapelle mit achteckigem Grundriss und spärlichem Schmuck, die an die Grabeskirche in Jerusalem erinnern sollte.
- Wehrturm: Ein massiver, rechteckiger Turm, der zur Verteidigung gegen Überfälle diente.
- Geheimgänge: Es gibt Berichte über unterirdische Gänge, die die Komturei mit anderen Gebäuden in Wiener Neustadt verbinden sollen.
Die Templer nutzten die Architektur nicht nur zur Verteidigung, sondern auch als Symbol ihrer geistlichen Mission. Besonders die achteckige Form der Kapelle sollte die Verbindung zu Jerusalem und die Nachfolge der Tempelritter als Beschützer der Christenheit symbolisieren.
5. Die Legenden und Mysterien um Wiener Neustadt
Die Templerkomturei in Wiener Neustadt ist, wie viele Templerorte, von Legenden und Mysterien umgeben. Besonders die Verbindung zu geheimen Schätzen und Ritualen zieht bis heute Forscher und Esoteriker an.
Bekannte Legenden:
- Der Templerschatz: Eine weitverbreitete Legende besagt, dass die Templer wertvolle Schätze und geheime Dokumente in Wiener Neustadt versteckt haben, bevor der Orden 1312 aufgelöst wurde.
- Geheime Rituale: Berichte über nächtliche Versammlungen und mystische Rituale in der Templerkapelle halten sich hartnäckig. Einige Historiker vermuten, dass die Templer hier geheime Marienverehrungen abhielten.
- Unterirdische Gänge: Es gibt zahlreiche Geschichten über verborgene Tunnel, die unter der Komturei verlaufen sollen. Einige dieser Gänge wurden tatsächlich entdeckt, ihre Funktion bleibt jedoch unklar.
Diese Legenden tragen bis heute zur geheimnisvollen Aura von Wiener Neustadt bei und machen die ehemalige Komturei zu einem beliebten Ziel für Templerforscher.
6. Der Niedergang der Templer und das Schicksal der Komturei
Die Verhaftung der Templer am 13. Oktober 1307 und die anschließende Auflösung des Ordens durch Papst Clemens V. im Jahr 1312 hatten auch Auswirkungen auf die Komturei in Wiener Neustadt. Viele Templer wurden verhaftet, einige konnten jedoch fliehen. Die Ländereien und Besitztümer der Komturei wurden von den Johannitern übernommen.
Folgen für die Komturei:
- Übernahme durch die Johanniter: Die Johanniter setzten die wirtschaftlichen Aktivitäten fort, insbesondere den Weinbau.
- Schließung der Templerkapelle: Die Kapelle wurde von den Johannitern umgewidmet und diente fortan ihren religiösen Zwecken.
- Verlust der militärischen Bedeutung: Ohne die Templer verlor die Komturei ihre militärische Schlagkraft und diente fortan hauptsächlich als Verwaltungszentrum.
Die Johanniter bewahrten viele der Strukturen der Templerkomturei und entwickelten sie weiter, was dazu beitrug, dass viele Teile bis heute erhalten geblieben sind.
7. Das Erbe der Templer in Wiener Neustadt
Die Templer haben in Wiener Neustadt ein beeindruckendes Erbe hinterlassen. Die ehemalige Komturei, heute als Teil eines Schlosses genutzt, ist ein bedeutendes historisches Denkmal. Besucher können die restaurierte Templerkapelle besichtigen und in Ausstellungen mehr über die Geschichte des Ordens erfahren.
Wichtige Zeugnisse des Templererbes:
- Die Templerkapelle: Ein gut erhaltenes Beispiel romanischer Templerarchitektur.
- Weinbau: Die Tradition des Weinbaus, die von den Templern begonnen wurde, wird bis heute in der Region fortgeführt.
- Das Schlossmuseum: Eine Ausstellung zur Geschichte der Templer und Johanniter in Wiener Neustadt.
Fazit: Die Templerkomturei Wiener Neustadt als historisches Juwel
Die Templerkomturei in Wiener Neustadt war weit mehr als nur eine militärische Festung. Sie war ein spirituelles Zentrum, ein wirtschaftlicher Motor und ein strategisch wichtiger Stützpunkt des Ordens in Mitteleuropa. Noch heute zeugen die gut erhaltenen Gebäude, die Kapelle und die Weintradition von ihrem Einfluss.
Die Mischung aus Geschichte, Legenden und geheimnisvollen Überlieferungen macht die Templerkomturei in Wiener Neustadt zu einem einzigartigen Ort, der nicht nur für Historiker, sondern auch für Templer-Enthusiasten von großem Interesse ist.