✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Vermutliche Templer Niederlassungen in Deutschland 11

Regensburg (Bayern)

Auf der Spur der Tempelritter an der Donau

Die Stadt Regensburg – einst freie Reichsstadt und eines der bedeutendsten kirchlichen und politischen Zentren des Heiligen Römischen Reiches – war im Mittelalter ein Knotenpunkt für Handel, Pilgerfahrten und geistliche Orden. Viele geistliche Gemeinschaften, darunter Benediktiner, Dominikaner, Franziskaner und Johanniter, hinterließen ihre Spuren im Stadtbild. Doch auch der legendäre Templerorden, dessen Präsenz in weiten Teilen Europas nachgewiesen ist, soll nach lokalhistorischen Hinweisen in Regensburg Besitz oder eine Niederlassung gehabt haben. Zwar gibt es keinen urkundlichen Beweis, doch deuten Flurnamen, alte Stadtpläne und regionale Überlieferungen auf eine mögliche Templerpräsenz hin.

Regensburg im Mittelalter – Ein strategisches Zentrum

Regensburg war im Hochmittelalter ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt an der Donau. Von hier aus führten Pilgerwege ins Heilige Land, Handelsstraßen nach Italien, Böhmen und in den Westen des Reiches. Die Stadt beherbergte den Reichstag, war Sitz des Bistums und zählte zu den am dichtesten besiedelten Städten Deutschlands.

Durch diese zentrale Lage war Regensburg ein attraktiver Ort für geistliche Ritterorden wie die Johanniter, die dort nachweislich ab dem 13. Jahrhundert tätig waren. Auch für den Templerorden, der in Europa primär durch wirtschaftlich und strategisch sinnvoll platzierte Kommenden agierte, wäre Regensburg ein logischer Standort gewesen.

Hinweise auf Templerbesitz in Regensburg

1. Flurnamen und Straßennamen

In historischen Stadtplänen und Flurbezeichnungen tauchen Begriffe wie:

„Tempelhof“

„Templerstraße“

„Tempelacker“

auf, insbesondere im südöstlichen Bereich der Altstadt und am Donauufer. Solche Bezeichnungen lassen sich andernorts mit belegten Templerstandorten in Verbindung bringen (z. B. Berlin-Tempelhof oder Bretten).

2. Spätmittelalterliche Chroniken

Einige städtische Chroniken des 15. und 16. Jahrhunderts erwähnen einen „Hof der Tempelherren außerhalb der Mauern“. Es bleibt unklar, ob damit wirklich der Templerorden gemeint ist oder ob es sich um einen späteren Johanniterhof handelt, der fälschlich mit den Templern in Verbindung gebracht wurde.

3. Verwechslung mit Johannitern

Nach der Auflösung des Templerordens im Jahr 1312 gingen viele Besitzungen an den Johanniterorden über. In Regensburg waren die Johanniter zweifelsfrei aktiv – z. B. mit dem Haus zum Schwarzen Kreuz und einer eigenen Kapelle. Möglicherweise beruhen Berichte über Templerbesitz auf einer nachträglichen Verwechslung mit diesen Einrichtungen.

Was spricht für eine Templerpräsenz?

Geografische Lage: Regensburg lag am Schnittpunkt mehrerer Pilger- und Handelswege und an der Donau, einem wichtigen Transportweg für Waren und Reisende – also ideale Voraussetzungen für eine Ordensstation.

Politische Stabilität: Als freie Reichsstadt mit religiöser Vielfalt war Regensburg ein günstiger Ort für Orden, die Schutz und Einfluss suchten.

Nähe zu anderen Templerorten: In Süddeutschland waren Niederlassungen in Bretten, Schwäbisch Gmünd und München nachweisbar. Regensburg hätte gut in diese Kette gepasst.

Indirekte Quellenlage: Urkunden aus umliegenden Klöstern wie Obermünster, Niedermünster und St. Emmeram erwähnen zwar keine Templer direkt, aber Schenkungen an „ritterliche Bruderschaften“, deren genaue Zuordnung offen bleibt.

Die Rolle der lokalen Überlieferung

Interessanterweise gibt es in der Regensburger Bevölkerung bis heute Sagen und Legenden, die von:

einem „geheimen unterirdischen Gang des Templerordens“

„vergrabenen Schätzen der Tempelherren“

und einer „Tempelkapelle am Donauufer“

berichten. Solche Erzählungen sind typisch für ehemalige Templerorte – auch wenn sie keinen historischen Beweis liefern, spiegeln sie doch eine kollektive Erinnerung oder volkstümliche Deutung wider.

Fazit: Templer in Regensburg – Mythos oder Realität?

Die Hinweise auf eine Templerniederlassung in Regensburg sind vielversprechend, aber nicht eindeutig. Während Flurnamen und Überlieferungen eine gewisse Wahrscheinlichkeit stützen, fehlen archäologische und urkundliche Beweise.

Es bleibt möglich, dass es sich bei der vermuteten Niederlassung um:

eine zeitweise genutzte Station handelte (z. B. für Reisende oder Versorgung),

eine kleine wirtschaftliche Niederlassung ohne kirchliche Funktion war,

oder dass es nachträgliche Verwechslungen mit Johannitern oder anderen geistlichen Orden sind.

Ein klares Urteil lässt sich derzeit nicht fällen – doch Regensburg bleibt ein interessanter Forschungsort für Templerhistoriker und Liebhaber der mittelalterlichen Ordensgeschichte.

Tipp für Historik-Interessierte:

Ein Besuch im Stadtarchiv Regensburg, kombiniert mit einem Rundgang durch das südliche Donauufer und die Altstadt, kann spannende Entdeckungen liefern – vielleicht sogar neue Hinweise auf ein verborgenes Kapitel der Templergeschichte.

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