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KI-Konferenz in Rom

Forscher und Vatikan fordern klare Regeln und ethische Grundlagen
Bei einer hochkarätig besetzten Konferenz in Rom haben sich Forscher und Kirchenvertreter über die Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz und die nötigen gesetzlichen Regelungen dafür ausgetauscht. Angekündigt wurde im Vorfeld des kommenden AI-Action-Summits in Paris auch eine Vatikan-Beobachtungsstelle zu KI.

Bei der Konferenz am Montag, die durch die Deutsche und Französische Botschaft beim Heiligen Stuhl in Zusammenarbeit mit dem Dikasterium für Kultur und Bildung sowie der Päpstlichen Akademie für die Wissenschaften organisiert wurde, und ein hochkarätiges Podium von Experten am internationalen Sitz des Jesuitenordens zusammenführte, begrüßten die anwesenden Gäste und Vertreter aus Politik und Wissenschaft eine klare Regulierung von Künstlicher Intelligenz.

Ihrer Erfahrung nach hätten Einzelpersonen und Gruppen, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassten, zunächst „gute Absichten“, so Nobelpreisträgerin Frances Hamilton Arnold, die auch US-Präsident Biden im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz berät. Schwierig werde es dann, wenn Firmen mit der Absicht auf Gewinne ins Spiel kämen. Doch der Nutzen von KI, vor allem in den Bereichen Hungerbekämpfung, Bekämpfung von Folgen des Klimawandels generell in der Wissenschaft oder bei medizinischen Anwendungen, überwögen die positiven Auswirkungen, so die amerikanische Biochemikerin und Chemieingenieurin. In den USA gibt es derzeit noch kein allgemein geltendes KI-Gesetz, entsprechende Vorschläge werden seit geraumer Zeit im Kongress diskutiert.

Erstes umfassendes KI-Gesetz der Welt
Der Chefberater der Generaldirektion Justiz und Verbraucher der Europäischen Kommission, Paul Nemitz, wies in seinem Redebeitrag darauf hin, dass die EU mit ihrer KI-Verordnung vom Mai 2024, dem ersten umfassenden KI-Gesetz der Welt, einen Präzedenzfall geschaffen habe. Mit dem Regelwerk wird unter anderem die Nutzung von Technologien wie Videoüberwachung oder Spracherkennung geregelt. Klare Kennzeichnung von KI-Anwendungsbereichen sei nicht nur eine Frage der Demokratie, sondern auch der Menschenwürde, denn ein Nutzer müsse sich darüber im Klaren sein, wo er auf ein anderes menschliches Gegenüber oder eine Maschine treffe, so Nemitz. Die EU habe darüber hinaus eine lange Tradition von Gesetzgebung im Technologie-Bereich, so beispielsweise bei der Regulierung in der Autoherstellung oder beim Hausbau. Was die Wissenschaft betreffe, bleibe diese davon unangetastet, schließlich greife die Gesetzgebung erst dann, wenn ein Produkt auf den Markt gebracht werde.

Die Katholische Kirche nehme jedenfalls ihre Verantwortung wahr, bei der Diskussion um Künstliche Intelligenz den Menschen ins Zentrum zu rücken. Entgegen aller beruhigender Aussagen im Vorfeld müsse man nämlich auch feststellen, dass die durch künstliche Intelligenz verlorenen Arbeitsplätze derzeit nicht mit gleichwertigen Alternativen für die betroffenen Arbeitnehmer ersetzt worden seien, so Nemitz. Insgesamt sei es wichtig, dass die Demokratie ihren Primat über die Macht der Technologiekonzerne behaupte und bewahre, gerate sie doch mit den negativen Folgen von unkontrollierter KI wie Fake News und Wahlbeeinflussung potentiell selbst in Gefahr.

Weltweit akzeptierte Regulierungsbehörde
Für eine weltweit akzeptierte Regulierungsbehörde von KI, die bei deren Missbrauch gegebenenfalls eingreifen könne, plädierte der britische KI-Forscher und Neurowissenschaftler Demis Hassabis, der sich eigener Aussage nach seit 30 Jahren mit KI beschäftigt. 2024 erhielt er für seine Verdienste auf dem Feld der künstlichen Intelligenz den Ritterschlag der britischen Krone. Europa müsste seine Überlegungen und Regulierungsansätze in die internationale Debatte einspeisen, so der Mitbegründer und CEO des Technologiekonzerns DeepMind, der mittlerweile von Google übernommen wurde, in der Diskussion.

Wie bei allen Neuerungen würden zwar Fehler gemacht werden, doch gelte es, mit der Entwicklung der Technologien Schritt zu halten und die Regelwerke entsprechend kontinuierlich anzupassen. Letztlich sehe man aber erst nach der Fertigstellung der Systeme, welche Konsequenzen man sich wirklich erwarten könne, so Hassabis, der in diesem Zusammenhang auch auf das Internet verweist. Es gelte, nach dem Beispiel der Internationalen Atombehörde IAEA auf eine weltweit verpflichtende Regulierungsbehörde von Künstlicher Intelligenz hinzuarbeiten, die für alle Akteure, auch Russland oder China, gelten müsse.

Einen angstbefreiten Ansatz bei der Behandlung des Themas wünscht sich der deutsche Mathematiker, Physiker und Informatiker Bernhard Schölkopf vom Max Planck-Institut in Tübingen, wo er die Abteilung für Empirische Interferenz leitet. Letztlich übersteige es das menschliche Auffassungsvermögen, zu erkennen, wenn ein aktueller Epochenwandel stattfinde. Auch er sieht eine Regulierung der Systeme als notwendig an, doch dürfe man sich davon auch nicht allzu viel erwarten. Letztlich liege es in der Verantwortung des Einzelnen, wie er mit den Möglichkeiten der immer mächtigeren Technologie umgehe. Seine persönliche Arbeit sehe er darin, die positiven Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz zum Tragen zu bringen.

Ethische Auswirkungen
Den Menschen und die ethischen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen, forderte in seinem Beitrag der Priester Eric Solobir, der mit seinem Think Tank Human Technology Foundation unter anderem Unternehmen bei der Umsetzung von KI-Maßnahmen nach ethischen Standards berät. Die Technologie müsse sich daran messen lassen, inwieweit sie die Handlungsfähigkeit der Menschen in positivem Sinne erweitere. Solobir ist einer der führenden Köpfe hinter der bei der Konferenz angekündigten Initiative einer Vatikan-Beobachtungsstelle für KI-Fragen.

Vatikan-Stimme einbringen
Diese Initiative solle die Stimme des Heiligen Stuhls auch auf Arbeitsebene in die Debatten einbringen, erläuterte Florence Mangin, die Französische Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Die Beobachtungsstelle wurde mit Blick auf den kommenden KI-Gipfel in Paris im Februar 2025 aus der Taufe gehoben. Bei dem Internationalen Gipfeltreffen auf französische Einladung, der an die Arbeiten früherer Treffen in Korea und Großbritannien anknüpft, erhofften sich die Veranstalter einen umfassenden Blick auf die KI-Thematik, der über reine Sicherheitsaspekte hinausgehe, so Mangin. Insbesondere gehe es darum, konkrete Handlungsempfehlungen und Initiativen auf den Weg zu bringen.

Die neue Beobachtungsstelle in Rom solle somit eine Plattform dafür anbieten, um im Vorfeld des Gipfels mit den verschiedenen am Heiligen Stuhl involvierten Stellen sowie internationalen Vertretern aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft zum Themenkomplex Ethik und Künstliche Intelligenz zu arbeiten. Paul Tighe, Sekretär der Kultursektion im Dikasterium für Kultur und Bildung werde den Vatikan in der Steuerungsgruppe der Beobachtungsstelle vertreten, kündigte sie an.

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