Sehnsucht nach Gott – Der Ruf der Seele nach der Quelle
Wenn eine Seele nach dem Übergang in die jenseitige Welt die Sphäre der Wiedervereinigung verlassen hat, beginnt für sie ein neuer Aufstieg. Sie wandert durch immer lichtvollere Ebenen, durch Welten von solch strahlender Schönheit und göttlicher Ordnung, dass selbst die vollendetste Sprache der Erde nicht ausreicht, um sie zu beschreiben. In dieser Stille, in dieser Weite, in dieser Nähe zum Ursprung beginnt die Seele allmählich zu erkennen: Gott ist nicht fern. Gott ist Licht, Liebe, Gegenwart.
Und in dieser Erkenntnis geschieht zugleich etwas anderes – die Seele erkennt ihre eigene Begrenztheit, ihre bisherige Unvollkommenheit. Nicht als Urteil, sondern als liebevolle Einsicht. Die Intensität der göttlichen Strahlung, die alles durchdringt, wirft einen Spiegel ins eigene Herz. Und dort sieht die Seele, was sie noch nicht ist – aber werden will. „Näher, mein Gott, zu Dir – näher zu Dir!“ Dieser uralte Ruf steigt auf aus dem innersten Sein. Es ist kein Gedanke mehr, sondern ein unauslöschliches Sehnen, eine brennende Flamme im Zentrum des Herzens.
Mit dieser Sehnsucht erwacht der Wunsch, alles zu tun, jeden Pfad zu beschreiten, jedes Hindernis zu überwinden, um sich mehr und mehr mit der göttlichen Quelle zu vereinen. Dann erscheint ein Lehrer – ein Lichtbote, eine Seele höheren Ranges, die bereits in inniger Verbundenheit mit dem Göttlichen lebt. Und der Lehrer sagt: „Wenn du wahrhaft zum Herzen Gottes aufsteigen willst, dann musst du zurück auf die Erde. Dort, im Gewand der Inkarnation, wirst du weiter lernen, wachsen, dienen und lieben. Das ist der Pfad.“
Vielleicht regt sich in deinem Verstand Widerstand gegen diese Worte. Du denkst: Warum noch einmal zurück in diese leidvolle Welt? Warum nicht gleich in der Sphäre des Lichtes bleiben? Doch wenn du tiefer blickst – nicht mit dem Verstand, sondern mit der Seele – dann erkennst du die Wahrheit dieser Worte. Denn dort, im tiefsten Inneren deines Wesens, weißt du: Deine größte Sehnsucht ist, mit deinem Gott EINS zu werden – nicht im Traum, sondern in lebendiger Wirklichkeit.
Und diese Einheit verlangt Erfahrung. Sie verlangt Prüfung, Mitgefühl, Hingabe, Loslassen. Sie verlangt, dass du auf der Erde das Licht Gottes nicht nur suchst, sondern wirst. Dass du selbst zu einem Lichtträger wirst – nicht durch Theorie, sondern durch deine Haltung, deine Taten, dein Sein.
Als Christus durch Jesus sprach, sagte er: „Ich bin das Licht der Welt.“ Und er fügte hinzu: „Dieses Licht leuchtet in jedem Menschen, der bereit ist, es zu empfangen.“ Das göttliche Licht, das du suchst, ist nicht fern. Es ist in dir. Und eines Tages wirst du nicht nur an diese Wahrheit glauben, sondern sie vollkommen verwirklichen. Du wirst in Licht gehen, du wirst im Licht stehen, du wirst Licht sein.
Die ewigen Arme Gottes
„Du wirst getragen von den ewigen Armen Gottes.“ – Welch ein Trost liegt in diesen Worten. Und dennoch verschließen sich viele Menschen diesem Bewusstsein. Sie glauben an Trennung, an Verlassenheit, an Gottferne. Dabei ist Gottes Liebe allgegenwärtig. Sie ist die Substanz, aus der du gemacht bist. Es gibt keinen Ort, an dem Gott nicht ist – in den Tiefen der Verzweiflung ebenso wie in den Höhen der Freude.
Gott ist mit dir, wenn du fällst, und Gott erhebt dich, wenn du bereit bist aufzustehen. Er kennt jedes Haar auf deinem Haupt, jede Regung deines Herzens, jede Träne, jeden stillen Jubel. Kein Vogel fällt vom Himmel, kein Blatt bewegt sich im Wind, ohne dass Gottes Geist darin gegenwärtig ist. Und wie viel mehr ist ER dir nahe, der du Sein Kind bist, ein Träger Seines Lichtes.
Darum – hebe dein Haupt. Schau in die Höhe. Schau ins Licht. Lass die Schatten der Angst, des Zweifels, der Entfremdung hinter dir. Denn du bist nicht getrennt. Du bist Kind des Lichtes, Kind der Ewigkeit, Kind Gottes. Der Himmel ist offen. Der Weg ist bereitet. Die Sehnsucht deines Herzens ist der Ruf deiner Seele, und dieser Ruf wird gehört. Immer.
Lass dich führen. Lass dich lieben. Lass dich verwandeln. Und du wirst erkennen, dass deine tiefste Sehnsucht schon immer die Antwort auf den Ruf Gottes war: „Komm heim, mein Kind – komm ins Licht.“
